Was ist positiver Rassismus?
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Pamela Klages (links) und Sabrina Kunze bei der Ausstellungseröffnung "Nimm Rassismus persönlich".
© Quelle: Marleen Gaida
Neustadt. Welche Herkunft hat Sportlichkeit? Oder welche Sprache hat Individualität? Es sind Sätze wie diese, die die Besucher der Ausstellung „Nimm Rassismus persönlich“, im Freizeitheim, Suttorfer Straße 8, zum Nachdenken bringen sollen. Zur Eröffnung am Donnerstagabend, am Tag des Flüchtlings, sind nicht viele Interessierte erschienen.
„Wir sind die erste Stadtbibliothek in der Region, die die Plakate zeigt“, sagt Initiatorin Pamela Klages und ist dennoch optimistisch: Sie weiß um die Wichtigkeit der Botschaften, die die Plakate vermitteln. An diesem Abend ist die Garbsenerin nicht in ihrer Funktion als Stadtsprecherin dort, sondern ganz privat. Sie hat die Wanderausstellung von Amnesty International in die Stadtbibliothek geholt. Die Kulturwissenschaftlerin engagiert sich seit 2010 in der Ortsgruppe Linden der Menschenrechtsorganisation für die Rechte von unterdrückten Iranern. Aktuell beschäftigt die Aktivisten vor allem der Fall der Rechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, die von der Regierung zu 33 Jahren Haft und etlichen Peitschenhieben verurteilt wurde.
Ausstellung zum Thema Alltagsrassismus in Neustadt
Zu ihrer Motivation, sich für Amnesty International einzubringen, sagt Klages: „Weil ich mich parteiunabhängig politisch engagieren wollte. Wir leben hier in einer sehr privilegierten Gesellschaft und können uns für Menschenrechte stark machen.“ In der Ausstellung, die ihre Ortsgruppe zusammengestellt hat, soll es aber eher um die Achtsamkeit für subtilen Alltagsrassismus gehen. Das können zum Beispiel Fragen nach der Herkunft sein, wenn man meint, der andere müsse doch einen Migrationshintergrund haben, nur weil er dunkle Augen hat. Oder wenn man davon ausgehe, jemand könne gut tanzen oder sprinten, nur weil er aus einem bestimmte Land kommt. Klages: „Äußerliche Merkmale, die Herkunft oder der Glaube haben nichts mit individuellen Eigenschaften zu tun. Trotzdem werden Menschen aufgrund unsinniger Klischees rassistisch diskriminiert.“ Und auch positive Zuschreibungen, wenn man sagt, jemand könne bestimmt gut Samba tanzen, weil er aus Brasilien stamme, sei positiver Rassismus, erklärt Klages weiter.
Das Bewusstsein für Freiheit und Gleichheit aller Menschen hat Klages sich übrigens bei einem Auslandsaufenthalt in Brasilien angeeignet. Aber die Basis für einen offenen Geist wurde schon viel früher geschaffen. „Meine Schulzeit an der IGS Garbsen hat mich sehr geprägt. Das Schulmotto lautete dort: ,Verschieden sein, gemeinsam lernen’.“ Auch Gleichstellungsbeauftragte Sabrina Kunze, die dem Projekt sofort ihre Zustimmung gab, meint: „Es gilt, Grenzen abzubauen und Menschen als Individuen zu sehen, deswegen machen wir die Ausstellung hier.“
Info: Noch bis zum 18. Juli können Besucher die Ausstellung in der Suttorfer Straße 8 besichtigen.
Von Marleen Gaida
HAZ