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Science-Fiction trifft Comedy

Vertraue stets dem Oktopus: Die zweite Staffel von „Resident Alien“ startet bei Sky

Tipps von dem Kraken: Der Außerirdische (Alan Tudyk) kommuniziert mit der ihm auf Erden am nächsten verwandten Lebensform. Szene aus der zweiten Staffel der Sky-Serie „Resident Alien“.

Tipps von dem Kraken: Der Außerirdische (Alan Tudyk) kommuniziert mit der ihm auf Erden am nächsten verwandten Lebensform. Szene aus der zweiten Staffel der Sky-Serie „Resident Alien“.

Alles schien gut. Zum Ende der ersten Staffel der Sky-Serie „Resident Alien“ sauste der titelgebende Außerirdische mit seinem reparierten Raumschiff heimwärts ins All. Verzichtete Gott sei dank darauf, seine Mission der Menschheitsauslöschung durchzuführen, mit der ihn seine Spezies betraut hatte. Dies vor allem wegen der Arzthelferin Asta, die ihn gelehrt hatte, was seinem Kulturkreis fremd war: Freundschaft und Herzenswärme.

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Das ziemlich snobistische, insektoreptilige Wesen aus Weltalls Tiefen wäre ohne Astas Beistand niemals klargekommen mit den Sitten und Gebräuchen von Homo sapiens sapiens. In den Bergen Colorados war es abgestürzt und hatte dabei gleich mal seinen Armageddonkoffer eingebüßt. Um nicht aufzufallen, hatte es dann das Aussehen eines in einer Hütte am See urlaubenden Arztes namens Harry Vanderspeigle angenommen (den es zuvor im See versenkt hatte). Und in der muckeligen Kleinstadt Patience hatte man ihm den Job des just ermordeten Mediziners Sam aufgenötigt.

Tudyk spielt den Herrn vom andern Stern herrlich tolpatschig

Bis zu Harrys unfreiwilligem Outing hatte Asta (Sara Tomko) denn auch geglaubt, einem autistisch aufrichtigen und zugleich ziemlich unbeholfenen Schrullopathen zur Seite zu stehen, der immerhin ihren gewalttätigen Ex beeindruckend nachhaltig am Schlafittchen gepackt hatte. Alan Tudyk spielte den Herrn vom andern Stern so herrlich tollpatschig, dass man die zweite Staffel gar nicht erwarten konnte. Eine Fortsetzung musste auch kommen, schließlich hatte das einheimische Alien einen blinden Passagier an Bord – den kleinen Bürgermeistersohn Max (Judah Prehn), der ihn aufgrund einer besonderen genetischen Disposition als einziger so sehen konnte, wie er war: Grünviolett, mit schwarzen Augen und bösartig wirkenden kleinen Knochenknabberzähnen.

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Es gab im Vorjahr kaum etwas Lustigeres als diese Science-Fiction-Comedy über eine unheimliche Inklusion der dritten Art. Wenn Alien Harry menschliches Lachen oder Tanzen imitierte oder glaubte – weil er die englische Sprache anhand alter „Law & Order“-Folgen gelernt hatte – dass jeder Satz zwischenmenschlicher Verbalkommunikation mit einem Krimiseriensoundeffekt abgerundet werden müsste, um ihm das nötige Gewicht zu verleihen, ging man regelmäßig zu Boden vor Lachen.

„Ich bin gekommen, um euch alle zu töten“

Wieder eine Bruchlandung. Dann auch noch ein Autounfall. Und als Harry im Krankenhaus erwacht, antwortet er auf die Frage einer Ärztin, wer er denn sei, glattweg mit der Wahrheit: „Ich bin ein Alien. Ich bin gekommen, um euch alle zu töten.“ Gleich mehreren Docs erklärt er mithilfe einer Tafelskizze seine Herkunft von einem Planeten, dessen Name aus gefühlt 60 Konsonanten, einem Händeklatschen, einem Pfeifen und Gurgelgeräuschen besteht. Einfacher ist da schon Harrys Geburtsname, den wir in der zweiten Staffel ebenfalls erfahren: „Pffft“ – das klingt wie das Geräusch entweichender Luft aus einem Luftballonschnüdel.

