Greifvogel, Igel und Co.: Wohin mit dem verletzten Wildtier?
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Ein Mäusebussard sitzt auf der Lauer.
© Quelle: Arne Dedert (dpa)
Großburgwedel. Wohin mit einem verletzten Bussard? Mit dieser Frage hat sich Fabian Ehring am Pfingstsonntag beschäftigen müssen. Der Engenser war auf der B3 unterwegs, als er am Fahrbahnrand einen bewegungslosen Greifvogel hocken sah. „Den kannst du da nicht sitzen lassen“, dachte sich Ehring und hielt an: „Ich habe eine Decke über ihn geworfen und ihn in den Kofferraum gesetzt.“ Während der Rettung habe noch eine nette Frau angehalten und ihm geraten, den Vogel in die Tierklinik Großmoor (Landkreis Celle) zu fahren.
Klinik verweist auf Vogelspezialisten
Das tat der Engenser – und die Odyssee begann. Denn in Großmoor wurde er abgewiesen. "Wir sind eine Tierarztpraxis mit Spezialisierung auf Pferde und einem Kleintieranteil. Der diensthabende Arzt war Pferdespezialist", sagt Dr. Frank Zailskas von der Tierklinik. Deshalb sei dem Vogelfinder geraten worden, sich beim Nabu nach einem Spezialisten für Vögel zu erkundigen oder das Tier in die Tierärztliche Hochschule zu bringen. Auch das Nabu-Artenschutzzentrum in Leiferde bei Gifhorn hätte den Vogel aufgenommen, wie Horst Hagenberg, Sprecher des Nabu Burgwedel/Isernhagen, sagt: "Wir haben als Verein leider nicht die Kapazitäten, selbst tätig zu werden."
Tierärzte können behandeln, müssen es aber nicht
Für den Mäusebussard ging die Odyssee weiter: Eine Dreiviertelstunde lang versuchte sein Finder, bei anderen Tierärzten telefonisch weiterzukommen – vergebens. Wenn ein Arzt ein solches Tier behandele, sei das immer freiwillig, sagt die Großburgwedeler Tierärztin Giesela Dankert. „Ich mache das – und ich mache, was ich kann. Wenn ich aber sehe, da muss ein Fachmann ran, etwa weil ein Flügel gebrochen ist und geröntgt werden muss, verweise ich auf die Tierärztliche Hochschule.“ In jedem Falle sollte vor dem Vorbeibringen ein Telefonat erfolgen, rät die Veterinärin.
Polizei vermittelt Bussard an Experten
Hilfe fand der Vogelfreund letztlich im Polizeikommissariat Burgwedel. „Ich konnte den Bussard dort abgeben. Die kannten einen Experten, der sich jetzt um den Vogel kümmert“, sagt Ehring erleichtert. Der Greif, erfuhr er, hat gebrochene Beine und war dehydriert, werde seine Verletzungen aber überstehen.
Grundsätzlich ist die Polizei aber mitnichten erste Anlaufstelle für Fundtiere: "Schon gar nicht Greifvögel. Mit Hunden haben wir es ab und an zu tun", sagt Polizeisprecher Bernd Klapproth. Die Polizisten nehmen in so einem Fall Kontakt zu Tierärzten, dem Tierrettungsfahrzeug der Berufsfeuerwehr Hannover oder dem Tierheim in Krähenwinkel auf. "Offensichtlich verletzte oder kranke Wildtiere sollten so schnell wie möglich zum Tierarzt. In Hannover gibt es die Tierärztliche Hochschule, die eine Fachklinik für Wildtiere hat. Dort werden Notfälle rund um die Uhr angenommen, und für die Finder entstehen selbstverständlich keine Kosten", rät Tierheimleiterin Doris Peterek.
Feuerwehr bringt verletzte Tiere in die TiHo
Auch die Feuerwehr Burgwedel wird mitunter wegen Tieren alarmiert. „Wenn wir den Einsatz über die Leitstelle bekommen, arbeiten wir ihn ab und bringen das Tier in die Tierärztliche Hochschule Hannover“, sagt Stadtbrandmeister Ingo Motl. Bei Haustieren werde der Besitzer kontaktiert, wenn er zu ermitteln ist. Bei Wildtieren sei der Jagdpächter der Ansprechpartner. Inwiefern ein Feuerwehreinsatz kostenpflichtig ist, entscheide die Kommune. Vielfach seien gerade Wildtiere bereits wieder verschwunden, wenn die Feuerwehr ankomme, sagt Motl: „Wilde Tauben, die im Garten sitzen, ruhen sich meistens nur aus, bevor sie weiterfliegen“, nennt er ein Beispiel.
Tatsächlich benötigten Tiere nicht immer gleich Hilfe, bestätigt TiHo-Sprecherin Sonja von Brethorst. Definitiv verletzte Wildtiere können aber jederzeit in der TiHo abgegeben werden: "Wir haben einen 24-Stunden-Notdienst am Bünteweg 9. Dort werden die Tiere aufgenommen."
Von Sandra Köhler