IGS Burgwedel: Schulleiter spricht über Konzept, Noten und Hausaufgaben

Bis Mai müssen sich Viertklässler in Burgwedel für die IGS oder das Gymnasium als weiterführende Schule entscheiden. Für welche Kinder eignet sich die Gesamtschule, Herr Schinze-Gerber? Wir sind eine Schule für alle Kinder aus Burgwedel. Von unterschiedlichen Nationalitäten, von unterschiedlicher Herkunft, Jungs sowie Mädchen und divers. Unser Leistungsspektrum reicht von Förder- und Sprachlernbedarf bis zu leistungsstarken Schülerinnen und Schülern. Darauf ist unser Konzept ausgerichtet, und so wird der Unterricht auch umgesetzt. Es ist eine Schule für alle Kinder. Wie setzen Sie das Konzept um? Unsere Schülerinnen und Schüler lernen möglichst lange zusammen, nämlich in den Klassen fünf bis acht. Es findet dann eine Differenzierung innerhalb einer Klasse statt mit entsprechenden Lehrkräften. So werden zum Beispiel im Fach Mathematik unterschiedliche Arbeiten zum gleichen Thema geschrieben, aber auf unterschiedlichen Leistungsniveaus. Wir haben Lehrbücher, die darauf ausgelegt sind, dass ein gleiches Thema bis zu drei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweist. Wir haben für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf vier Förderschullehrer bei uns an der Schule, und in den jeweiligen Lerngruppen gibt es ein Teamteaching mit einer Förderschulkraft. Wir haben kleine Klassen, das ist besonders wichtig, damit der Unterricht auch gelingt. Denn bei 30 Schülerinnen und Schülern in einer Klasse kann ich nicht jeden im Blick haben. Deshalb sind 20 bis 22 Kinder in einer fünften Klasse und mit jeweils zwei Lehrkräften in den Trainingszeiten. Warum gibt es zwei Lehrer pro Klasse? Die Lehrkräfte sind entsprechend geschult, dass sie differenziert Unterricht machen können. Das bedeutet: Alle lernen zusammen, aber auf unterschiedlichen Niveaustufen. Die Kinder werden also nicht separiert. Es kann bei Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf sinnvoll sein, dass sie phasenweise im Nebenraum in Kleingruppen arbeiten, aber grundsätzlich lernen alle zusammen. Stimmt es, dass es an der IGS keine Hausaufgaben gibt? Ja und nein. Hausaufgaben im klassischen Sinne vergeben wir nicht. Das, was sonst zu Hause gemacht wird, geschieht in der Schule. Unsere Trainingszeitstunden sind der Hausaufgabenersatz, und sie sind in die Stundentafel mit integriert. Allerdings: Vokabeln lernen, eine Lektüre lesen und auch die eine oder andere Nacharbeit, das ist in der Zeit nicht zu schaffen. Das müssen die Schülerinnen und Schüler tatsächlich zu Hause erledigen. In den Klassenstufen fünf und sechs gibt es drei Trainingszeitstunden und in den Klassen sieben und acht sogar vier Stunden die Woche, bei denen beide Klassenlehrer gleichzeitig dabei sind – damit die Schülerinnen und Schüler unterstützt und ihnen entsprechend geholfen werden kann. Ab dem neunten Jahrgang haben wir die klassischen Hausaufgaben, weil wir dann auf die Abschlüsse und später auf das Arbeiten in der Oberstufe hinführen. Gibt es Noten? Wir haben bis Klasse sieben Lernentwicklungsberichte. Statt der Ziffernnote gibt es vier Kategorien: Die Leistungen werden im besonderen Maße erreicht („be“), erreicht („e“) oder sie wurden teilweise („te“) oder nicht erreicht („ne“). Pro Fach gibt es eine Seite. Darin sind einzelne Kompetenzen wie zum Beispiel in Mathematik Geometrie, Arithmetik und Kopfrechnen aufgelistet, und für jeden Bereich erhält der Schüler eine genaue Bewertung. Die Besonderheit: Auf jedem Blatt ist unten die individuelle Lernentwicklung dokumentiert. Hier schreiben die Lehrer, wo die Stärken der Schülerinnen und Schüler liegen und wo noch ein Vertiefen nötig ist. Ab der achten Klasse gibt es dann Zensuren mit einem verkürzten, einseitigen Lernentwicklungsbericht und ab Jahrgang neun nur noch Ziffernnoten. Gibt es an der IGS Profile wie zum Beispiel Bläser- oder iPad-Klassen? Nein, die gibt es nicht. Dafür bieten wir für die individuelle Talententfaltung Profilkurse an: