"Viele wissen nicht, woher sie uns kennen"
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Bei "The Voice of Germany" begeisterten André (links) und Mitchy Katawazi vor gut einem Jahr Zuschauer und Experten.
© Quelle: Sat.1/Pro7
Gehrden. Sie ist noch immer da. Diese Lockerheit, diese ansteckende gute Laune, die Andre und Mitchy Katawazi scheinbar so selbstverständlich ausstrahlen. Mit ihr haben die beiden Brüder aus Leveste vor einem guten Jahr bei der Castingshow "The Voice of Germany" im Fernsehen die Zuschauer und sogar Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß angesteckt. Und sie ist auch jetzt noch zu spüren, als die beiden jungen Musiker zum Besuch in der Redaktion in Gehrden vorbeischauen.
Ob sie auch heute noch auf der Straße erkannt werden? "Auf jeden Fall", sagt Mitchy. "Wir hatten ja schon vor den Auftritten einige Videos bei Facebook hochgeladen und waren gerade bei jüngeren Leuten hier in der Gegend bekannt." Doch ein wenig hat sich die Wahrnehmung schon verändert. "Nach dem ersten Auftritt im vergangenen Jahr ist auf der Straße sogar mal eine Omi auf uns zugekommen und hat gesagt: ,Ich habe euch im Fernsehen gesehen - ihr seid zwei echt nette Bengels.'", erzählt der 21-Jährige. Und sein fünf Jahre älterer Bruder ergänzt: "Inzwischen sehen uns die Leute auf der Straße noch immer an, und man kann sehen, dass sie uns erkennen - aber sie wissen meist nicht woher."
Zumal es musikalisch etwas ruhiger um die Katawazis geworden ist. Während sich Andre nach dem Aus in den sogenannten Knockouts - der dritten Runde der Castingshow - wie angekündigt seinem Volkswirtschafts-Studium in Göttingen widmete, testete sein jüngerer Bruder, wie weit ihn der Auftritt in der schnellebigen Branche trägt. "Mich hatte schon zwei Wochen vor der ersten Ausstrahlung eine Management-Firma angeschrieben, die etwas mit mir machen wollte", verrät er. Gemeinsam mit Linus Bruhn, einem anderen Kandidaten aus der Show, habe er dann einige Lieder aufgenommen. "Aber man hat irgendwann gemerkt, dass die Firma etwas das Interesse verloren hatte. Statt des Chefs nur noch Mitarbeiter kontaktiert", sagt Mitchy. "Daher habe ich den Vertrag vor einigen Monaten gekündigt."
Auftritte hatten die beiden Brüder trotzdem. Allerdings in eher überschaubarem Rahmen. "Wir haben mal bei der SPD am Kröpcke gespielt und auch auf ein paar Hochzeiten", erzählt Mitchy. "Aber wir haben uns auch nicht wirklich dahintergehängt." Von Enttäuschung oder gar Verbitterung ist dabei nichts zu hören. Ganz im Gegenteil. Musik zu machen, einfach so und notfalls gerne auch vor wenigen Zuhörern - das ist einfach ihr Ding. Deshalb waren Andre und Mitchy auch sofort dabei, als die HAZ sie bat, wenige Wochen nach ihrem Ausscheiden für den guten Zweck auf der Bühne der Weihnachtshilfe an der Marktkirche aufzutreten. "Das hat riesigen Spaß gemacht", sagt Mitchy - und strahlt schon wieder über das ganze Gesicht.
Die Erfahrung bei "The Voice" wollen die Brüder nicht missen. Und auch die Kontakte zu den anderen Kandidaten sind ihnen erhalten geblieben. "Die Whatsapp-Gruppe, die ich gleich zum Anfang der Staffel erstellt habe, ist immer noch mit knapp 40 Leuten aktiv", verrät Mitchy. "Und wenn jemand in der Gegend ist, dann treffen wir uns", ergänzt sein Bruder. So sei zum Beispiel der Heilbronner Jonas Hug relativ häufig als Übernachtungsgast in Leveste zu Besuch.
Diese Kontakte aus dem vergangenen Jahr bescherten den beiden sogar einen Kurzauftritt in der diesjährigen Staffel, die vor zwei Wochen mit dem Sieg von Tay Schmedtmann zuende ging. Allerdings musste man schon genau hinschauen, um Andre und Mitchy nach dem Auftritt der Bremerin Lara Trautmann zwischen den Freunden und Familienmitgliedern zu entdecken, die hinter der Bühne warteten. "Lara war schon im vergangenen Jahr dabei, ist aber in der 1. Runde ausgeschieden und ihr Auftritt ist nie im Fernsehen ausgestrahlt worden", verrät Andre. Doch die Freundschaft zu der Sängerin ist geblieben - und so waren sie zum Daumendrücken in Berlin hinter den Kulissen dabei.
