Nach tödlichem Unfall: Alle wollen Abbiege-Assistenten
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Abbiege-Assistenten sollen Lastwagenfahrern einen besseren Überblick verschaffen.
© Quelle: Rainer Dröse
Lehrte/Sehnde. Der Unfalltod einer Elfjährigen in Lehrte wird möglicherweise Folgen für die Fahrzeugflotten der Städte Lehrte und Sehnde haben. Derzeit laufen in beiden Kommunen Prüfungen, ob und zu welchen Kosten Kleinlaster, schwere Lastwagen und Feuerwehrfahrzeuge mit Abbiege-Assistenten ausgerüstet werden können. Die Bürgermeister Klaus Sidortschuk (Lehrte) und Carl Jürgen Lehrke (Sehnde) hatten bereits zu Beginn dieser Woche unter dem Eindruck des schrecklichen Unglücks am Ostring entsprechende Anweisungen gegeben. Lehrke hat darüber hinaus auch den Geschäftsführer der Sehnder Stadtwerke aufgefordert, die Sache zu prüfen.
Die beiden Bürgermeister sind damit einer Aufforderung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Lehrte/Sehnde zuvorgekommen. Dieser hat in einem Schreiben vom Donnerstag die Nachrüstung der städtischen Fahrzeugflotten mit Abbiege-Assistenten gefordert. Für Lastwagenfahrer seien die nicht einsehbaren Bereiche viel größer, als es viele Erwachsene und vor allem Kinder vermuteten. Die Betreiber von Lastwagen sollten „spätestens jetzt ihr Verantwortungsgefühl sowohl für die ungeschützten Verkehrsteilnehmer zeigen als auch für ihre Fahrer“, schreibt ADFC-Sprecher Peter Hofmann. Die Fahrer dürften mit dem Risiko nicht allein gelassen werden. Die Anschaffung von Abbiege-Assistenten seine „eine Investition in die Sicherheit auf Lehrtes und Sehndes Straßen“.
Bürgermeister: Keine hundertprozentige Sicherheit
Bürgermeister Klaus Sidortschuk betont nun, dass die von ihm veranlasste Prüfung selbstverständlich auch das vom Bund aufgelegte Förderprogramm für Abbiege-Assistenzsysteme berücksichtige. Zwar erwarteten Experten durch die Aufrüstung von Lastwagen eine höhere Verkehrssicherheit. Allerdings dürfe seiner Ansicht nach nicht der Eindruck entstehen, damit erreiche man „eine hundertprozentige Sicherheit“, meint Sidortschuk. Die städtischen Beschäftigten seien bei der Bewältigung ihrer Aufgaben im Übrigen auch bisher nicht allein gelassen worden.
Auch die Lehrter Kommunalpolitiker werden sich demnächst über das Thema Abbiege-Assistenten unterhalten. Die Ratsgruppe aus CDU und Piraten hat am Freitag einen Antrag gestellt, alle städtischen Lastwagen und Feuerwehrfahrzeuge über 3,5 Tonnen entsprechend nachzurüsten. Auch die städtischen Betriebe, etwa die Stadtwerke, sollen dazu aufgefordert werden. CDU-Ratsfraktionschef Hans-Joachim Deneke-Jöhrens meint, dass es mittlerweile ausgereifte Technologien gebe, die Lastwagenfahrer dabei helfen, den gefährdeten „toten Winkel“ neben ihren schweren Fahrzeugen einzusehen.
Elfjähriges Unfallopfer beigesetzt
Am Freitag vergangener Woche war an der Einmündung des Lehrter Ostrings auf die Mielestraße gegen 7.10 Uhr eine elfjährige Schülerin von einem Müllwagen erfasst worden. Sie starb wenige Stunden Später an ihren schweren Verletzungen. Der Müllwagen war von der Mielestraße aus nach rechts in den Ostring eingebogen, wo das Mädchen gerade bei Grünlicht der Fußgängerampel die Fahrbahn überquerte. Am Freitagmittag wurde die Elfjährige auf dem Friedhof in Ahlten beigesetzt.
Auch in Burgdorf und Hannover sowie erst vor wenigen Tagen in Oldenburg hatte es Unfälle gegeben, bei denen abbiegende Lastwagen Radler erfassten und töteten. Die Verkehrsbetriebe Üstra in Hannover und die Abfallbetriebe der Region (aha) hatten schon am Montag dieser Woche angekündigt, dass sie ihre Lastwagen mit Abbiege-Assistenten ausrüsten lassen werde. Pro Gerät würden Kosten von 1500 bis 4500 Euro fällig, hieß es.
Von Achim Gückel
HAZ