Bomben in Laatzen: Das sagt Bürgermeister Eggert zu den Pannen bei der Räumung

Herr Eggert, welche Bilanz der langen Bombennacht ziehen Sie? Ich ziehe eine sehr positive Bilanz. Das, was wir im Krisenstab in den Monaten davor geplant hatten, hat alles ziemlich genau so stattgefunden. Die zeitliche Verzögerung entstand dadurch, dass alle drei Zünder an den Bomben defekt waren. Sie konnten also nicht einfach entfernt werden. Dieses Szenario hatten wir mit bedacht. Aber dass wir dann so viel Zeitverzug bekommen, auch durch die vielen Bürgerinnen und Bürger, die nicht das Stadtgebiet verlassen hatten, war nicht zu erwarten. Gibt es Dinge, die Sie beim nächsten Mal anders machen würden? Ja, natürlich. Zum Beispiel bei der Organisation der Busse. Es gab bei den Menschen Verwirrung, welche Busse jetzt für die Evakuierung und welche für den Schienenersatzverkehr unterwegs waren. Das sind Punkte, die man für eine nächste Evakuierung anders organisieren würde. Aber manches weiß man eben erst hinterher. In einer solchen Krisensituation sind viele, aber nicht alle Eventualitäten vorhersehbar. Wie war die Reaktion im Krisenstab, als feststand, dass zwei der drei gefundenen Bomben gesprengt werden müssen? Der erste Moment war ein Schock für alle, denn wir hatten eigentlich die Hoffnung, dass es nicht so kommt. Und dann werden auch noch zwei Zehn-Zentner-Bomben und nicht die in der Region üblichen Fünf-Zentner-Bomben gefunden. Wir waren aber auch darauf eingestellt. Herr Eggert, es gab Kritik an der Informationspolitik der Stadt an diesem Tag. Die Internetseite und der Facebook-Auftritt der Start warten zeitweise gar nicht zu erreichen. Der Zugriff auf unsere Homepage war definitiv schlecht. Im Nachhinein betrachtet hätten wir am Ende das eine oder andere noch versuchen müssen, um mehr Kapazitäten beim Server zu bekommen. Wir waren im Vorfeld nicht davon ausgegangen, dass unser Server wegbricht, weil der eigentlich eine hohe Performance hat. Das ist ein Server, der mit anderen Kommunen gemeinsam genutzt wird. Wir haben den zu der Zeit zu 98 Prozent genutzt, und es gab aber so einen hohen Zugriff auf die Seite, dass der Server dadurch in die Knie gegangen ist. Wir haben händeringend die ganze Zeit bis 22 Uhr versucht, den Support zu erreichen. Das hat leider lange Zeit nicht funktioniert. Das sind die Unwegsamkeiten, die man jetzt aufarbeiten muss. Wenn wir das im Vorfeld bedacht hätten, hätten wir technisch sicherlich noch mal eine alternative Lösung vorbereitet. Auch das Bürgertelefon war überlastet. Wie haben die Bürgerinnen und Bürger im Nachhinein reagiert? In der Evakuierungsphase am Sonntag gab es sehr viel Kritik. Aber es gab aus meiner Sicht gefühlt doppelt so viel Lob hinterher. Und dass das für alle ärgerlich war, dass es so lange gedauert hat, ist uns allen bewusst. Wäre es nicht besser gewesen, die Menschen darauf vorzubereiten, dass es auch bis in die Nachtstunden dauern könnte? Das wäre vielleicht denkbar gewesen. Aber erst mal gilt immer in dieser Situation: Wir machen die Pferde nicht scheu und machen den Menschen keine Ängste. Wir haben analysiert, wie es in ähnlichen Fällen in Hannover gelaufen ist. Und erst war es so, dass in der Regel die Entschärfungen einigermaßen planmäßig verlaufen. Dass es wirklich zu diesen Sprengungen kommt, war meines Erachtens nicht so wahrscheinlich. Und vor dem Hintergrund hatten wir damit gerechnet, dass die Evakuierung bis 12 Uhr durch ist. Aber das hat letztendlich doch länger gedauert, was aber vielleicht auch an den über 120 unterschiedlichen Kulturen und Sprachen hier im Stadtgebiet liegt. Wir haben im Vorfeld die Bevölkerung in ganz vielen Sprachen unterrichtet. Wir haben unsere Sozialarbeiter, die Außendienstmitarbeiter losgeschickt, um zu informieren. Außerdem haben wir in möglichst vielen Medien, wie in den sozialen Medien und auf unserer Internetseite, informiert. Deshalb waren wir jetzt nicht davon ausgegangen, dass es solche Probleme bei der Evakuierung gibt. Aber noch mal gefragt: Hätte man nicht besser sagen sollen, dass es auch später werden kann? Gegen 20 Uhr wollten die Menschen in Massen zurück in ihre Wohnungen, der Unmut wuchs. Das war ja letztendlich für niemanden eine Lösung. Das hätte ja zum Beispiel bedeutet, den Alltag am Montag einzuschränken wie beispielsweise den Schulunterricht abzusagen. Für uns stand fest: Wir haben einen Tag Zeit für die Evakuierung und Bombenräumung, und die Zielvorgabe war eindeutig: An dem Tag ist die Räumung zu schaffen. Der Zeitverzug war für alle ärgerlich. Aber letztendlich haben wir das, was wir ursprünglich mal geplant hatten, dann auch geschafft. Und das, obwohl wir jetzt den fast ungünstigsten Fall hatten, den wir uns vorstellen konnten. Lesen Sie auch Was kostet die ganze Aktion? Für alle Bombenfunde muss man rund 2,5 Millionen Euro ansetzen. Die Kosten auch für die defekte Straße und die Bahnstrecke sollten von den Trägern oder vom Land und Bund übernommen werden. Wie viele Bomben liegen noch in Laatzen? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe, möglichst keine mehr. Wir hatten im Vorfeld noch fünf Verdachtspunkte. Nachdem wir wussten, dass es zwei Bombenfunde gibt, hatten wir diese fünf Verdachtspunkte noch sondieren lassen. Und dadurch ist noch mal die dritte Bombe gefunden worden. Weitere Verdachtspunkte gibt es meiner aktuellen Kenntnis nach erst einmal nicht. Aber es können ja immer wieder neue Luftbilder auftauchen.

Bomben in Laatzen: Das sagt Bürgermeister Eggert zu den Pannen bei der Räumung

Bombe in Laatzen: Warum hat die Stadt die Bürger so schlecht informiert, Herr Eggert?

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