Erinnerung an den Holocaust
Rund eineinhalb Jahre hat die Gemeinde wegen Corona warten müssen, nun bekommt Wennigsen seine ersten Stolpersteine. Die messingfarbenen Platten sollen an die Holocaustüberlebenden Laya und Adolf Semler erinnern. Für die Verlegung will deren Enkeltochter mit Familie eigens aus Australien anreisen.
Wennigsen. Erst wenn es einen Impfstoff gegen Covid-19 gebe und das Infektionsgeschehen abgeflaut sei, wolle sie die große Reise auf sich nehmen und von Australien nach Wennigsen kommen. So lautete im November 2020 die Antwort von Enkeltochter Joanna Kalowski an Gemeindemitarbeiter Michael Wittich. Dieser hatte damals den 15. Februar 2021 für die Verlegung der Stolpersteine in Erinnerung an ihre Großeltern Laya und Adolf Semler vorgeschlagen. Jetzt, rund eineinhalb Jahre später, ist ein neuer Termin gefunden: Am Montag, 20. Juni, wird der Bauhof stellvertretend für den Künstler Gunter Demnig an der Neustadtstraße 15 zwei der messingfarbenen Pflastersteine verlegen. Dazu nehmen Joanna Kalowski, ihr Ehemann und ihre zwei Kinder den langen Flug von Sydney auf sich.
Die Zeit zwischen den beiden Terminen hatte Gemeindemitarbeiter Wittich erfolgreich dazu genutzt, um mehr über die Historie des Ehepaars Semler herauszufinden. So ist heute bekannt, dass die am 8. Dezember 1889 geborene Jüdin Laya Semler damals an der Hermann-Göring-Straße 24 wohnte – heute Neustadtstraße 15. Am 19. Februar 1945 wurde sie von Wennigsen ins Konzentrationslager nach Theresienstadt deportiert. In einer Anordnung der Staatspolizei taucht ihr Name an 35. Stelle von 40 auf. Das Dokument befindet sich im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv. Laut Enkelin Joanna Kalowski, die viel über ihre Großeltern berichten kann, versprach Ehemann Adolf seiner Frau damals zwei Dinge: „1. Wir werden das überleben und 2. Wir treffen uns nachher in Wennigsen.“