Bald 4000

Zahl der Obdachlosen steigt stark an

„An die ist schwer heranzukommen“: Obdachloser in der U-Bahnstation Kröpcke.   Foto: Dröse (Archiv)

„An die ist schwer heranzukommen“: Obdachloser in der U-Bahnstation Kröpcke.

Hannover. Die Christdemokraten hatten in der Innenstadt viele Obdachlose im öffentlichen Raum bemerkt und sich nach Unterbringungsmöglichkeiten im Winter erkundigt.

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Der Anstieg deckt sich mit den Beobachtungen der Sozialdienstleister vor Ort: Gut 3000 Obdachlose in Hannover war die geschätzte Zahl des Diakonischen Werks im vergangenen Jahr, ein Zehntel davon auf der Straße lebend und im Freien übernachtend. Aber Leiter und Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes sagt schon jetzt: „Wir gehen auf die 4000 zu.“

Die hannoverschen Zahlen spiegeln die Entwicklung im gesamten Bundesgebiet wider. Laut Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungshilfe droht die Zahl der wohnungslosen Menschen von rund 335.000 Wohnungslosen im Jahr 2014 auf etwa 536.000 im Jahr 2018 anzusteigen.

Der sprunghafte Anstieg hat vor allem mit der Öffnung der europäischen Grenzen und dem Flüchtlingsstrom nach Deutschland zu tun. „Es sind in den vergangenen Jahren viele Osteuropäer dazugekommen, und auch anerkannte Flüchtlinge gehören mittlerweile dazu. Daneben gibt es noch die ,klassischen’ Obdachlosen“, sagt Müller-Brandes. Das stelle in Hannover die Helfer vor neue Probleme. Denn es fehlten in der Stadt kleine Wohnungen, was er und seine Kollegen schon seit geraumer Zeit beklagen. Gerade in diesen Tagen, in denen die Programme zur Winternothilfe wieder anlaufen, steigen die Gefahren für Menschen ohne Unterkunft.

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„Wir vermuten, dass vermehrt Menschen aus Osteuropa mit Bussen nach Hannover reisen“, sagte Ordnungsdezernent Marc Hansmann (SPD) kürzlich im Finanzausschuss. Sie versprechen sich ein besseres Leben, doch viele finden keinen Halt. So besteht die Trinkerszene auf dem Raschplatz zum großen Teil aus Osteuropäern. Die meisten von ihnen sind nach Einschätzung der Stadt obdachlos. „An die ist schwer heranzukommen“, heißt es unter Sozialarbeitern.

Der Anstieg der Obdachlosen-Zahlen in Hannover ergibt noch eine andere Baustelle, für die nach Ansicht des Diakoniepastors „dringend eine Lösung gefunden werden muss“. Denn wer als Obdachloser öffentliche Leistungen in Anspruch nehmen will, braucht eine Postadresse. Das kann bei einer öffentlichen Einrichtung wie der Zentralen Beratungsstelle der Diakonie für Wohnungslose in der Hagenstraße sein. Allerdings sind mittlerweile 880 Menschen dort gemeldet, darunter 255 Flüchtlinge, was für die Mitarbeiter nicht mehr zu bewältigen ist. Viele anerkannte Flüchtlinge wohnen mittlerweile bei Freunden und Familien in Hannover. Die Gastgeber aber melden neuen Mieter nicht, weil sie Angst haben, dass der Vermieter ihnen kündigt. Müller-Brandes fordert dringend eine Clearing-Stelle, die unter diesen neuen Voraussetzungen Lösungen sucht und findet.

Von Uwe Janssen und Andreas Schinkel

HAZ

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