„And Just Like That“: ein vielversprechender Start
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Carrie (Sarah Jessica Parker) und ihre Schuhe: eine Liebe, die wohl ewig währt.
© Quelle: Die Verwendung ist nur bei redaktioneller Berichterstattung im Rahmen einer Programmankündigung ab 2 Monate vor der ersten Auss
Wenn sich Carrie (Sarah Jessica Parker), Miranda (Cynthia Nixon) und Charlotte (Kristin Davis) an ihren Mittagstisch setzen, sich über benutzte Kondome in den Jugendzimmern beschweren und gleichzeitig lachen, dann fühlt sich „And Just Like That“ in der Eingangsszene schon an wie die Serienmutter „Sex and the City“. Und natürlich schweben die drei nach dem Lunch in außergewöhnlichen Kleidern durch das sonnige New York.
Aber es fühlt sich eben nur fast so an. Denn schnell muss an heutige Debatten wie #MeToo und Black Lives Matter sowie das Tagesgeschehen angeknüpft werden. Miranda redet sich wegen der Angst, etwas Falsches zu sagen, in einem Menschenrechtsseminar um Kopf und Kragen. Bei lockeren sexpositiven Gesprächen für einen Podcast kommt bei Carrie nur Gekicher statt wertvoller Beiträge. Und ganz nebenher wird die Corona-Pandemie in der Serienwelt für beendet erklärt. Ebenso schnell wie von der Pandemie verabschiedet sich die Serie übrigens auch von Samantha Jones (Kim Cattrall): Die ehemalige vierte Freundin ist nach einem Streit gleich nach London gezogen – das wird schon in der ersten Minute geklärt.
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Privates Glück: Carrie (Sarah Jessica Parker) und Mr. Big (Chris Noth) in einer Szene aus „And Just Like That“.
© Quelle: Craig Blankenhorn/Warner/Sky/dpa
Vorsicht Spoiler: kein Kitsch zum Tod der Serienfigur
Privat aber sind die drei Freundinnen völlig angekommen: Sie sind in einer nun glücklichen und ausgeglichenen Beziehung, Charlotte ist voll von der optimalen Förderung ihrer Töchter eingenommen, Miranda mit einem neuen beruflichen Weg als Menschenrechtsanwältin und ihrem 17-jährigen Sohn, der wahlweise heftig mit der Freundin rumknutscht oder kifft. Und Carrie? Neben Podcast und Instagram-Fame hat sie lieb gewonnene Rituale mit ihrem Mr. Big. Jeden Abend legen sie ihre „Platte des Tages“ auf, während sie zusammen kochen und schon mal einen Wein öffnen.
Und so hätte die Serie weitergehen können (und hier muss vor Spoilern gewarnt werden): ständig zwischen „Sex and the City“-Nostalgie und Aktualisierungsdrang hin- und herspringend, wenn die Autoren nicht am Ende der ersten Folge gleich einen Klopper eingebaut hätten: John James Preston, Mr. Big (Chris Noth), stirbt. Nicht durch eine dramatische Inszenierung, sondern einfach so – wie es auch schon im Serientitel heißt: „And Just Like That“. Bei einem Herzanfall, zu Hause im Bad, nach einer Session auf dem Heimtrainer. Keine kitschigen Rückblenden, kein nostalgisches Zurückblicken auf die gemeinsamen Aufs und vielen Abs.
Erzählerischer Neuanfang
Das ermöglicht der Serie einen wirklichen Neuanfang. Denn innerlich hatte man sich schon fast auf eine nicht enden wollende Aneinanderreihung der Pseudodramen und abgedrehten Oberschichtprobleme wie in den beiden Kinofilmen gefasst gemacht. Die Charaktere werden durch wirkliche Konflikte wieder zu Identifikationsfiguren für Frauen. Während Carrie durch übertriebene Sorge um ein zu üppiges Blumenarrangement die Trauer vehement zurückdrängt, deutet sich bei Miranda ebenfalls eine große Schieflage an. In unbeobachteten Momenten gönnt sie sich vormittags gern Hochprozentiges.
Klar, manchmal fühlt es sich übertrieben bemüht an, wenn die Figuren exemplarisch über das Weiße-Retter-Syndrom oder die Gleichbehandlung von nonbinären Menschen sprechen. Dann wirkt es so, als würde „And Just Like That“ betonen wollen, dass die drei Hauptfiguren zwar weiße, privilegierte Heterofrauen sind, die Serie aber locker die Klaviatur der Political Correctness beherrscht. Als vierte Freundin im Bunde, quasi für Samantha, wurde im Übrigen eine schwarze Schauspielerin gecastet. Nicole Ari Parker spielt Lisa Todd Wexley, eine Bekannte von Charlotte. In den ersten beiden Folgen, die der Presse zur Verfügung standen, ist sie nur eine der vielen Randfiguren. Allerdings wird sie als die perfekte moderne Frau gezeichnet: erfolgreiche Dokumentarfilmerin, stets im abgestimmten Outfit – ihr einziges Problem ist eine dominante Schwiegermutter.
„Wie geht es jetzt weiter?“, fragt Carrie kurz nach dem Tod von Mr. Big ihre Freundin Miranda. Das wissen wir nach diesen beiden Folgen nicht – doch der Start ist vielversprechend.
Die beiden ersten Episoden sind am 9. Dezember in deutscher Erstausstrahlung bei Sky zu sehen, die weiteren acht Episoden folgen immer donnerstags mit einer Episode pro Woche.