Zwei Tage lang verschwunden: Seelze sucht einen 13-Jährigen
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Polizisten und Helfer besprechen vor der IGS Seelze das weitere Vorgehen bei der Suchaktion nach dem 13-Jährigen.
© Quelle: Heidrich
Seelze. Mehr als zwei Tage lang ist ein 13-jähriger Schüler aus Seelze vermisst worden. Seine Mutter hatte sich am Freitag große Sorgen gemacht, weil der Fünftklässler nicht von der IGS Seelze nach Hause gekommen war. Nachdem sie am Abend die Polizei alarmiert hatte, setzte diese unter anderem Spürhunde ein und kontrollierte auch die kleinste Gasse in der Stadt. Gleichzeitig starteten die Ermittler einen Aufruf in den Medien mitsamt Foto des Schülers. Am Sonntag formierten sich sogar private Suchmannschaften, die nach dem 13-Jährigen Ausschau hielten. Erst gegen 18 Uhr kam dann die erlösende Nachricht: Der Schüler ist wieder da.
„Er wurde nur wenige Hundert Meter von der elterlichen Wohnung entfernt entdeckt“, sagt Behördensprecher Philipp Hasse. Eine Zeugin habe den Jungen wiedererkannt und umgehend Bescheid gesagt. Hasse: „Wir konnten ihn inzwischen wieder in die Obhut seiner Mutter übergeben.“ Auf die Frage, wo sich der 13-Jährige das gesamte Wochenende herumgetrieben hatte, habe der Schüler gegenüber den Beamten bloß geantwortet: „Bei einem Kumpel.“
Auf der Suche nach Internet
Womöglich hatte der 13-Jährige die Auszeit genutzt, um bei seinem Freund ausgiebig Computerspiele zu spielen. Eltern von Klassenkameraden berichten, dass der Junge nahezu ständig „Fortnite“ und „Pixelgun 3D“ auf seinem Schul-iPad spiele. Auch in der Nacht zu Sonntag war der Schüler gegen 2 Uhr online. „Er ist regelmäßig bei unserem Sohn, um zu daddeln“, sagt Jennifer M. (28). Manchmal halte sich der Schüler auch einfach im Treppenhaus auf, um bloß das Wlan-Signal zu erhaschen. Laut Polizei hat der 13-Jährige zu Hause Internetverbot.
Nur wenige Stunden vor der Rückkehr des Schülers hatten sich vor der IGS Seelze rund 70 Menschen versammelt, um gemeinsam nach dem 13-Jährigen zu suchen. In Absprache mit der Polizei teilten sie sich in sechs Gruppen auf und durchsuchten unter anderem den Seelzer Bürgerpark. „Es ist wirklich toll, dass so viele Menschen helfen wollen“, sagte Ralf Hantke, Streifendienstleiter der Polizei in Seelze, am Nachmittag. Unter den Suchern waren Eltern von Klassenkameraden und Schulfreunden, Lehrer und Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Bereits um 14 Uhr machte Hantke den Suchern Mut: „Ich bin guten Mutes, dass wir ihn wiederfinden.“
So lief die Suche nach dem Jungen ab
Jeden Schulraum durchsucht
Um wirklich jede Eventualität auszuschließen, hatte die Polizei in der Nacht zu Sonntag bis 3 Uhr sogar jeden Raum der IGS durchsucht. „Wir haben wirklich jede Tür aufgeschlossen“, so Hantke. Parallel zur privaten Suchaktion überflog der Polizeihubschrauber den Mittellandkanal und die Leinemasch. Am späten Sonntagnachmittag baten die Ermittler zudem die Freiwillige Feuerwehr um Amtshilfe. Die Ehrenamtler durchkämmten daraufhin zwei Kleingartenkolonien in Seelze und Letter, die bis dahin außer Acht gelassen worden waren.
Dass der 13-Jährige am Ende aber ganz einfach auf der Straße wiedergefunden wird, hätte selbst Hantke nicht vermutet. Seit Freitag fuhren zahlreiche Streifenwagen durch Seelze, einer parkte sogar direkt vor dem Elternhaus. Kurz vor Start der privaten Suchaktion stufte Hantke daher die Wahrscheinlichkeit, dass er einfach so durch die Stadt läuft und gefunden wird, als „sehr gering“ ein. Doch genau so kam es am Ende. Nun kann in Seelze wieder Ruhe einkehren, pünktlich zum Weihnachtsfest.
Von Peer Hellerling