„Tatort: Murot und das Prinzip Hoffnung“: ein Familienkrimi in den besten Kreisen

Felix Murot (Ulrich Tukur) ermittelt wieder in einem schrägen Fall.

Felix Murot (Ulrich Tukur) ermittelt wieder in einem schrägen Fall.

Der Titel des neuen Murot-„Tatorts“ klingt zwar ein bisschen verdächtig nach philosophischem Proseminar. Immerhin wird der Titel eines der Hauptwerke Ernst Blochs zitiert, und auch der 90-minütige Film selbst ist eine hochgeistige Zitatenschlacht. Dennoch ist „Murot und das Prinzip Hoffnung“ (21. November, 20.15 Uhr im Ersten) in allererster Linie ein Krimi. Ein zugegeben recht artifizieller, in dem in den ersten Minuten gleich drei Menschen mit einem Genickschuss ermordet werden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Da zwei der Opfer ausländischer Herkunft sind, kommen Erinnerungen an die NSU-Morde auf, doch der dritte Tote passt nicht so recht ins Bild. Er ist ein einst angesehener Frankfurter Philosophieprofessor und Millionär, den der Selbstmord seiner Frau aus der Bahn geworfen hat und der daher – auch wenn es absurd und arg konstruiert klingt – vor seinem Tod als Obdachloser unter Brücken gehaust hat.

Murot: der Mann für spezielle Fälle

So etwas Schräges ist natürlich ein Fall für den hessischen Kommissar Felix Murot (Ulrich Tukur), den Mann für ganz spezielle Fälle, der zudem den Toten gekannt hat. Vor seiner Zeit als Polizist hat er nämlich Philosophie studiert, ist sogar Musterschüler des jetzt ermordeten Professors Muthesius gewesen und hat enge Kontakte zu dessen Familie gepflegt. Da dieser ein Millionenvermögen hinterlassen hat, führen ihn die Ermittlungen als Erstes zu den Kindern des Toten, zu Therapeutin Inga (Karoline Eichhorn), zum zynischen Schauspieler Paul (Lars Eidinger) und zu Laura (Friederike Ott), die sich in ihrer christlichen Initiative um die Ärmsten der Armen kümmert. Allen dreien ist eins gemeinsam: Sie benötigen dringend Geld, mit dem sie nun, wie sie glauben, nach dem Tod ihres Vaters fest rechnen können.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Murots neuer Fall ist also ein richtiger Familienkrimi in den angeblich besten Kreisen mit einer überschaubaren Zahl an Verdächtigen und an Motiven. Auch die Auflösung der Geschichte erfolgt genreüblich im Kreis der Familie, mit allem, was dazugehört, und mit einer Sterbeszene, die fast oscarreif und so übertrieben theatralisch von Regisseur Rainer Kaufmann inszeniert ist, dass sie statt dramatisch eher lustig wirkt. Zwischen den anfänglichen Morden und dem blutigen Schluss entwickeln der Regisseur und sein Drehbuchautor Martin Rauhaus eine regelrechte Versuchsanordnung, die den Regeln der systemischen Familienaufstellung folgt.

Kunstsinnige Versuchsanordnung

Das wird zwar visuell interessant umgesetzt, sogar mit einem schönen Harry-Potter-Zitat, doch bleibt auch diese kunstsinnige Versuchsanordnung letztlich leider arg gekünstelt und blutleer und verdirbt einem zuweilen sogar den Krimispaß. Auch die sonst vorzüglichen Schauspieler agieren oft merkwürdig hölzern. Allen voran Theaterstar Lars Eidinger, der zwar beinahe alle an die Wand spielt, dabei aber so übertrieben gekünstelt und dämonisch agiert, dass man ihm seine Rolle als gekränkter Sohn eines dominanten Vaters nur schwer abnimmt.

Karoline Eichhorn als Tochter Inga beschränkt sich dagegen meist darauf, als heimliche Verehrerin von Murot um den Kommissar herumzuscharwenzeln; und Friederike Ott als ihre Schwester wirkt in ihrer Religiosität einfach nur naiv. Überzeugender sind da schon Angela Winkler, die die adlig steife Nachbarin des Professors glaubhaft spielt, und Christian Friedel, der ihren rechtsradikalen Sohn eiskalt gibt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Murot-Assistentin als Lichtblick

Ein weiterer Lichtblick ist Magda Wächter (Barbara Philipp), die ewige Murot-Assistentin, die als Volkes Stimme hier endlich mal eine größere Rolle hat. Und die durch ihre knappen Kommentare dafür sorgt, dass ihr gern intellektuell schwadronierender Chef und dieser Fall nicht völlig die Bodenhaftung verlieren. Leider kämpft sie dabei viel zu oft auf verlorenem Posten.

Doch all das kennt man ja von den verkopften Krimis dieses Ausnahmekommissars. Sie sind fast immer mehr oder weniger unterhaltsame und zitatenreiche Gedankenkonstrukte, die von einem prominenten Ensemble filmisch umgesetzt werden. So ist auch dieser Murot-„Tatort“ vor allem ein netter Spaß für Cineasten, und diesmal ganz besonders für philosophisch gestählte Geister.

Der „Tatort: Murot und das Prinzip Hoffnung“ läuft am Sonntag, 21. November, ab 20.15 Uhr in der ARD.

Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken