Barsinghausen

Anlieger warten mit Bangen auf Zahlungsbescheide

Pech gehabt?: Werner Bendzka (von links), Friedrich-Wilhelm Köppel und Friedel Fuchs wohnen an der Stettiner Straße und gehören womöglich zu den letzten Barsinghäusern, die die Ausbaubeiträge bezahlen müssen.

Pech gehabt?: Werner Bendzka (von links), Friedrich-Wilhelm Köppel und Friedel Fuchs wohnen an der Stettiner Straße und gehören womöglich zu den letzten Barsinghäusern, die die Ausbaubeiträge bezahlen müssen.

Barsinghausen. Friedrich-Wilhelm Köppel und Werner Bendzka sind zu Gast bei Friedel Fuchs. Die drei Rentner sitzen um den Wohnzimmertisch und sprechen über ihre Situation. Sie wohnen in der Stettiner Straße, die vor vier Jahren grundlegend saniert wurde. Die anhaltende Diskussion über die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) ließ sie lange hoffen, dass sie zur Begleichung des Anliegeranteils der Gesamtkosten in Höhe von 660.000 Euro doch nicht herangezogen werden. Seit der letzten Sitzung des Ratsarbeitskreises zu diesem Thema haben die drei und ihre Nachbarn Gewissheit: In Barsinghausen werden Straßenausbaubeiträge 2019 zwar abgeschafft, die Anwohner der Stettiner Straße aber gehören zu den letzten, die mit vielen Tausend Euro pro Haushalt die Sanierungskosten direkt mittragen müssen.

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„Tja, Pech gehabt“, sagt Bendzka. Irgendwo müsse ja eine zeitliche Grenze gezogen werden, ab der die Anwohner von den Beiträgen befreit seien. „Aber muss die Grenze ausgerechnet bei uns gezogen werden?“, fragt der 67-Jährige lächelnd. Bürgermeister Marc Lahmann hatte während der Arbeitskreissitzung in der vergangenen Woche erklärt, dass für Projekte, für die von den Bauunternehmen bereits Schlussrechnungen gestellt wurden, zwingend Ausbaubeiträge erhoben werden müssen. Das Schicksal der „Stettiner“ betrifft unter anderem auch die Bewohner der August-Böger-Straße, der Wilhelm-Stegen-Straße und des Knappenwegs.

An die Grundstückseigentümer in der Stettiner Straße sind auch vier Jahre nach den Bauarbeiten bisher keine Beitragsbescheide vonseiten der Stadt geschickt worden. 21 Häuser stehen hier, alle in den 1950er Jahren gebaut. Die meisten Bewohner sind im Rentenalter, es gibt eine Handvoll jüngere Familien mit Kindern, aber auch recht betagte alleinstehende Damen. Sie alle wissen seit vier Jahren nicht, welche Kosten auf sie zukommen. „Wir rechnen mit Kosten zwischen 8.000 und 18.000 Euro pro Grundstück“, sagt Fuchs. Der 80-Jährige betont, dass er und seine Frau ihr 1980 gekauftes Haus noch nicht abbezahlt hätten. „Wir müssen jetzt also noch einen weiteren Kredit aufnehmen“, sagt er und gibt zu bedenken, dass Menschen in seinem Alter nur noch schwer Darlehen bekämen. Bendzka und der 76-jährige Köppel besitzen einen Bausparvertrag beziehungsweise eine Lebensversicherung, die sie auflösen müssen. „Die waren eigentlich für andere Dinge eingeplant, es darf dann also nichts mehr passieren“, betont Bendzka, der erst vor kurzem die Hypothek auf sein Haus abgelöst hat.

Doch er will nicht klagen, einige Nachbarn treffe es ja noch schlimmer. „Eine alte Dame hat ihren Mann vor 40 Jahren verloren, ihr Haus ist auf ganz altem Stand, und sie heizt noch mit Kohle. Die habe sicherlich kein Geld, um die Rechnung zu bezahlen“, bedauert Bendzka. Dass ihre Straße dringend saniert werden musste, wollen die drei Männer nicht bestreiten. Doch die Sorge vor der finanziellen Belastung bedrückt sie alle. Jetzt gilt das Prinzip Hoffnung. Fuchs hofft, dass sich Bürgermeister Marc Lahmann, mit dem er bereits etliche Male wegen der Sanierung gesprochen hat, um eine Härtefallregelung bemühen wird. „Ich hoffe, dass es uns eine Stundungsregelung mit geringen Zinsen möglich macht, die Rechnungen zu zahlen.“ Auch Bendzka hat sich mit der Zahlung des Ausbaubeitrags abgefunden. „Aber vielleicht erlässt die Stadt ja denjenigen, die jetzt als letzte die Beiträge noch bezahlen müssen, einen Teil der Kosten.“ Köppels Hoffnung ist eine andere: „Ich hoffe auf einen großen Lotto-Gewinn“, sagt er sarkastisch.

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Von Mirko Haendel

HAZ

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