Stammzuschauer der diesjährigen Staffel seien sie aber dennoch nicht gewesen, beeilen sich die Brüder zu sagen. Lediglich die Auftritte des Ronnenbergers Leon Braje, von Vanessa Iraci (Andre: "Die fand ich richtig gut") und eben von Lara Trautmann hätten sie sich angeschaut. Viele Neuerungen, die die niederländischen Chefs dem Format in diesem Jahr verpasst hätten, seien aus ihrer Sicht nicht unbedingt vorteilhaft gewesen. "Dass sich die Stühle der Coaches zum Beispiel nicht mehr umdrehen, wenn ein Talent nicht ausgewählt wurde, finde ich total blöd", sagt Mitchy. Und Andre nennt mit verschmitztem Lächeln noch einen anderen Grund, warum er nicht häufig vor dem Bildschirm gesessen hätte: "Wenn Steffi noch dabei gewesen wäre, hätte ich bestimmt häufiger geschaut."
Mit der Sängerin der Band Silbermond verbinden die Brüder besonders viele schöne Erinnerungen. Während Andreas Burani, der sie zunächst als Coach ausgewählt hatte, parallel zur Show auf Tour war und sich nur sporadisch um die Talente kümmern konnte, habe sich Stefanie Kloß später unheimlich intensiv um sie bemüht. "Wir haben mit Sicherheit fünf oder sechs Stunden alleine mit ihr im Studio gearbeitet, dazu noch einmal sieben oder acht Stunden mit ihrem Team", erzählt Mitchy. "Sie hatte echt Interesse, die Talente nach vorne zu bringen."
Und der Kontakt sei bis heute nicht abgerissen. "Als sie in diesem Jahr ein Konzert in Hannover gespielt hat, hat sie uns einfach so VIP-Tickets zugeschickt und nach dem Auftritt hinter der Bühne mit uns abgefeiert", verrät der 21-Jährige. Und das Glänzen, das man dabei in seinen Augen sieht, verrät deutlich, dass speziell er noch immer von großen Auftritten auf großen Bühnen träumt. Vielleicht nicht heute oder morgen - aber irgendwann.
Auf zu neuen Ufern:
Das neue Jahr hält für André und Mitchy Katawazi ein ganz neues Abenteuer parat. Die Brüder aus Leveste werden für mehrere Monate auf Kreuzfahrt gehen – und das gegen Bezahlung. „Wir dürfen 2017 im Entertainment-Programm auf einer ,Mein Schiff’ singen“, sagt Mitchy Katawazi. Im Januar werden die Musiker erfahren, ob sie für vier oder sechs Monate auf einem der Schiffe der Kreuzfahrtmarke des Reisunternehmens TUI anheuern werden.
„Das ist auf jeden Fall eine total coole Nachricht“, sagt André Katawazi. Zumal die beiden Brüder darauf hoffen, bei Landgängen das eine oder andere Mal mit den Passagieren das Schiff verlassen zu können und so einige fremde Länder kennenzulernen. Dafür unterbricht der 26-Jährige auch gerne einmal sein Studium in Göttingen. „Ich habe meinen Bachelor in Volkswirtschaftslehre gemacht“, sagt André Katawazi, „vor dem Master ist da jetzt auch noch einmal ein halbes Jahr Pause drin.“
Die Initiative für die Auftritte war von seinem Bruder ausgegangen. „Ich habe bei sieben oder acht Reedereien angerufen, aber ohne Erfahrung auf einem Kreuzfahrtschiff ist es echt schwierig“, erzählt Mitchy Katawazi. Doch nachdem die Verantwortlichen bei TUI Cruises das Demo-Tape gehört hatten, gaben sie den Brüdern eine Zusage.
Eine achtseitige sogenannte Set-Liste mit den Cover-Songs ihres Programms haben die Musiker bereits erarbeitet. „Aber jetzt müssen wir noch richtig viel im Übungsraum arbeiten, damit auch alles perfekt sitzt – mit Gitarre, Klavier und Zweitstimme“, sagt Mitchy. Dabei mussten die beiden Brüder inhaltlich Kompromisse eingehen. Während Mitchy Justin Bieber und One Direction bevorzugt, spielt André lieber die Klassiker: Beatles, Led Zeppelin und die Rolling Stones.