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Islamische Superheldin: Iman Villani glänzt im temperamentvollen Teeniehit „Ms. Marvel“

Aus großer Kraft wächst große Verantwortung: Kamala Khan (Iman Vellani) wird vom Superheldenfan zur Superheldin.

Aus großer Kraft wächst große Verantwortung: Kamala Khan (Iman Vellani) wird vom Superheldenfan zur Superheldin.

Kamala Khan (Iman Villani) hat es nicht leicht. Sie ist über alle Maßen verträumt, sie ist eine Königin der Fantasie, eine Künstlerseele, die Fanfiction über ihr Idol, die Superheldin Captain Marvel, online stellt.

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Im Highschoolgefüge ist Kamala indes eine von den Nerds, schon allein wegen ihres pummeligen Äußeren an den Rand gestellt von den Beauty Queens. Sie gilt als „fucking weird“, wird verspottet, herumgeschubst und tritt auch in der Fahrschule schon mal zu hart aufs Gaspedal, wodurch sie das Fahrschulauto im Rückwärtsgang auf den Privatwagen ihres Fahrlehrers setzt. Kamala ist ein Pechvogel, ein Unglücksrabe – aber sie hat tolle Freunde: die einfühlsame Nakia (Yasmeen Fletcher) und vor allem den Tüftler Bruno (Matt Lintz), der einer wie sie ist und der wie sie ein Herz aus Gold hat.

Und natürlich hat sie auch ihre Familie, ihren lieben, etwas konservativen Bruder Amir (Saagar Shaikh), ihre sie wachsam behütende Mutter Muneeba (Zenobia Shroff) und den gutmütigen Daddy Yusuf (Mohan Kapur). Zusammen leben sie im asiatischen Viertel von Jersey City und haben es gut. Aber Kamala Khan spürt in der Nähe immer mehr auch die Enge, die Unruhe, mehr sein zu wollen als die Summe aller Erwartungen, mehr als alle immer waren. Etwas wird geschehen, und das wäre auch nicht ungewöhnlich – schließlich lebt Kamala in der Parallelwelt des Marvel Cinematic Universe, wo auch die Superhelden wohnen, Götter ihre Götterhämmer schwingen und wo Wunder geschehen.

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Kamala Khan ist Marvels erste islamische Protagonistin

Mit der Nachfolgerin von Carol „Ms. Marvel“ Danvers, die 1977 Marvels erste feministisch angehauchte Superheldin war und später die neue Captain Marvel wurde, präsentierte die Autorin G. Willlow Wilson 2013 den nächsten Comiccoup – Marvels erste islamische Protagonistin. Ein Mädchen in fernöstlichen Traditionen, das in einer westlichen Sphäre gegen Vorurteile und Traditionen zugleich kämpfen muss und das – wenn ihr alles zu viel wird – in ihre Comicwirklichkeit abtaucht. Wo dann Captain Marvel als Cartoonfigur neben ihr an den Häuserwänden langflitzt. Viel Witz und Temperament und optische Gimmicks finden sich in der Serie aus der Feder der britisch-pakistanischen Stand-up-Comedienne und Autorin Bisha K. Ali, die schon für Marvels überragenden Serienirrsinn „Loki“ geschrieben hatte.

Zu einer Fanconvention für Superhelden will Kamala – ihre Eltern verbieten das erst mal sicherheitshalber. Dann sind sie kompromissbereit. Zwei Stunden dürfe Kamala in Begleitung ihres Vaters dorthin, aber nicht etwa im „skinny dress“ à la Captain Marvel, sondern – Mama hat die Nähmaschine sausen lassen – als Papa Hulk und Tochter Hulk (ein kleiner Hinweis auf „She-Hulk“, die nächste Marvel-Seriensause im Streaming). Ein fröhlicher Erzeuger tanzt in Grün ins Zimmer der Tochter. Bitte nicht noch eine Blamage! Kamala verzichtet – offiziell.

Die Khans wollen nur das Beste für ihre Tochter

Es ist eine gut gemeinte Form weiblicher Unterdrückung, die im Hause Khan stattfindet – keine Komplettverhüllung, keine Zwangsverheiratung, schließlich ist Yusuf nach Amerika geflohen, der Freiheit für sich und seine Familie wegen. Man will nur das Beste für die Tochter: Sie soll lernen, studieren, etwas aus sich machen und deshalb die Finger von den Jungs lassen.

