Dakota Johnson als Erzählerin

Netflix-Serie „Überredung“: Jane Austen für die Generation Instagram

Dakota Johnson, Izuka Hoyle, Nia Towle und Mia McKenna-Bruce in der neuen Netflix-Serie „Überredung“.

Dakota Johnson, Izuka Hoyle, Nia Towle und Mia McKenna-Bruce in der neuen Netflix-Serie „Überredung“.

Gerade einmal sieben Romane umfasst das Hauptwerk von Jane Austen, aber für Kino und Fernsehen bieten ihre Bücher eine geradezu unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Das Spektrum reicht hier von Ang Lees werktreuer Adaption „Sinn und Sinnlichkeit“ (1985), der kultigen BBC-Serie „Stolz und Vorurteil“ mit Colin Firth (1995) und dem wunderbaren Schmachtfetzen desselben Titels (2005) mit der jungen Keira Knightley über die vollkommen freie Aneignung in „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ (2001) bis hin zu der skurrilen Horrorvariation „Stolz und Vorurteil & Zombies“ (2016).

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Nun versucht die britische Theaterregisseurin Carrie Cracknell, mit der Netflix-Produktion „Überredung“ (ab 15. Juli streambar) Austens letzten Roman für die Generation Instagram zugänglich zu machen.

Dakota Johnson als Icherzählerin Anne Elliot

Dakota Johnson („Fifty Shades of Grey“) spielt die Icherzählerin Anne Elliot. „Ich hätte beinahe einmal geheiratet“, sagt ihre Stimme aus dem Off. Aber der Geliebte war ein Seemann ohne Rang und Vermögen. Die Verwandtschaft überredete Anne, seinen Heiratsantrag abzulehnen.

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Acht Jahre ist das nun her, aber der Schmerz über das verlorene Liebesglück will nicht aufhören. Wenig damenhaft schüttet Anne den Rotwein direkt aus der Flasche in sich hinein, heult hemmungslos in der Badewanne oder liegt mit dem Gesicht nach unten im Bett, um die grausame Welt um sie herum zu vergessen.

Familie gerät in finanzielle Schwierigkeiten

Das privilegierte Leiden findet ein Ende, als die Familie in finanzielle Schwierigkeiten gerät und zu einem Umzug ins sommerliche Bath gezwungen ist. Dort hat auch der frühere Liebhaber Frederick Wentworth (Cosmo Jarvis) angelegt, der nach langen Dienstjahren in der Marine zum Captain aufgestiegen ist. Der stolze, schöne und ebenso sensible Mann leidet nach wie vor wie ein Hund unter der damaligen Zurückweisung, ist offensichtlich immer noch in Anne verliebt, wird aber auch von anderen, jüngeren Frauen umworben.

Annes Enttäuschung ist groß, als der Ex ihr die Freundschaft statt des erhofften zweiten Heiratsantrages anbietet. Wie so oft bei Jane Austen entsteht die romantische Spannung auch hier durch das mangelnde Kommunikations­vermögen zwischen Männern und Frauen. Während die großen Emotionen still in den verschlossenen Herzen vor sich hin brodeln, dauert es eine Ewigkeit, bis es endlich zum gegenseitigen Liebesgeständnis kommt.

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Romantischer Masochismus

Dieser romantische Masochismus funktioniert bestens vor der Kulisse der verklemmten Regencyära, weshalb sich Austen-Adaptionen mit der Modernisierung schwertun. Das gilt auch für Cracknells Adaption, die historische Kulissen und Kostüme beibehält, aber mit hippen Sprachexkursen und narrativen Spielereien aufzupeppen versucht.

„Wenn Sie in London eine Fünf sind, sind Sie eine Zehn in Bath“, heißt es da in dem Bemühen, die adlige Konversation auf Tinder-Rating-Niveau herunterzubrechen. Solche Anachronismen führen allerdings eher zu unproduktivem Befremden als zur angestrebten Belustigung.

Stilmittel aus der jüngeren Streamingvergangenheit

Des Weiteren sammelt Cracknell munter Stilmittel aus der jüngeren Streamingvergangenheit ein. Immer wieder spricht Dakota Johnson das Publikum durch die „vierte Wand“ hindurch direkt an, so wie man es etwa aus der Serie „Fleabag“ kennt. Ähnlich wie „Bridgerton“ wurde auch dieser Film „colorblind“ besetzt und die historische Ära durch Schauspielerinnen verschiedenster Hautfarbe und Herkunft multikulturell aufgemischt.

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Der Vergleich zur Netflix-Erfolgsserie zeigt aber auch deutlich, woran es in „Überredung“ fehlt. „Bridgerton“ entwirft mit originellem Verve einen ahistorischen Kostümfilm, der seiner eigenen Gesetzgebung folgt. Cracknells Austen-Verfilmung hingegen modernisiert unmotiviert an der Vorlage herum – zu wenig, um dem Stoff einen innovativen Drive zu geben, aber mehr als genug, um den romantischen Kern der Geschichte zu zerstören. Wenn Anne und Frederick endlich einander in die Arme fallen, ist das nur noch ein mechanisches Happy End, das keinerlei amouröse Erlösungsenergie freisetzt.

„Überredung“ ist ab dem 15. Juli bei Netflix streambar.

 

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