Dolgen: Rotmilan-Horst mutwillig zerstört
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Windräder sind für Rotmilane tödliche Gefahren.
© Quelle: Nabu (Margret Bunzel-Drüke)
Dolgen. In Dolgen wird im Norden des Dorfes schon seit Jahren ein Testfeld für Windkraftanlagen geplant. Bislang war das am Artenschutz und dem Streit um die Entfernung zwischen Vogelbrutplätzen und Windrädern gescheitert. Denn in den dortigen Sohrwiesen gibt es einen Horst der gefährdeten Greifvogelart Rotmilan – doch dieses Nest ist plötzlich verschwunden. Festgestellt hat dies ein von der am Projekt arbeitenden Firma Windwärts beauftragter Gutachter bereits im Mai, wie aber erst jetzt bekannt wurde. „Ein Brutplatz ist offenbar von Unbekannten mutwillig zerstört und entfernt worden“, bestätigt Unternehmenssprecherin Silvia Augustin. Auch die Region Hannover als Untere Naturschutzbehörde ist mittlerweile eingeschaltet und will nach Auskunft ihrer Sprecherin Christina Kreutz nun Anzeige gegen Unbekannt erstatten.
Die Nachricht über den verschwundenen Horst hat kürzlich nach einem Informationsabend von Windwärts für die Grundstückseigentümer die Runde gemacht. Hinter vorgehaltener Hand wird nun von manchem gemunkelt, dass eventuell ein interessierter Grundstücksbesitzer nachgeholfen haben könnte. Die Hintergründe sind bisher aber völlig unklar. Der Sehnder Naturschutzbeauftragten Daniela Liskow ist der Fall nach eigener Aussage nicht bekannt, sie habe aber schon von ähnlich gelagerten Fällen gehört.
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Diesen toten Rotmilan hatten Naturschützer vor vier Jahren unter einem Windrad bei Klein Lobke gefunden.
© Quelle: Privat
Um den Konflikt mit den Brutplätzen der geschützten Rotmilane aufzulösen und eine Genehmigung für Windkraftanlagen möglich zu machen, hatte Windwärts die Teilfläche nördlich des Leierbergs bereist vor drei Jahren herausgenommen. Wegen der Neuauflage des Raumordnungsprogramm der Region verzögerte sich das Projekt, sodass im vergangenen Jahr wegen geänderter rechtlicher Vorgaben eine neue Untersuchung erforderlich wurde. Danach dürfen Windräder nur mit einem Abstand von mindestens 1500 Meter zu einem Brutplatz errichtet werden. Weil nicht restlos geklärt war, ob diese Entfernung auch eingehalten werde, sei eine neue Untersuchung speziell zum Rotmilan nötig geworden, sagt Augustin. In dem betroffenen Gebiet seien laut dem Sachverständigen in der Brutzeit zwei bis drei Paare aktiv gewesen. Das neue Gutachten werden vermutlich im November vorliegen.
Auch die Region spricht von einem Verdacht, dass der Horst mutwillig zerstört und entfernt wurde. „Für die Planungen für das Windenergie-Testfeld ist die Zerstörung des Nestes eher ein Nachteil“, sagt Sprecherin Kreutz. Das Niedersächsische Umweltweltministerium als Obere Naturschutzbehörde habe den Unteren Naturschutzbehörden empfohlen, beim Verdacht auf eine mutwillige Beseitigung den Standort so zu behandeln, als sei das Rotmilan-Nest noch da. Sollte also wirklich jemand den Brutplatz absichtlich zerstört haben, war dies völlig umsonst.
Wenn Rotmilan-Nester vorhanden seien, gebe es die Möglichkeit, die Verhaltensweise der Vögel zu beobachten und zu dokumentieren, erläutert die Sprecherin. Wenn glaubhaft belegt werden könne, dass die Flugrichtung der Vögel nicht in Richtung der geplanten Anlagen liege, sei eine Genehmigung von Windkraftanlagen auch innerhalb des Schutzradius möglich. „Diese Option besteht jetzt nicht mehr, so dass der festgelegte Mindestabstand von 1500 Metern zum Nest gilt“, betont Kreutz.
Von Oliver Kühn