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Bruno zählt nicht, der ist wie ein Bruder und wird von den Khans auch so gesehen. Er fühlt sich aber nicht mehr so – was am Ende der zweiten Folge (zwei von sechs wurden vorab zur Sichtung gewährt) erste amouröse Gewitterwolken heraufziehen lässt, als eine selbstbewusstere Kamala männliche Aufmerksamkeit auf sich zieht und diese auch genießt. Cool zu sein ist eben cool.

In Marvels Wunderwelt verleiht ein magischer Armreif Kräfte

Wie sie Ms. Marvel wird? Ihre Großmutter schickt ihr eines Tages ein Päckchen mit Erbstücken von Urgroßmutter Aysha: Darunter ist ein magischer Reif, der – einmal an Kamalas Arm – für ganz erstaunliche Fähigkeiten sorgt. Dass sich alle den Mund über die Ahnin zerreißen – Schande habe Aysha einst über die Familie gebracht, „Schlange“ sei ihr Spitzname gewesen, „ich habe gehört, sie hat einen Mann umgebracht“ – macht die geheimnisvolle Uroma nur umso faszinierender für Kamala.

Die (Superhelden-)Träume der jungen Frau, die sich immer so hart an der Realität gebrochen haben, werden jetzt Wirklichkeit und ein Mädchen, das bisweilen vor sich selbst gerettet werden musste, rettet kurz nacheinander zwei Menschenleben.

Außenseiter an der Highschool: (v. l.) Nakia (Yasmeen Fletcher), Bruno (Matthew Lintz) und Kamala (Iman Vellani) in einer Szene aus „Ms. Marvel“.

Außenseiter an der Highschool: (v. l.) Nakia (Yasmeen Fletcher), Bruno (Matthew Lintz) und Kamala (Iman Vellani) in einer Szene aus „Ms. Marvel“.

Wie Peter „Spider-Man“ Parker dürfte auch Kamala „Ms. Marvel“ Khan vor allem bei all den jüngeren Marvel-Fans einschlagen, die selbst gern mal in Luftschlössern residieren, wo sie sich vorstellen, wie es wohl wäre, sich an Spinnenfäden durch den Großstadtdschungel zu hangeln. Kamala ist die in der Nach-9/11-Welt geborene Muslima, die eine Lanze bricht für ihre zu oft mit Terrorismusverdacht belegte Religion, eine, die uns mit in die Teestube nimmt und in die Moschee und allen zeigt, dass das „anders“ oft nur eine Variante von „genauso“ ist.

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Wenn Kamala mit dem Kissen vor dem Spiegel tanzt, mit den Ronettes „Be My Baby“ singt, wenn man sieht, wie sie sich für ein paar Minuten für das schönste Mädchen der Welt hält, macht ihre umwerfende Normalität unweigerlich auch das Publikum glücklich. Und Iman Villani ist in der Rolle Weltklasse.

Als wir sie verlassen, trägt Kamala zwar noch ein provisorisches Kostüm (keine Sorge, es sieht besser aus als Spideys erste Heldengarderobe) und hat noch kein konkretes Angebot, in die Fußstapfen von Carol Danvers zu treten. Jede Menge Spaß macht die Serie trotzdem schon.

„Lass uns ehrlich sein, es sind nicht unbedingt die braunen Mädchen aus Jersey City, die die Welt retten“, sagt Kamala zu Bruno. Aber die Welt der Avengers und X-Men wird Kamala Khan weit offen stehen – schon im für 2023 anvisierten Kinofilm „The Marvels“ wird mehr von ihr zu sehen sein.

Und aus großer Kraft wird auch bei ihr, die sich ruhig erst mal am neuen Selbst ergötzen soll, große Verantwortung wachsen. Wie sie auch bei den Marvellos wächst und wächst, die mit „Ms. Marvel“ – nach „WandaVision“, „Loki“ (beide 2021) und „Moon Knight“ (2022) – ein weiteres Mal einen Volltreffer gelandet haben.

„Ms. Marvel“, erste Staffel, sechs Episoden, von Bisha K. Ali, mit Iman Vellani, Matt Lintz, Yasmeen Fletcher, Zenobia Shroff, Mohan Kapur, Rush Shah (ab 8. Juni bei Disney+)

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