Nach Messerattacke: Polizei prüft Hass-Kommentare
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Vom Tatort der Messerattacke an der Dammstraße machten in den Tagen nach dem 24. März zahlreiche Kamerateams Aufnahmen.
© Quelle: Laura Ebeling
Großburgwedel. Nach der von einem 17-jährigen Syrer verübten Messerattacke auf eine 24-Jährige hatte sich die Stadt Burgwedel zur Fortsetzung der Integration bekannt. Daraufhin wurde die Stadt in zahlreichen Facebook-Kommentaren angefeindet. Die Polizei prüft jetzt, ob einige der Kommentare den Straftatbestand der Beleidigung oder Volksverhetzung erfüllen. Vor diesem Hintergrund sei eine kurzfristige Rückkehr in das soziale Netzwerk zunächst nicht geplant, sagte Bürgermeister Axel Düker.
Zirca zehn Kommentare hat Düker an die Polizei weitergeleitet. Keiner stamme von einem Burgwedeler. In einem werde dazu aufgerufen, Politiker abzustechen, in einem anderen werde ihm indirekt die Gaskammer zugedacht: Düker vermutet eine koordinierte Online-Attacke von Rechtsextremen, zum Teil sei über einen russischen Server gehetzt worden. Bei Verdacht auf Volksverhetzung werde der politische Staatsschutz in Hannover die Prüfung übernehmen, sagte Bernd Klapproth vom Kriminal- und Ermittlungsdienst der Burgwedeler Polizei.
Düker will derzeit nicht erneut das Risiko eingehen, dass durch Kommentare auf einem städtischen Facebook-Account der Ruf der Stadt Schaden nimmt. "Viele andere Kommunen haben auch keinen Facebook-Auftritt", sagte er. "Wer mit uns in Kontakt treten will, kann dies über das Bürgerportal auf unserer Homepage tun."
Ein weiteres Problem: Viele Flüchtlinge in Burgwedel hätten laut Düker jetzt Angst, in Haftung genommen zu werden für die Tat eines Einzelnen, die sie zutiefst verurteilten: Diese Rückmeldung hat Düker nach eigener Aussage von den städtischen Sozialarbeitern wie auch von ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuern bekommen. An die Verwaltung sei deshalb der Wunsch herangetragen worden, dieses Spannungsfeld in einer öffentlichen Veranstaltung zu thematisieren. Dafür signalisiert er Unterstützung.
Unterdessen ist die 24-Jährige mittlerweile außer Lebensgefahr, der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft. Laut Oberstaatsanwalt Thomas Klinge hat er bisher nicht ausgesagt. Anderthalb Wochen nach der Tat seien die Ermittler weiter auf der Suche nach Zeugen, die umfangreichere Aussagen machen können.
Von Martin Lauber
HAZ