Mariele Millowitsch: „Fehlt nur noch, dass Kranken­häuser demnächst an die Börse gehen“

Mariele Millowitsch spielt seit 2008 die Marie Brand in der gleichnamigen Krimiserie.

Mariele Millowitsch spielt seit 2008 die Marie Brand in der gleichnamigen Krimiserie.

Mariele Millowitsch (66) durch diverse TV-Auftritte im deutschen Fernsehen bekannt. Seit 2008 spielt sie die Kommissarin Marie Brand in der gleichnamigen Krimireihe. Eine neue Folge mit dem Titel „Marie Brand und der überwundene Tod“ wird am 2. Februar ab 20.15 Uhr im ZDF gezeigt.

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Frau Millowitsch, in dieser „Marie Brand“-Folge geht es um den unerträglichen Schmerz, das eigene Kind zu verlieren. War die Stimmung am Set anders als bei „handelsüblichen“ Fällen und Verbrechen?

Mariele Millowitsch: Ihre Vermutung ist richtig: Das war eine andere Atmosphäre. Einer Mutter, die noch hofft, sagen zu müssen, dass ihr Kind nur noch von einer Maschine am Leben gehalten wird und keine Chance mehr hat, das ist eine furchtbare Situation. Natürlich befinden wir uns in einem Rollenspiel. Aber kleine Albernheiten, wie sie sonst schon mal vorkommen, hat es bei diesen Szenen nicht gegeben.

Machen Sie sich bisweilen Gedanken darüber, wie richtige Polizisten das tägliche Elend verkraften?

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Selbstverständlich. Wir haben oft richtige Polizisten am Set, und wenn die bisweilen erzählen, wundere ich mich jedes Mal aufs Neue, wie man all das aushalten und sogar noch immer an das Gute im Menschen glauben kann. Was die Polizisten bei der Arbeit mitunter erleben und dann mit sich herumtragen müssen, das ist im Film unmöglich abzubilden.

Auch das Thema Organ­spende spielt in der Episode eine Rolle. Wie denken Sie selbst darüber?

Jetzt haben Sie mich erwischt, ich habe nämlich noch keinen Organspende­ausweis. Trotzdem finde ich Organ­spende richtig und wichtig, weil sie anderen Menschen das Leben retten kann. Ethische Bedenken habe ich jedenfalls nicht. Ohnehin sage ich immer, dass es keine Särge mit Anhänger gibt, man kann nichts mitnehmen. Und was für materielle Güter stimmt, das trifft auch auf die Organe zu. Die brauche ich, weiß Gott nicht mehr, wenn ich tot bin.

Wie gehen Sie überhaupt mit dem Thema Tod um, haben Sie ansonsten schon Vorsorge getroffen?

Wieder erwischt, aber das ist bei mir pure Faulheit. Ich muss mich wirklich unbedingt darum kümmern. Ich bin allerdings auch Fatalistin. Was kommt, kommt. Ich plane nicht groß, freue mich über schöne Tage und ärgere mich über schlechte. Und bei den schlechten denke ich dann, dass die dazu gut sind, dass man die schönen wieder zu schätzen weiß. Aber klar, der Tag X kommt, und der Sensenmann ist die einzig wirklich verlässliche Konstante im Leben.

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Wie hat die Fatalistin die zwei Pandemie­jahre erlebt?

Ich habe mich auf die Umstände eingelassen, was hätte man sonst auch tun können angesichts eines hochgefährlichen Virus?! Wirklich geärgert hat mich aber, dass es bei dem bisschen Applaus geblieben ist für das Personal in den Krankenhäusern und den Pflegeheimen. Diese Menschen haben über die Erschöpfung hinaus gearbeitet und arbeiten noch. Mehr Geld, um sie gerecht zu entlohnen, ist aber nicht in die Hand genommen worden. Überhaupt ist es unsäglich, dass Krankenhäuser heute auf Profit arbeiten. Fehlt nur noch, dass sie demnächst an die Börse gehen.

Gerade zu Beginn der Pandemie war Einsamkeit für viele Menschen ein Problem, denn nicht jeder erträgt das Alleinsein wie „Yellowstone Kelly“. Die historisch belegte Titelfigur des gleichnamigen US-Westerns lebte nach dem Motto „Es ist nie ein Fehler allein zu sein“.

(lacht) Ich kenne den Film zwar nicht, aber ich weiß, worauf Sie abzielen. Ich habe zuletzt in Interviews ein paarmal erzählt, dass ich mit dem Alleinsein keine Probleme habe. Okay, jeder ist anders, und ich habe auch Freundinnen, die sich ein Leben ohne jemand an ihrer Seite kaum vorstellen können. Ich selbst aber bekomme das ganz gut hin und fühle mich wohl dabei.

Geht es beim Alleinsein nicht vor allem darum, ob man sich selbst aushalten kann?

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Ich denke schon. Und ich gebe zu, dass ich Gesellschaft oder Ablenkung nicht wirklich brauche. Während wir gerade sprechen, kann ich auf die verschiedenen Vogelhäuschen schauen, die ich aufgestellt habe. Da geht vogeltechnisch gerade der Punk ab, und ich kann stundenlang zuschauen und mich daran erfreuen, weil ich mit mir selbst gut zurechtkomme. Das ist ein Geschenk.

Besteht bei dieser Haltung nicht die Gefahr, als Sonderling zu gelten?

Nein, das habe ich noch nicht erlebt. Im Gegenteil: Zwei meiner Freundinnen zelebrieren das Alleinsein regelrecht. Und ich bin überzeugt, dass den beiden kein Kerl mehr ins Haus kommt. Ambulant vielleicht schon, aber ganz sicher nicht stationär. (lacht) Faule Kompromisse zu schließen, nur um nicht allein sein zu müssen, das macht keinen Sinn. Nur wer gut mit sich selbst ist und gut alleine sein kann, hat vielleicht eine Chance darauf, irgendwann eine vernünftige Beziehung zu führen.

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