E-Paper
Hundeschwimmbad

Schwimm! Tauch! Platz!

„Im Prinzip kann jeder Hund schwimmen“, sagt Trainerin Ina Schünemann.

„Im Prinzip kann jeder Hund schwimmen“, sagt Trainerin Ina Schünemann.

Hannover. „Ich verkleide mich jetzt als Frosch“, sagt Schünemann und steigt in ihren Neoprenanzug. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Bestehorn betreibt sie in Isernhagen H B das erste Hundeschwimmbad in der Region Hannover. Manche der Gäste kommen aus medizinischen Erwägungen, etwa um Reha-Maßnahmen zu absolvieren. Andere kommen eben spaßeshalber, wie heute. Einen Nutzen aber haben die Schwimmübungen für alle: „Die Hunde haben hier eine gesunde Beschäftigung. Sie üben Gehorsam und Apportieren“, sagt Kollegin Bestehorn. Selbst für Welpen gibt es eigene Schwimmkurse. Man kann nicht früh genug anfangen mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die weiße Hundeschwimmhalle steht im Gewerbegebiet von Isernhagen H B auf einem Hinterhof. In der Mitte steht das große, runde Becken mit 18 Kubikmetern Wasser, das Tierphysiotherapeutin Bestehorn und Tierärztin Schünemann extra für ihr Hundeschwimmbad gekauft haben. Auf dem Empfangstresen steht eine Glasschale mit Leckereien - für Hunde natürlich. Geschlemmt wird hier aber nur in Maßen, hauptsächlich wird trainiert.

Nach sich selbst macht Schünemann auch Terriermischling Lulu badfein. Diese bekommt eine Schwimmweste verpasst, weil „die Hunde damit viel besser im Wasser liegen und man ihre Schwimmbewegungen besser steuern kann“. Sagt die Trainerin. Und sicherer sei das Planschen mit Weste auch.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Für Lulu ist im Moment nur eins wichtig: Sie will ins Wasser. Mit gestreckten Vorderbeinen springt sie vom Holzpodest ins Becken. Im Wasser hält Schünemann die Hündin am Haltegriff der Schwimmweste, lockt sie mit einem Spielzeug quer durch das Becken - und Lulu strampelt. Besitzerin Rita Höft kann das kaum glauben. „Bevor sie hierherkam, ist sie noch nie geschwommen“, sagt die Rentnerin, während Schünemann mit Lulu im Wasser wieder und wieder ihre Kreise dreht.

Das Schwimmen tut Lulu gut, denn sie ist, na ja, ein bisschen kräftig gebaut. Halterin Höft gerät derweil beinahe so in Bewegung wie sie. Höft läuft aufgeregt ums Becken und freut sich mit ihrer Hündin. Es spritzt aus dem Bassin, die ersten Pfützen bilden sich auf dem grauen Industriebeton, und das Summen der Filteranlage geht im Bellen und Jaulen der Schwimmschüler unter. Chlor riecht man kaum: „Das wäre nicht gut für die Hundehaut, wir holen aber die längsten Hundehaare mit dem Kescher raus“, sagt Schünemann.

Natürlich hat solch betreutes Baden seinen Preis: Die Zehnerkarte Spaßschwimmen kostet 125 Euro. Allerdings sei Hunden das Schwimmen in den meisten Teichen Hannovers verboten, bei Zuwiderhandlung droht eine Strafe vom Ordnungsamt. „Außerdem kann das Schwimmen in Baggerseen wegen der Verletzungsgefahr für Hunde gefährlich sein, und bei vielen Flüssen ist die Strömung zu stark“, erklärt die Schwimmtrainerin.

„Ein Glück, dass Hilde hier schwimmen kann. Sie ist sehr aktiv, wir müssten sonst stundenlang mit ihr Fahrrad fahren“, stöhnt Besitzerin Merle Lagner. Hilde: Die schlanke, schwarze Hündin ist außer Rand und Band, tänzelt nervös auf der Stelle und jault vor Aufregung.

Lagner ist mit „der wilden Hilde“ extra aus Bad Nenndorf gekommen. „Hilde soll später mit meinen Pferden mitlaufen, und hier ist sie ausgelastet.“ Aber muss man einem Hund das Schwimmen noch beibringen? „Im Prinzip kann jeder Hund schwimmen, aber manche stellen sich ungeschickt an“, sagt Schünemann.

Aber es ist ja eben nicht so, dass sie alle nur zum Schwimmenlernen oder Spaßhaben da sind. Hunde mit Gelenkerkrankungen wie Arthrose, die normalerweise kaum laufen können, bewegen sich im warmen Wasser viel leichter. Und solche, die operiert wurden, können mit der Bewegungstherapie schneller wieder auf die Pfoten kommen. Das kostet aber auch mehr: Schwimmen als Reha-Maßnahme schlägt mit 260 Euro zu Buche, „ist aber manchmal in Hundeversicherungen nach Operationen enthalten“, sagt Bestehorn. Ob Schwimmen aber sinnvoll ist oder nicht, müsse der Tierarzt entscheiden, sagt Privatdozentin Veronika Stein, Neurologin an der Klinik für Kleintiere der Tierärztlichen Hochschule: „Die medizinische Indikation zum Schwimmen sollte für jeden Hund individuell und nach strikter Diagnosestellung durch den Tierarzt ermittelt werden.“ Sollten gesunde Hunde zum Spaßschwimmen in das Bad, müsse wie bei kranken gewährleistet sein, dass keine erhöhte Keimbelastung vorhanden ist.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Im Moment haben wir rund 40 Termine pro Woche“, erzählt Bestehorn. Dass ihre Praxis in Isernhagen liegt, sei kein Zufall, erklärt die 38-Jährige. „Das Gebiet ist wirtschaftlich stark, und hier gibt es viele Hunde.“ Und viele Halter, die für ihr Tier fast alles tun würden.

„Wasser gibt allen Hunden Lebensfreude zurück, und sie gewinnen Energie“, sagt Bestehorn. In ihrem Neoprenanzug steht sie neben dem Becken. Vor ihr liegen, triefend und mit heraushängender Zunge, ihre sechs Schwimmschüler und hecheln zufrieden. Die Schwimmstunde ist vorüber. Für heute.

HAZ

Mehr aus Umland

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken