Wennigser gedenken Opfer der Pogromnacht
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Cornelius Theis (von links), Heinz-Dieter Hasenjäger und Hartmut Rahmer legen einen Kranz am Gedenkstein nieder.
© Quelle: Lisa Malecha
Wennigsen. Im Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 1938, bei der deutschlandweit Synagogen von den Nationalsozialisten in Brand gesteckt worden waren, hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DBG) und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten zum Mahnmal geladen.
Der DGB-Ortsverbandsvorsitzende Heinz-Dieter Hasenjäger erinnerte vor den rund 30 Teilnehmern das, was vor 80 Jahren am 9. November 1938 begann und später in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern endete. Menschen seien ermordet oder in den Selbstmord getrieben worden. Mehr als 1400 Synagogen und Betstuben sowie Tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Wichtig war ihm vor allem, dass nicht nur den Juden, sondern aller Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird.
„80 Jahre sind seitdem vergangen, 80 Jahre in denen sich viel verändert hat – manches jedoch leider auch nicht“, sagte Hasenjäger. „80 Jahre nach der Pogromnacht leben wir heute in einer noch einigermaßen gefestigten Demokratie, die allerdings wieder durch rechte Populisten und neofaschistische Organisationen in Gefahr geraten ist.“ Dennoch habe er Hoffnung, dass dieser Rechtsruck noch zurückgedrängt werden könne. „Wenn, wie am letzten Sonntag in Barsinghausen gut 1300 Menschen sich an einer Demonstration gegen die AfD Jugendorganisation beteiligen und wenn auch hier in Wennigsen ein Lichtermarsch gegen Fremdenfeindlichkeit stattfinden wird, dann sind das gute Zeichen.“
Allerdings, so kritisierten sowohl Hasenjäger als auch Hartmut Rahmer vom VVNBDA, würden sich die örtlichen Politiker nicht genügend engagieren. „In jeder Kommune gibt es eine städtische Veranstaltung – nur in Wennigsen machen Gemeinde und Politik nichts“, sagte Rahmer. „Erschreckend und Beschämend“ sei es auch, dass der für Freitag, 23. November, geplante Lichtermarsch nur von der Zivilgesellschaft ausging, ergänzt Hasenjäger. „Die demokratischen Parteien unserer Gemeinde bekommen es mal wieder nicht hin, eine solche Aktion auf die Beine zu stellen und fallen nur durch beredetes Schweigen auf.“ Zudem wünschen sich die Veranstalter, dass künftig wieder mehr Menschen zu den Gedenkveranstaltungen kommen. „Teilweise sind wir nur rund ein Dutzend Menschen“, sagte Rahmer.
Hoffnung auf Veränderung gab Hasenjäger die Teilnahme von Jugendbürgermeister Cornelius Theis an der Gedenkveranstaltung. „Es gibt so viele Bedrohte und Verfolgte, wir dürfen nicht einfach hinsehen, wir müssen uns für diese Menschen und für den Frieden einsetzen“, sagte dieser in seiner Rede. Seiner Ansicht nach sei es wichtig, dass auch die Jugend sich an Gedenkveranstaltungen beteiligt und dass so das Interesse geschürt wird. „Immerhin sind wir die Erwachsenen von morgen.“ Hasenjäger hofft nun, dass ein gemeinsames Gedenken von Jung und Alt, wie es vor rund zehn Jahren noch üblich war, wieder aufleben wird.
Von Lisa Malecha