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Ermittlungen im Theatermilieu

Neuer „Wien-Krimi“: Doppelmord an der Donau

Leichenfund: Haller (Philipp Hochmair, Mitte), Niko (Andreas Guenther, re.) und Laura (Jaschka Lämmert, li.) ermitteln.

Leichenfund: Haller (Philipp Hochmair, Mitte), Niko (Andreas Guenther, re.) und Laura (Jaschka Lämmert, li.) ermitteln.

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Erst werden die Fleischlappen geklopft, dann müssen sie durch die Panierstraße oder „Paniergassen“, wie der Wiener liebevoll sagt: Die Zubereitung von schmackhaften Wiener Schnitzeln ist eine Kunst, auf die sich Ex-Kommissar und Gelegenheitsermittler Alexander Haller (Philipp Hochmair) und sein bester Freund und Mitstreiter Nikolai Falk (Andreas Guenther) bestens verstehen. Während sich die beiden im neuen Wien-Krimi „Blind ermittelt – Tod an der Donau“ am Herd beschäftigen, wird am Donauufer die Leiche einer erschossenen Frau gefunden.

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Weil sich Kommissarin Laura Janda (Jaschka Lämmert) keinen Reim auf die Bluttat machen kann, fordert sie die Verstärkung des blinden Haller an, möchte auf die Mitwirkung von Falk jedoch gern verzichten. Aber nix da: „Uns gibt es nur im Doppelpack“, eröffnen die beiden fleischseligen Freunde der Beamtin und machen sich mit einem Schnitzelbrötchen bewaffnet auf zum Fluss, wo der sensible Haller sogleich ein paar wichtige akustische Eindrücke sammelt.

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Ein Dschungel aus Habgier, Eifersucht, tödlichem Hass und anderen toxischen Emotionen

Als er im Gebüsch der Donauauen auf eine zweite Leiche stößt, scheint der Fall zunächst klar: Der Jogger im Trainingsanzug wurde zum Zeugen des ersten Mordes und vom Täter in den Rücken geschossen. Doch war es wirklich so? Die Ermittlungen führen den blinden Haller und seinen sehenden deutschen Mitstreiter Falk ins Wiener Theatermilieu, wo es wie in Brechts „Dreigroschenoper“ drunter und drüber geht – Zitate aus der „Moritat von Mackie Messer“ werden zum roten Faden und weisen dem Zuschauer in diesem fantasievollen Krimi den Weg durch den Dschungel aus Habgier, Eifersucht, tödlichem Hass und anderen toxischen Emotionen.

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Vorgetragen werden die kurzen Textpassagen vom Wiener Schauspieler und Comedian Daniel Keberle, der sich als Landstreicher und in anderen kleinen Rollen immer mal wieder direkt an den Zuschauer wendet – ein schöner Einfall von Drehbuchautor Mike Majzen, der von Regisseurin Anne Zohra Berrached unaufdringlich umgesetzt wird. Der zweite von zwei neuen Wien-Krimis ist deutlich ansprechender als der erste Film aus einem Weinanbaugebiet, der mit vielen Klischees und einem ziemlich öden Plot langweilte.

Ganz genau hingucken

Wieder einmal erweist sich Alexander Haller als meisterhafter Kriminalist und Nikolai Falk als sein unbestechliches „Auge“, das den Ex-Kom­missar auf dem Laufenden hält. Ein Verfahren, das auch fürs Fernsehpublikum einen besonderen Reiz hat: Indem Falk seinem Freund alles akribisch schildert, was er sieht, wird auch der Zuschauer dazu angehalten, ganz genau hinzugucken.

Die beiden sehen und hören sich zunächst im sozialen Umfeld der erschossenen Dagmar Moser um, die nach der Trennung von ihrem eifersüchtigen Mann Martin (Andreas Lust) in einer Wohnwagensiedlung gelandet ist und eine Liebesbeziehung mit dem jüngeren Tagedieb Joschi Neumayr (Lukas Walcher) hatte. Zudem führt eine Chipkarte, die bei dem erschossenen Jogger gefunden wurde, das Ermittlerduo zum Volkstheater Wien: Bei dem Mann handelt es sich um den Theaterdirektor Thomas Bachmann, dessen Ermordung bei seiner Frau Klara (Swintha Gersthofer) und seinem Bruder Max (Roland Koch) für Entsetzen sorgt. Die Schauspielerin und der Regisseur arbeiten gerade an einer Inszenierung der „Dreigroschenoper“ und befinden sich sowieso im künstlerisch-emotionalen Ausnahmezustand.

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Haller fühlt derweil den beiden Frauen auf den Zahn, die die tote Dagmar Moser am Donauufer gefunden haben, und da eine der beiden taubstumm ist, verständigt sich der blinde Ermittler mittels Tastsinn mit ihr. Das Verhör der gehörlosen Jennifer Naber (Annalisa Weyel) durch den blinden Ermittler ist einer der Höhepunkte dieses gelungenen Krimis aus Österreich, und die außergewöhnliche Kommunikationsstrategie der beiden spielt auch im spannenden Finale des neunten „Wien-Krimis“ eine entscheidende Rolle.

„Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Tod an der Donau“ läuft am Donnerstag, 11. Mai, ab 20.15 Uhr in der ARD.

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