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Schauspieler muss sich manchmal zurückhalten

Frederick Lau: „Meine Eltern hätten sich einen ordentlicheren Sohn gewünscht“

Frederick Lau als Freddy in „Der weiße Kobold“.

Frederick Lau als Freddy in „Der weiße Kobold“.

Den Deutschen Filmpreis räumte Frederick Lau erstmals ab, als er noch nicht mal 20 Jahre alt war. Sein Talent zeigte der 1989 in Berlin geborene Lau bereits als Teenager, etwa in „Das fliegende Klassenzimmer“ (2003). Nun ist er am 26. April ab 20.15 Uhr in der ARD-Komödie „Der weiße Kobold“ zu sehen. Darin spielt Lau den Speditionsfachmann Freddy, der an der Seite der Künstleragentin Ema, die nebenberuflich als Drogenkurierin arbeitet, die verrückteste Nacht seines Lebens erlebt. Der Schauspieler ist mit der Moderatorin Annika Lau verheiratet, gemeinsam haben sie drei Kinder.

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Frederick Lau, Sie hatten kein durchschnittliches Leben, haben früh in der Schule gefehlt, um Schauspieler zu werden. Hätten sich Ihre Eltern einen durchschnittlicheren Sohn gewünscht?

Ich glaube, meine Eltern hätten sich einen ordentlicheren Sohn gewünscht. Meine Mutter hat immer gesagt, es hätte mir ganz gut getan, zur Bundeswehr zu gehen, damit ich mal ein bisschen sortierter und organisierter werde. (lacht) Aber ich habe zum Glück meine Frau an meiner Seite, die das ausgleicht.

Sie spielen Freddy, einen „naiven Durchschnittstypen“, der dann eine aufregende Nacht erlebt. Was hat Sie daran gereizt?

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Es geht letztlich darum, so eine Freiheit zu erlangen und dieses innere Kind wieder loszulassen. Es ist wichtig, dass man „Ja“ sagt zum Leben und mal was macht, was man normalerweise nicht machen würde. Dem Alltag so ein bisschen ein Schnippchen schlägt.

In welchen Momenten fühlen Sie sich im Alltag gefangen und müssen Ihr inneres Kind wieder wecken?

Wenn ich nach Drehs, die immer sehr nervenaufreibend sind, nach Hause komme, muss ich mich immer erst mal sortieren und die Normalität wieder annehmen. Ich bin jemand, der jeden Tag Reize braucht, und probiere auch, mir die zu holen.

Helfen Ihnen auch Ihre Kinder, dieses Kindliche, Kreative zu behalten?

Auf jeden Fall. Ich sehe die Welt selbst wieder mehr durch Kinderaugen, gucke mir Feuerkäfer am Baum an, lege mich in den Matsch, gehe in Bäche. Ich liebe das, da lernt man sein inneres Kind wieder neu kennen.

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Wenn Sie auf Ihre eigenen Kinder blicken: lieber klassisch Schule, dann Ausbildung oder Studium, oder ist auch was ganz anderes in Ordnung?

Meine Kinder dürfen alles machen, was sie wollen. Ich finde es am wichtigsten – so sehe ich das Leben und den Beruf –, dass man das macht, was einem Freude bereitet und wofür man morgens gerne aufsteht, und sich nicht nur am Geld orientiert.

Was würden Sie sagen, wenn Ihre Kinder Schauspieler werden wollen würden?

Das können sie machen. Da würde ich mich freuen, ich mag meinen Beruf ja sehr gerne. Meine Kinder können alles machen, nur vielleicht nicht unbedingt fürs Amt arbeiten. Dann würde ich mich fragen, was ich falsch gemacht habe. (lacht)

Gibt es denn auch Momente, in denen Sie sich ein durchschnittlicheres Leben wünschen?

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Ganz oft. Ich habe mir schon oft gewünscht, einen Nine-to-five-Job zu haben. Dann wäre alles geregelter. Ich bin ja schon immer in der Weltgeschichte unterwegs und das ist natürlich auch sehr kräfteraubend. Aber ich freue mich gleichzeitig auch über mein Leben.