Nach einer Gehirnerschütterung erklärt das Alien (Alan Tudyk) im Krankenhaus die Position seines Heimatplaneten. Die Ärzte halten ihren Patienten für in höchstem Maße durcheinander.

Nach einer Gehirnerschütterung erklärt das Alien (Alan Tudyk) im Krankenhaus die Position seines Heimatplaneten. Die Ärzte halten ihren Patienten für in höchstem Maße durcheinander.

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Ein Oktopus im Aquarium eines Restaurants – die achtarmigen Wesen sind auf Erden die nächsten Verwandten des Aliens – verrät Pffft/Harry, dass in wenigen Wochen eine Nachhut eintreffen und seine gescheiterte Mission vollenden würde. Zuerst baut Harry dann einen Bunker für sich, den Kraken und Asta, dann ermahnt ihn die einem jahrelangen postzivilisatorischen Kelleraufenthalt abholde Freundin jedoch, besser nach Hause zu telefonieren und seine Leute zurückzupfeifen. Dazu müsse er doch nur einen Sender bauen wie E. T.: „E. T. war ein Idiot“, behauptet Harry, „offenkundig sexy, sehr attraktiv, aber so dumm.“

Lose Gagparade oder dichte Comedy - das ist die Frage

Es geht also im Grunde um dasselbe wie im ersten Durchgang. Wobei der leutselige Bürgermeister Ben (Levi Fiehler) das touristisch fragwürdige Image der Mordstadt loswerden will und mit Ehefrau Kate (Meredith Garretson) eine Vorliebe für Bondage- und Maskeradensex entwickelt. Wobei der selbstgerechte Sheriff Mike (Corey Reynolds) und seine schüchtern-gewitzte Deputy Liv (Elizabeth Bowen) unlauteren bis mörderischen Aktivitäten von Harry Vanderspeigle auf die Spur zu kommen glauben und die auf Krawall gebürstete kleine Sahar (Gracelyn Awad Rinke) dem kleinen Max die durch geklaute Alientechnologie gewachsenen Bart und Brusthaare entfernen muss. Man kichert permanent in den drei (von zehn) zur Verfügung gestellten Episoden – ohne allerdings genau zu wissen, ob das alles nur eine lose Gagparade oder irgendwie aufeinander zu beziehen ist.

Die Frauen von Patience sind nicht mehr geduldig

Die Frauenpower im Städtchen hinter den sieben Bergen nimmt freilich wohltuend zu. Waren die weiblichen Einwohner von Asta über ihre beste Freundin D’Arcy (Alice Wetterlund) bis zur Bürgermeistergattin Kate bislang (mit Ausnahme freilich von Sahar) geradezu märchenhaft großherzig, nachsichtig und lieb, gehen sie jetzt nach einer Girls’ Night auf die Barrikaden – als sie nämlich erfahren müssen, dass Stadtoberhaupt Ben den männlichen Stadtangestellten niedersten Ranges mehr Entlohnung zukommen lässt als den kompetentesten Frauen. Neu im Spiel ist „The Fabulous Mrs. Maisel“-Star Alex Borstein als Kates Cousine Carlyn, eine Wissenschaftlerin, die Harry bezirzt („Ich bin nicht so hübsch wie E. T., aber ich kann, wenn nötig, ein bezauberndes Alien sein“), um in ihrem Labor in New Mexico ein Spacephone bauen zu können.

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Von ihr erfährt Harry hautnah, wie es sich auf Erden anfühlt, eine Frau zu sein. Dass es Männer wie Carlyns Vorgesetzten gibt, die glauben, allzeit ungefragt auf Tuchfühlung gehen zu dürfen. Harry verschafft Carlyns Chef eine hinreißende #MeToo-Sofortvollstreckung.

„Resident Alien“, Serie, zweite Staffel, zehn Episoden, von Chris Sheridan, mit Alan Tudyk, Sara Tomko, Alice Wetterlund, Alex Borstein (ab 28. April bei Sky)

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