Musik, Gesang, Naturwissenschaft, Gesellschaftslehre, manchmal auch Kunst, und Sport ist immer dabei. Diese Kurse wählen die Schülerinnen und Schüler für zwei Jahre in der fünften Klasse. Wir haben bewusst darauf verzichtet, beispielsweise eine Orchester- oder Forscherklasse einzurichten, weil die IGS davon lebt, dass die Kinder mit ihren unterschiedlichen Talenten und Voraussetzungen gemeinsam lernen. Dann würden wir von vornherein nach Sportlern, Musikern oder Forschern sortieren und hätten nicht mehr das Prinzip, gegenseitig voneinander und miteinander zu lernen. Wie starten Sie mit den Fünftklässlern? Die Kinder kommen bei uns an, und in den ersten Tagen gibt es eine Einführungswoche. Dann finden sie sich nach und nach in ihren Schulalltag hinein. Neben den Profilkursen starten ab dem fünften Jahrgang auch die AGs über die offene Ganztagsschule. Wir fangen auch schon mit der Berufs- und Studienorientierung mit den Girls- und Boysdays an. Im Bereich Arbeit-Wirtschaft-Technik gibt es Pflichtstunden. Jedes Kind hat bei uns nach der sechsten Klasse gelernt, wie man eine Ständerbohrmaschine bedient. Im regulären Lehrplan lernen sie auch, gesund zu kochen. Gibt es Unterricht am Nachmittag? Ja. Dienstag und Donnerstag sind gesetzt. Montag und Mittwoch können die Fünft- und Sechstklässler die Profilkurse vierteljährlich wählen: Module sind zum Beispiel Kochen und Backen, Trampolinspringen, Fußball et cetera. Zudem können sich die Kinder für die Angebote der offenen Ganztagsschule für ein halbes Jahr verbindlich anmelden. Mittagessen ist an allen Tagen möglich. Für die höheren Jahrgänge bieten dann vorrangig Lehrkräfte AGs an wie etwa Schulsanitäter, Buddys, Streitschlichter, Fußball und die Mofa-AG. Wie können sich die Eltern an der IGS engagieren? Eltern unserer Schüler können sich von der Klassenvertretung über schulinterne Gremien wie Schulelternrat, Gesamt- und Fachkonferenzen bis hin zum Förderverein einbringen. Gibt es an der IGS Elternsprechtage? Nein. Wir bieten die Lernentwicklungsgespräche an. Da ist es so, dass jede Schülerin und jeder Schüler sich mit den Eltern 30 Minuten mit dem Klassenleitungsteam austauscht. Es geht nicht um Nachsteuerbedarf, sondern da werden eine Zielvereinbarung für ein halbes Jahr und zwei oder drei Entwicklungsschwerpunkte festgelegt. Immer wieder hört man an der IGS auch den Begriff „Logbuch“. Was ist das? Das ist ein Schulplaner mit Kalenderfunktion. Zudem dient es der Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule. Es sind Felder für Selbstreflexion und für Fortschritte der Schülerinnen und Schüler vorhanden. Darin sind auch ein Lerntagebuch, eine To-do-Liste sowie Wochenziele und alle Schulvereinbarungen wie etwa die Schulordnung integriert. Und es beinhaltet ein digitales Klassenbuch und Informationen zu IServ. Lesen Sie auch Wie bereiten Sie die Zehntklässler auf die Oberstufe vor? Die Schülerinnen und Schüler haben eine solide Ausbildung sowohl methodisch, inhaltlich wie auch kompetenzorientiert. Zusätzlich bieten wir ab dem zehnten Jahrgang eine AG für die Vorbereitung auf die Oberstufe in Deutsch, Mathematik und Englisch zusammen mit dem Gymnasium an. Wir bieten zudem einen Informationsabend an, wo sich unter anderem die berufsbildenden Schulen, das Gymnasium sowie die IGS Wedemark vorstellen. Die IGS Wedemark lädt darüber hinaus interessierte Schüler zum Schnuppertag ein. Gibt es neue Pläne an der IGS? Ja. Wir starten nach den Sommerferien mit iPads für den gesamten siebten Jahrgang. Jedes Kind bekommt ein Tablet. Das ist aktuell das Hauptthema der Schule, und wir arbeiten gerade an einem erfolgreichen Start. Es ist nicht nur ein iPad auszugeben, sondern auch mit Planungen verbunden, wie wir sinnstiftend, ergänzend und innovativ damit im Unterricht arbeiten. Ein Konzept entwickeln wir derzeit.

IGS Burgwedel: Schulleiter spricht über Konzept, Noten und Hausaufgaben

Schulleiter im Interview: Für welches Kind ist die IGS richtig, Herr Schinze-Gerber?

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