Schulausstellung im Heimatmuseum wird erweitert
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Wer kennt die Menschen auf dem Foto? Zu diesem Klassenfoto, das um 1960 aufgenommen worden ist, sucht das Heimatmuseum Informationen.
© Quelle: Anke Lütjens
Seelze. Lehrerinnen gibt es in Seelze erst seit gut 100 Jahren. Mit Bildern und Texten zu diesem Thema haben Stadtarchivar Norbert Saul und sein Museums-Team die Schulausstellung im Heimatmuseum an der Hannoverschen Straße aktualisiert. Anlass war der Internationale Frauentag in der vorigen Woche. „Die Rolle der Frauen im Schulwesen und Bildung für Mädchen waren mir wichtige Anliegen“, sagte Erika Turek.
Lehrerinnen mussten unverheiratet sein
Die neuen Exponate beleuchten die Zeit vom Ersten Weltkrieg bis 1970. Die Bilder stammen aus Chroniken, aus dem Fundus von Schulen und dem Stadtarchiv. „Viele Seelzer haben aber auch alte Klassenfotos aufgehoben und uns zur Verfügung gestellt“, betont Saul. Zu einem Foto erhofft sich das Museum noch zusätzliche Informationen. Es zeigt eine Schulklasse um 1960. „Uns würde interessieren, wer sich womöglich darauf erkennt, wer der Lehrer ist und von welcher Schule die Schüler sind“, sagt Saul. Er erzählt, dass die ersten Lehrerinnen unverheiratet sein mussten und „Fräulein“ hießen. „Rechtlich war es noch bis 1957 möglich, eine verheiratete Lehrerin zu entlassen“, sagt Saul. Erst dann habe das Bundesverfassungsgericht diese Regelung aufgehoben.
Dorfschulen blieben Männerdomäne
Zwischen 1915 und 1919 waren in Letter drei Lehrerinnen tätig, in Seelze sogar fünf. Die kleinen Dorfschulen von Almhorst bis Velber blieben teils bis zu ihrer Auflösung in den Sechzigerjahren Männerdomänen. Allerdings habe es nach dem Zweiten Weltkrieg einen Wandel gegeben, erzählt Saul. Weil viele Lehrer nicht aus dem Krieg zurückkehrten. „Die ersten Schulleiterinnen gab es Ende der Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre“, sagte Saul. Die Bilder zeigen Schüler und Lehrer aus Seelze, Letter, Lohnde und Dedensen.
"Die Resonanz auf die Schulausstellung ist sehr gut", sagen Turek und Saul. Weil die Räume größer sind als am alten Standort in Letter, kann viel mehr ausgestellt werden, und dadurch gibt es für die Besucher mehr zu sehen. Diese kommen oftmals ins Gespräch und tauschen Erinnerungen aus. Schulerinnerungen können Besucher auch am Sonntag, 17. März, um 15 Uhr im nächsten Erzählcafé austauschen. Das Museum ist an diesem Tag von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Schulen nutzen zudem den historischen Klassenraum als außerschulischen Lernort, um die Schulzeit von früher mit der heutigen zu vergleichen.
Schüler retten Kind vor Ertrinken
Neu in der Ausstellung ist auch ein Bilderrahmen. Der eine Text erzählt die Geschichte, wie Schüler 1941 ein Kind in Letter vor dem Ertrinken gerettet haben. Dafür erhielten sie vom Regierungspräsidenten eine Belobigung. Im zweiten Text erinnert sich Waldemar Röhrbein, der 1942 in Letter eingeschult wurde, an den Tod eines Mitschülers durch Ertrinken in der Sandkuhle. Auch der Fundus der Lesemappen über die Ausstellung ist von zunächst 15 auf mehr als 30 gestiegen.
Von Anke Lütjens