Polizeigeschichten aus der Nachkriegszeit
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Aus dem Fotoarchiv der Polizei: Bernhard Blümel sitzt im Isetta-Dienstwagen.
© Quelle: Kathrin Götze
Neustadt. Fiktive Geschichten aus der Polizeiarbeit sind Kassenknüller, doch auch die Realität hat dem Leser einiges zu bieten. Das zeigt auch Neustadts ehemaliger Polizeichef Manfred Henze, der jetzt bereits sein zweites Buch mit Kriminalfällen aus der Region herausbringt. „Kaffhocker“, heißt der Band mit Geschichten aus der Nachkriegszeit, 1945 bis -55.
„Das war eine spannende Zeit, auch hier in der Kleinstadt“, sagt Henze. Zu den wenigen alt eingesessenen Einwohnern kamen zahlreiche Flüchtlinge, die vielen alles andere als willkommen waren. Auf die wenig weltoffenen Einwohner zielt er mit seinem Titel: „Kaffhocker ist ein Kunstwort für die, die nur in ihrem Dorf sitzen und von draußen nichts wissen wollen“, sagt er.
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Manfred Henze zeigt das Umschlagbild seines neuen Buchs - er wartet dringlich auf die Erstausgabe.
© Quelle: Kathrin Götze
Von solcher Stimmung im Nachkriegs-Neustadt hat Henze viel gefunden, als er die Polizeiakten auswertete, die seine Vorgänger zur Vernichtung frei gegeben hatten. „Ich fand sie immer interessant, habe sie in meiner Amtszeit gesammelt“, berichtet er, „als ich aufgehört habe, fragte mein Nachfolger Gerd Klingenberg, was er mit all dem Zeug sollte.“ Also brachte Henze Wäschekörbe voll staubigen Papiers im heimischen Keller unter, die er nun nach und nach auswertet.
Die Geschichten im neuen Band haben es jedenfalls in sich: Wie in der Müllkippe am Erichsberg eines Tages ein totes Baby gefunden wurde. Warum ein Kind am Innungsschild einer Gaststätte an der Leinstraße aufgeknüpft worden war. Und welch schreckliches Ende die Schäferstündchen eines stadtbekannten Casanovas nahmen, der immer wieder verheiratete Frauen in ein Gartenhäuschen am Erichsberg bat.
Bei allem Schrecken zwischen den Buchdeckeln finden sich auch heiterere Geschichten. Von einem Landwirt, der auf dem Markt mit manipulierten Waagen die Kundschaft betrog. Oder von den Polizeibeamten, die eines Tages einen eigentümlichen Tanz in der Wache aufführten, um einen unliebsamen Querulanten loszuwerden.
„Die Menschen in meinen Büchern mussten alles durchleben“, sagt Henze selbst zu seinem Buch, „wahre Kriminalfälle sind emotionaler, insbesondere hinsichtlich der psychischen Erregungen und Gemütsbewegungen, als erfundene Taten.“
Die Bücher gibt es in Kürze im Handel – und ab Mittwoch nachmittag auch in der Geschäftsstelle von HAZ/NP in Neustadt, Am Wallhof. Von 15 bis 17 Uhr ist Manfred Henze dann zu Gast, signiert die ersten Exemplare und kommt mit den Lesern ins Gespräch.
Das 240 Seiten umfassende Taschenbuch mit dem Titel „Kaffhocker“ ist im Verlag BoD unter der ISBN 9-783-748119-39-5 erschienen. Es ist in den örtlichen Buchhandlungen in Neustadt und Wunstorf, aber auch außerhalb, für 14,99 Euro zu erhalten. Als E-Book wird es für 9,99 Euro, in den ersten beiden Wochen nach Veröffentlichung zum Aktionspreis von 6,66 Euro, angeboten.
Von Kathrin Götze
HAZ