Im Film erlebt Freddy dann doch die aufregendste Nacht seines Lebens. Wann haben Sie zuletzt eine Nacht erlebt, in der alles anders lief als erwartet?

Ich wollte nie wissen, was am nächsten Tag oder in den nächsten zwei Stunden passiert. Ich habe mich immer einfach mitziehen lassen und bin durch die Nacht getaucht. Das ist aber ein bisschen anders geworden mit Kindern. Die brauchen auch Routine und Struktur, und ich natürlich auch. Da hilft mir meine Frau sehr.

Die Nacht verbringt Freddy mit einer Künstleragentin, die nebenher als Drogenkurierin arbeitet. Am Ende „entdeckt“ Freddy sogar ein Kunstwerk. Was bedeutet Kunst Ihnen?

Ich glaube, Kunst ist auch ein Ausdruck seiner selbst. Jedes Bild oder jeder Film ist für jeden Menschen anders. Wenn man sich darauf einlässt, kann man immer auch über sich selbst viel lernen. Es gibt einen schönen Song vom Musiker Der Nino aus Wien, „Es geht immer ums Vollenden“. Da geht es auch darum, den Künstler in sich selbst zu entdecken. Man muss dafür einfach manchmal Sachen machen, die man nicht erwartet.

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Im Film sagt der Bruder der Künstleragentin, dass jedes Kind ein Künstler ist und das mit dem Erwachsenwerden verloren geht. Wie sehen Sie das?

Ich denke, dass er recht damit hat. In unserer Gesellschaft muss man sich anpassen, um gesellschaftsfähig zu sein. Das finde ich schade. Da geht viel Kreativität und Individualität verloren. Kunst bedeutet auch, sich was zu trauen. Das Problem ist, dass man immer wieder den Mund verboten bekommt und einem gesagt wird, was man zu tun hat. Die Anpassung macht die Kunst kaputt.

Was haben Sie denn durch den Film gelernt?

Für mich war es das Größte, dass ich Wien entdeckt habe. Ich wusste schon, dass Wien was Großes für mich übrig hat. Und natürlich war es schön, wieder mit dem Regisseur Marvin Kren zu arbeiten.

Neben Marvin Kren, mit dem Sie schon für „4 Blocks“ zusammengearbeitet haben, war in einer kleinen Rolle auch Kida Khodr Ramadan dabei, ein Freund von Ihnen. Wie verändert sich die Arbeit, wenn Freunde dabei sind?

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Es macht umso mehr Spaß. Manchmal kann man auch freier sein und muss sich nicht immer benehmen oder zurückhalten.

Müssen Sie sich sonst manchmal bei Drehs zurückhalten?

Ja, manchmal muss ich mich zurückhalten. Jeder Regisseur ist anders und ich bin ein Mensch, der immer etwas braucht, um mit jemandem warm zu werden. Wenn ich die Menschen schon kenne, fühle ich mich sicherer. Da bin ich doch ein Mensch der Routine.

Ist das Filmbusiness denn Ihrer Ansicht nach offen und aufgeschlossen oder kämpft am Ende jeder für sich?

Ich glaube, die meisten sind schon offen, aber jeder ist ein komplett verschiedenes Individuum. Insofern lebt die Zusammenarbeit von Unterschieden und das finde ich auch richtig so. Ich mag es gerne, wenn es sich auch mal reibt. Dabei kann es zu den besten Sachen kommen.

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Wie reagieren Sie denn, wenn es sich mal reibt?

Bei Konfrontationen bin ich auch gerne mal laut. Das macht auch Spaß. Man muss sich ja nicht immer zurückhalten. Das ist das Schöne daran, mit Freunden zusammenzuarbeiten. Man muss sich nicht zurückhalten und es passiert nicht so schnell, dass man jemanden verletzt oder auch selbst verletzt wird.

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