Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine: Netzwerk koordiniert viele Partner und Angebote
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/PQCXIDMLHBZLTK6G3TLO4AS5SQ.jpg)
Gemeinsam für die Ukraine: Jonas Kurtze (von links), Nina Engelhard, Karolina Meyer, Reni Kruckemeyer-Zettel und Karin Müller sind Teil des Burgwedeler Netzwerks.
© Quelle: Andrea Hesse
Wettmar. Die Hilfsbereitschaft in der Stadt Burgwedel, wenn es um Spenden für die Ukraine und die Unterstützung der Geflüchteten geht, ist immens. Wettmars Pastorin Reni Kruckemeyer-Zettel, St.-Marcus-Kirchenvorsteher Jonas Kurtze, Karin Müller, Karolina Meyer und Nina Engelhard sind Teil des Burgwedeler Netzwerkes „Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine“, das sich unmittelbar nach dem Überfall des russischen Militärs auf das Nachbarland zusammengefunden hat.
Mehr als 200 Menschen aus allen Ortsteilen Burgwedels, einige auch aus Langenhagen, Isernhagen und der Wedemark, tauschen sich regelmäßig per Messenger über alles aus, was gebraucht wird und angeboten werden kann – vom Wohnraum über Kinderfahrräder bis hin zu Bügeln für die Kleiderkammer, den Sprachkurs und die Corona-Impfung. „Unser Ziel ist es, gut strukturierte und vernetzte Hilfsangebote aufzubauen und mit diesen Strukturen auch die Stadt Burgwedel zu entlasten“, erklärt Kruckemeyer-Zettel.
Kruckemeyer-Zettel koordiniert Kooperationspartner
Wettmars Pastorin nutzt den Urlaub nach ihrer Erkrankung, um bis Ende April ausreichend Zeit für die Arbeit im Netzwerk zu haben und so Stück für Stück zurück ins Berufsleben zu kommen. Bei ihr laufen alle Informationen zusammen, werden sortiert, gebündelt und an die zuständigen Menschen weitergegeben. Es gibt viele Partner im Netzwerk. Mit dabei sind die Bürgerstiftung, die Gruppen "Burgwedel hilft!" und "Burgwedel hilft der Ukraine", das Diakonische Werk, die Fahrradwerkstatt, die Initiative "Fuhrberg hilft helfen", die General-Wöhler-Stiftung, die Lebensberatungsstelle, Burgwedels Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister, die Stadt, die Tafel sowie alle evangelischen Kirchengemeinden und die katholische Kirchengemeinde in Burgwedel.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ICV4PJD5O62HZEW2QRUHDTRAZI.jpg)
Auf dem Weg der Genesung: Wettmars Pastorin Reni Kruckemeyer-Zettel steigt nach ihrer Erkrankung Schritt für Schritt wieder ein. Ihr Ehemann Michael Zettel ist ihre große Stütze.
© Quelle: Martin Lauber (Archiv)
Inzwischen haben sich etwa 100 aus der Ukraine geflohene Menschen bei der Stadt gemeldet. Sie alle sind auf privaten, nicht staatlich organisierten Wegen ankommen und haben auch private Aufnahme gefunden. „Wir haben hier in Wettmar ein Haus, das wir eigentlich verkaufen wollten“, berichtet Nina Engelhard. Kurzentschlossen warfen sie und ihr Mann diese Pläne über den Haufen und stellten das Gebäude einer mit drei Kindern aus der Ukraine geflohenen Familie zur Verfügung. „Mittlerweile leben dort auch noch eine Schwägerin mit ihren Zwillingen und die Oma“, erzählt Engelhard. Die Chemie zwischen der Gastgeberin und ihren Gästen stimmt, und möglicherweise wird sich daraus auch eine berufliche Perspektive für eine der geflüchteten Erwachsenen ergeben.
Kinderbuchautorin Karin Müller aus Wettmar organisiert gerade einen Deutschkurs als Bindeglied zu den geplanten Integrationskursen der Volkshochschule, die in einigen Wochen im Gemeindehaus St. Paulus beginnen sollen. Karolina Meyer aus Thönse, geboren und aufgewachsen im ukrainischen Odessa, steht als Dolmetscherin zur Verfügung. Sie plant gemeinsame Zoobesuche und Stadtführungen in Hannover, um den Menschen aus der Ukraine das Ankommen zu erleichtern.
Netzwerk lädt zum Treffen ein
Das Netzwerk „Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine“ lädt für Donnerstag, 31. März, um 18.30 Uhr zu einem Treffen in Präsenz vor dem Gemeindehaus von St. Petri, Küstergang 2 in Großburgwedel, ein. Vereine, Initiativen und jeder, der helfen möchte, sind dort gern gesehen. „Wir haben inzwischen so viele, die sich engagieren, wir würden gern alle mal persönlich sehen“, sagt Wettmars Pastorin Reni Kruckemeyer-Zettel. Ziel seien ein Austausch, aber auch erste Überlegungen, wie man sich noch besser strukturieren könnte. „Wir denken beispielsweise über die Gründung von Arbeitsgruppen nach.“
Kirchengemeinde hat Erfahrung mit Hilfsaktionen
Bereits 2015 und 2016 gab es in St. Marcus ein Kirchenasyl, und es entstanden die Netzwerke „St. Marcus hilft“ sowie „St. Petri und St. Paulus helfen“. „An diese Strukturen konnten wir anknüpfen“, berichtet Wettmars Pastorin. Erfahrung im Helfen hat auch Jonas Kurtze: Im Sommer 2021 war er mit Jugendlichen aus Wettmar ins Hochwassergebiet an der Ahr gefahren – nun begleitete er drei Reisebusse, die mit Hilfsgütern nach Polen fuhren und mit Geflüchteten nach Deutschland zurückkehrten. Die Fahrt sei richtig und wichtig gewesen, sagt er. Dennoch war er nach der Rückkehr nicht zufrieden: Die Aufnahme der Menschen in Deutschland sei „chaotisch“ verlaufen. Ohnehin empfiehlt Kurtze allen Engagierten, nicht aus dem Affekt heraus zu handeln: „Man sollte sich gut überlegen, ob man bislang fremde Menschen in die eigene Wohnung aufnehmen möchte.“
HAZ