Nach 28 Jahren

Sportkommentator Béla Réthy verabschiedet sich: „Freue mich sehr darauf, als Fan ins Stadion zu gehen“

Der Sportmoderator Bela Rethy. (Archivbild)

Der Sportmoderator Bela Rethy. (Archivbild)

Eine der bekanntesten Stimmen der Fußballübertragungen im deutschen Fernsehen sagt am Mittwoch „Adeus!“, also: Lebewohl! Béla Réthy kommentiert im ZDF das zweite WM-Halbfinale zwischen Marokko und Frankreich, an seiner Seite Ex-Bayern-Stürmer Sandro Wagner als Experte – danach geht der in Wien geborene Réthy in Rente. Was danach kommt? Offen. Ganz bewusst. Keine Termine, kein Stress mehr. „Ich freue mich sehr darauf, als Fan ins Stadion zu gehen, ganz einfach. Mal was reinrufen, mal anfeuern. Mich amüsieren“, sagt Réthy dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er wird genau abwägen, wenn demnächst Angebote anderer Sender reinkommen, ob er nicht doch lieber Zeit verbringt mit seinem 15 Monate alten Enkel Jonathan („Ein großes Geschenk!“).

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Katar ist seine zehnte und letzte WM im Einsatz fürs ZDF, für das er seit 1991 Livespiele kommentiert, beginnend mit einem U16-Spiel zwischen Deutschland und Irland. Seine tiefe Stimme ist verbunden mit dem Golden Goal von Oliver Bierhoff in der Verlängerung des EM-Finales 1996 gegen Tschechien sowie mit den WM-Endspielen 2002, 2010 und 2018 (dieses Mal ist die ARD dran). Für sein Abschiedsspiel hat er sich keine „letzten Worte“ zurechtgelegt, dafür ist er nicht der Typ. Er will „seinen Gefühlen freien Lauf lassen“ wie er sagt. Spontan.

Vor dem emotional ganz speziellen Abend seiner Kommentatorenlaufbahn nahm sich Réthy für das RND Zeit, seine fünf WM-Momente herauszupicken:

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Anfang in einer Halle: „Für die Sportgeschichte kein besonderes Spiel, das 1:1 von Gastgeber USA gegen die Schweiz – aber für mich ein Meilenstein, weil es mein erstes WM-Spiel war, das ich kommentieren durfte. Gespielt wurde 1994 erstmals in einer Halle, dem Pontiac-Silverdome nahe Detroit, Michigan. Der Anstoß war um 11 Uhr Ortszeit, damit es in Europa zur Primetime gesendet werden konnte.“

Kahn, der tragische Titan: „Zum ersten Mal überhaupt trafen diese beiden Giganten der WM-Geschichte in einem Pflichtspiel aufeinander. Und dann diese Tragik im Yokohama International Stadium vor den Toren Tokios als DFB-Torhüter Oliver Kahn, zum besten Spieler der WM 2002 in Japan und Südkorea gewählt, den Schuss von Rivaldo nicht festhalten konnte und Ronaldo abstaubte. Das 0:1 bei jenem 0:2.“

Der Beginn des Sommermärchens: „Ein wunderbar sonniger Tag in München. Das Eröffnungsspiel der WM 2006 in Deutschland stand sinnbildlich dafür, was in den nächsten vier wundervollen Wochen passieren sollte: Der Fußball, der Gastgeber und die stets offene und kommunikative Nationalelf um Bundestrainer Jürgen Klinsmann zeigten sich von der besten Seite. Philipp Lahm schoss beim 4:2 gegen Costa Rica das wohl schönste Tor seiner Karriere.“

Zur Person: Bela Réthy

Bela Réthy wurde am 14. Dezember 1956 in Wien geboren, nachdem seine Eltern kurz zuvor ihre Heimat Ungarn nach dem Volksaufstand 1956 verlassen hatten. Kurz nach seiner Geburt zog die junge Familie nach São Paulo in Brasilien. 1967 kam sie mit dem damals elfjährigen Béla nach Deutschland. Nach einem Studium der Publizistik besserte er sein Taschengeld im Sportarchiv des ZDF auf und wurde freier Mitarbeiter der Hauptredaktion. Seit 1987 war er fest als Sportredakteur beim ZDF angestellt.

Das 7:1: „Auf dieses Spiel werde ich immer wieder angesprochen, so etwas wird es nie wieder geben. Deutschland bezwingt im Halbfinale Brasilien in Belo Horizonte mit 7:1 – in dem Land, in dem ich aufgewachsen bin, weil meine Eltern kurz nach meiner Geburt nach São Paulo ausgewandert sind. Sehr speziell für mich. Ich habe Brasilien 1967 als Elfjähriger verlassen, ohne die deutsche Sprache zu kennen, und kehrte 2014 als Reporter für das deutsche Fernsehen dorthin zurück.“

Große Augen als Assistent: „Auch wenn ich nicht selbst am Mikro war – bei der WM 1986 in Mexiko herrschte eine sensationelle Stimmung, eine tolle Gastfreundschaft. Als Assistent von Rolf Kramer, der Nummer eins der Kommentatoren des ZDF damals, durfte ich mein erstes WM-Finale live im Stadion erleben, in diesem gewaltigen Estadio Azteka von Mexiko-City. Ein faszinierendes Spiel, leider verlor Deutschland 2:3 gegen Argentinien.“

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Der Mittwochabend (14. Dezember) hält im Al-Bayt-Stadion von Al Khor eine Pointe von Réthys Karriere bereit. Er feiert seinen 66. Geburtstag. Und da fängt ja bekanntlich das Leben an. Was für eine Punktlandung. Ciao, Béla – und obrigado, danke!

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