ARD-Film

„Bozen-Krimi: Verspieltes Glück“: Verdeckter Ermittler muss über Leichen gehen

Ein Fall voller Widersprüche für die Kripo Bozen: Sonja (Chiara Schoras, links), Peter (Hanspeter Müller-Drossaart, Mitte) und Jonas (Gabriel Raab) müssen einen Mord aufklären.

Ein Fall voller Widersprüche für die Kripo Bozen: Sonja (Chiara Schoras, links), Peter (Hanspeter Müller-Drossaart, Mitte) und Jonas (Gabriel Raab) müssen einen Mord aufklären.

Bevor die Bilder laufen lernten, haben sich die Menschen ihre Freizeit mit Fortsetzungs­romanen vertrieben. Kino, Radio und Fernsehen haben diese Erzählweise gern übernommen. Heute, da alles jederzeit und überall verfügbar ist, wirkt die Erinnerung an die frühere Vorfreude aufs nächste Kapitel beinahe rührend. Mit einigen ihrer Donnerstags- und Freitagsreihen spekuliert die ARD-Tochter Degeto allerdings nach wie vor auf diesen ganz besonderen Kitzel, wenn das Ende eines spannenden Handlungsstrangs vertagt wird.

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Liegen allerdings mehrere Monate zwischen den einzelnen Episoden, kommt es zunächst fast zwangsläufig zu einer gewissen Orientierungslosigkeit, weil eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse offenbar verpönt ist. Die Qualität eines Drehbuchs zeigt sich nun unter anderem in der Frage, wie gut die Vorgeschichte integriert wird. Bei den „Bozen-Krimis“ ist das in der Vergangenheit oft eher schlecht als recht gelöst worden. Die vierzehnte Episode „Verspieltes Glück“ (3. März, ARD, 20.15 Uhr) bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme, zumal ohnehin ganz schön viel erklärt wird, meist in Gestalt von Revierszenen, in denen sich die Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) sowie Vater und Sohn Kerschbaumer (Gabriel Raab, Hanspeter Müller-Drossaart) auf den neuesten Stand der Ermittlungen bringen.

Hier Thriller, dort gewöhnlicher TV-Krimi

Zweites Manko der „Bozen-Krimis“ war von Anfang an die Kombination einer durchgehenden Erzählung, die sich über mehrere Episoden erstreckte, mit einem jeweils aktuellen Fall. Hier ging es um die Mafia, dort meist um Beziehungstaten. Oder anders gesagt: hier Thriller, dort gewöhnlicher TV-Krimi; da ist ein Spannungsgefälle fast unvermeidlich.

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Außerdem fehlen der Hauptfigur Mit- und Gegenspieler von Format, seit Tobias Oertel (als Capo) und Thomas Sarbacher (als regionaler Mafiaboss) nicht mehr mitwirken, selbst wenn Leonardo Nigro als Michele Lagagna, neuer Statthalter der „Familie“ in Südtirol, ein interessanter Schauspieler mit eindrucksvoller Präsenz ist. Ihren Reiz bezieht diese Ebene aus der Doppelrolle von Sonjas Geliebtem: Riccardo Riello (Stefano Bernardin) arbeitet für die Antimafiabehörde und hat als verdeckter Ermittler das Vertrauen von Lagagna gewonnen, muss sich aber nun wie ein Krimineller verhalten, um einen äußerst riskanten Plan seiner Behörde umzusetzen, und wortwörtlich über Leichen gehen.

Spielsüchtiger Holzschnitzer ermordet

Die zweite Ebene scheint übersichtlicher, aber nur auf den ersten Blick: Ein spielsüchtiger Holzschnitzer ist ermordet worden. Nun steht seine Tochter (Katja Studt) quasi vor dem Nichts: Die Hypothek auf das Eigenheim der Familie kann sie unmöglich bezahlen, außerdem leidet ihr kleiner Sohn unter Muskelschwund. Als wäre das noch nicht genug, konfrontiert das Drehbuch sie mit einem weiteren Schock, denn dieser Handlungsstrang birgt ein doppeltes Drama: Neben der bedauernswerten alleinerziehenden Mutter geht es auch um die vom hartherzigen Oberhaupt (Miguel Herz-Kestranek als typischer Filmpatriarch) mit strenger Hand geführte Hoteliersfamilie, die ein düsteres Geheimnis hütet. Das Fernsehen hat entsprechende Geschichten schon öfter erzählt.

Das Drehbuch stammt von „Taunuskrimi“-Regisseur Marcus O. Rosenmüller, der eher selten als Autor in Erscheinung tritt – und wenn doch, dann in der Regel für eigene Filme. Co-Autor war Kris Karathomas. Viel zu viele Dialoge bestehen aus typischen Krimiversatzstücken, weshalb ein Mafiasatz wie „Verträge werden mit Tinte unterschrieben, Kündigungen mit Blut“ gleich kräftig aus dem Rahmen fällt.

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Echte Spannung kommt erst zum Finale auf

Regie führte Thorsten Näter, „Verspieltes Glück“ ist sein elfter „Bozen-Krimi“. Die Inszenierung ist routiniert, aber echte Spannung kommt erst zum Finale auf, als es aus Sicht der Mafia­jäger um alles oder nichts geht – diesen Teil des Films erzählt der thrillerversierte Näter allerdings derart fesselnd, dass er das Herz tatsächlich schneller schlagen lässt.

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