Bücherei ist seit 15 Jahren in ehrenamtlicher Hand
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Kerstin Albach (links) und Renate Brase gehen mit ihrem ehrenamtlichen Büchereiteam ins 15. Jahr.
© Quelle: Frank Walter
Isernhagen N.B. Seit mittlerweile 15 Jahren betreibt ein Team aus Ehrenamtlichen die ehemalige Gemeindebücherei in Isernhagen N.B. Die Motivation der Freiwilligen ist heute noch dieselbe wie zu Beginn.
Wie lange der Januar 2004 bereits zurückliegt, wird recht deutlich, wenn man sich ein Beispiel aus der Politik vor Augen führt. Der deutsche Regierungschef hatte sich Mitte Januar 2004 gerade auf den Weg zu einer einwöchigen diplomatischen Reise durch den afrikanischen Kontinent aufgemacht. Ja, die männliche Form ist korrekt: Der Kanzler hieß noch Gerhard Schröder, Angela Merkel übernahm das Amt erst im November 2005.
Auch in Isernhagen N.B. stand damals eine Zeitenwende an. Mit dem Ruhestand von Heidi Roggemann als Leiterin der Gemeindebücherei drohte der Einrichtung aus Kostengründen die Schließung – bis Bürgermeister Arpad Bogya mit Renate Brase an die richtige Person geriet. „Ich habe mich mit anderen gemeinsam bereit erklärt, das ehrenamtlich zu machen“, erinnert sich die ehemalige Lehrerin, die damals im noch frischen Ruhestand ein neues Betätigungsfeld gesucht hatte.
Dass die kleine Bücherei für die Isernhagener Altdörfer nicht schließen durfte, das stand für Brase außer Frage. „Die Schule bietet den Anreiz zum Lesen, aber es muss ja dann weitergehen.“ Die Lage im Gebäude der Grundschule Auf dem Windmühlenberge sieht Kerstin Albach, Renate Brases Stellvertreterin im damals gegründeten Förderverein „Freunde der Bücherei Isernhagen N.B.“, als großen Vorteil an: „Es ist wichtig, dass unser Angebot dicht dran ist. Die Kinder kommen einfach herunter und dürfen sich selbst etwas aussuchen.“ Und was angesagt, aber nicht vorrätig ist, das besorgt das Bücherei-Team gern.
Vor allem die Freude, Kinder für das Lesen zu begeistern, ist es, die die Ehrenamtlichen Stunde um Stunde ihrer Freizeit in der wohl sortierten Bücherei zubringen lässt. „So lange ich kann, möchte ich das auch weiter machen“, sagt Renate Brase. Sei es wegen des Bilderbuchkinos für die Jüngsten, bei denen Kindergartenkinder mit leuchtenden Augen spannenden Erzählungen lauschen. Sei es wegen der Freude, die die Ehrenamtlichen empfinden, weil Kinder aus geflüchteten Familien die für sie angeschafften Kinderbücher auf Arabisch mittlerweile nur noch für die eigenen Eltern mitnehmen, weil sie selbst längst Bücher auf Deutsch lesen.
Dabei ist der Bestand der Bücherei keineswegs nur auf Kinder ausgelegt. „Wir sind auch keine Schulbücherei“, stellt Renate Brase klar. Erwachsene werden in den vielen Regalen ebenfalls fündig. Unter den rund 15.000 Medien finden sich so auch alle aktuellen Belletristik-Bestseller und viele Sachbücher. Die Sparte der Hörbücher auf CD soll 2019 noch ausgebaut werden, die Ära der Hörkassetten hingegen ist 2018 zu Ende gegangen. Diese wurden zu selten nachgefragt, und der Platz der Bücherei ist eng bemessen.
Mit gerade einmal 2000 Euro pro Jahr unterstützt die Gemeinde Isernhagen den Fortbestand der Bücherei. Gemeinsam mit dem Beiträgen von aktuell 360 Mitgliedsfamilien – Nutzer zahlen einen Familienbeitrag von 20 Euro pro Jahr – „kommen wir gerade so hin“, so Brase. Extras wie eine Sitzecke, Büchertröge und kindgerechte Sitzmöbel können allerdings nur angeschafft werden, wenn die Gemeinde wie 2017 einen Extrazuschuss für Investitionen gewährt. Doch die knappen Mittel lassen Renate Brase und Kerstin Albach nicht murren: „Wir machen es gern und haben unser Stammpublikum“, so die Bücherei-Leiterin.
Von Frank Walter