Corona: Wunstorfer nähen Mundschutzmasken
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Karola Witte (links) und Kirsten Boehme von der Praxis Physiomed 47 holen sich die ersten selbst genähten Mundschutzmasken ab.
© Quelle: Anke Lütjens
Idensen. Bettina Knauft aus Idensen kann zwar selbst gerade wegen Corona-Verdacht nicht vor die Tür. Dennoch ist die Mutter von zwei Kindern nicht untätig. Nachdem sie von den Aktionen „Junge Landfrauen nähen“ und „Jeder kann helfen“ gelesen hatte, die zum Nähen vom Behelfs-Mundschutzmasken aufrufen, hat sie sich spontan entschlossen, etwas zu tun. In diversen Whats-App-Gruppen bittet sie fleißige Näherinnen, solche Masken für Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten und Hebammen zu nähen.
Nähanleitung gibt es im Internet
Die Nähanleitung des Landesverbandes Niedersachsen im Deutschen Hausärzteverband hat Knauft über die Gruppe der Jungen Landfrauen erhalten. Rund 60 Aktive machen bereits mit, die ersten 20 Masken sind fertig. „Wir suchen noch händeringend fleißige Helfer für die Aktion. Wir haben angefangen, brauchen aber jede helfende Hand. Der Bedarf ist enorm“, teilt Knauft mit. „Lasst die Nähmaschinen glühen für Ärzte und Pfleger, damit diese weiter für uns kämpfen können“, heiß es im Aufruf der 39-jährigen Idenserin.
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Mund- und Nasenschutz made in Wunstorf.
© Quelle: privat
Ortsbürgermeister sammelt Masken
Selbst genähte Masken können ab sofort kontaktlos in den Briefkasten am Schaukasten vor der neuen Kirche neben dem Kindergarten in Idensen, An der Sigwardskirche 4, gegeben werden. Ortsbürgermeister Rolf Herrmann hat sich der Aktion spontan angeschlossen. Er leert den Briefkasten zweimal täglich und bewahrt die Masken sicher bei sich auf. Um die Verteilung der Masken an Pflegekräfte, Physiotherapeuten und Hebammen kümmert sich Mareike Dworok aus Idensen. Auch ein Onlinevertrieb ist im Aufbau. „Ich finde es toll, dass so viele Leute bereit sind zu helfen“, sagt Herrmann und bittet darum, jeder Lieferung einen Zettel mit der Stückzahl beizupacken. „Das erleichtert die Verteilung“, schreibt Herrmann.
Auch Stoffe können gespendet werden
Die Praxen werden per E-Mail über das Angebot informiert. Auf diese Weise sollen der Bedarf ermittelt und eine gerechte Verteilung sichergestellt werden. Auch Stoffe können gespendet werden. Dafür ist eine Spendenbox unter der Abgabestelle aufgestellt. Gummis und Drähte werden ebenfalls benötigt. „Die Aktion nimmt super Formen an, auch ältere Damen aus dem Ort machen mit,“ sagt Knauft erfreut. Sie selbst hat es zwar nicht so mit dem Nähen, aber „als Versicherungsmaklerin liegt mir das Koordinieren“. Ihren Aufruf hat sie über Gruppen wie Flohmarkt, Kinderturnen, Kita und die Facebook-Gruppe „Du kommst aus Idensen ...“ verbreitet. Mit der Organisation der Nähaktion habe sie derzeit gut zu tun.
Ilka Klingenberg aus Kolenfeld ist eine der fleißigen Näherinnen. Die 40-jährige Erzieherin und Landfrau schreibt: „Ich folge seit zwei Tagen dem Aufruf des Deutschen Hausärzteverbandes und nähe.“ Die fertigen Exemplare gingen am Mittwoch in die Post, um sie der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. „Ich sehe es als Pflicht jedes einzelnen, einen kleinen Beitrag zu leisten, damit wir gemeinsam durch diese schwere Zeit kommen.“ Jeder verfüge über Ressourcen, die er einbringen könne.
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Das ist die Spendenbox für Stoffe am Schaukasten in Idensen.
© Quelle: privat
Das ist nur ein Hilfsmittel
Jeder Anwender brauche pro Tag mindestens zwei Masken, die abends ausgekocht am nächsten Tag wieder einsatzfähig seien, schreibt der Hausärzteverband. "Laut einem namhaften Infektiologen sind diese nahezu ebenso wirkungsvoll wie ein regulärer Mund-Nasen-Schutz. Aber Herstellung und Gebrauch erfolgen auf eigene Gefahr! Der Behelf-Mund-Nasenschutz ist weder geprüft noch zertifiziert und stellt lediglich ein Hilfsmittel dar", schreibt der Verband. Benötigt werden ein atmungsdurchlässiger Baumwollstoff wie Geschirrtücher, Bettlaken, T-Shirts ohne Elasthan und textiles Gummiband. Wer unsicher ist, ob sein Stoff geeignet ist, legt das Gewebe doppelt, schließt es dicht um Mund und Nase und prüft, ob das Ein- und Ausatmen ohne großen Widerstand möglich ist, heißt es in der Anleitung des Verbandes. Sie ist als PDF im Internet zu finden auf https://hausaerzteverband-niedersachsen.de.
Besser als gar kein Schutz
„Die Behelfsmasken sind besser als gar kein Schutz“, sagt die Initiatorin. Sie sollen bei 60 bis 90 Grad Celsius waschbar und somit wieder verwendbar sein. Knauft ist auch wegen ihrer beiden Kinder auf den Gedanken gekommen, die Aktion zu starten. Außerdem kennt sie viele Menschen in Pflegeberufen. „Wir müssen jetzt unbürokratisch helfen, denn ich glaube nicht, dass es so schnell weniger wird mit den Erkrankungen“, befürchtet die Idenserin. Sie dankt allen, die mitmachen und denen, die Material spenden.
Landfrauen schließen sich an
Die Wunstorfer Landfrauen schließen sich der Aktion an. Knauft hat Heike Schnepel, die stellvertretende Vorsitzende des Landfrauenverbandes Niedersachsen, kontaktiert. Der Landesverband hat noch am Montag den Aufruf an alle Mitglieder geschickt, sich an der „Aktion Mundschutz – Landfrauen helfen“ zu beteiligen. Der Landesverband stellt für Auslagen bis zu 10.000 Euro zur Verfügung. „Die Leute müssen sowieso zu Hause bleiben, dann können sie auch etwas Sinnvolles tun“, sagt Schnepel, die einer Kolenfelder Näherin auch schon Stoff gespendet hat.
Wer sich der Nähgruppe anschließen will, kann sich per E-Mail an bettina.knauft@web.de wenden.
Wir suchen Ihre guten Ideen
Es muss nicht alles schlimm und beängstigend sein in diesen Zeiten der Corona-Krise. Wir suchen jetzt Ihre guten Ideen und die mitmenschlichen Taten, weil wir darüber berichten wollen. Haben Sie uns etwas mitzuteilen? Dann schreiben Sie der Redaktion eine E-Mail an die Adresse wunstorf@haz.de. Sehr herzlichen Dank.
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Von Anke Lütjens