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TV-Kritik zur Doppelfolge

„Tatort: Nichts als die Wahrheit“: Premiere von Corinna Harfouch als neue Berliner Kommissarin

Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Karow (Mark Waschke) ermitteln im Fall einer jungen Schutzpolizistin, die sich das Leben genommen hat.

Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Karow (Mark Waschke) ermitteln im Fall einer jungen Schutzpolizistin, die sich das Leben genommen hat.

Vorhang auf für eine große Schauspielerin: Corinna Harfouch löst im „Tatort“ aus Berlin ihren ersten Fall als neue Ermittlerin – und da Ostern ist und zwei Sendeplätze zu vergeben sind, darf Harfouch gleich in einem zweiteiligen Krimi ran.

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Die 68-jährige Nachfolgerin von Meret Becker macht ihre Sache gut, und der an Ostersonntag und Ostermontag laufende Zweiteiler „Tatort: Nichts als die Wahrheit“ (9./10. April, ARD) von Regisseur Robert Thalheim nimmt sich die vorhandene Zeit, die neue Ermittlerin Susanne Bonard einzuführen.

Eine Kommissarin mit intakter Familie

Anders als ihre flippige Vorgängerin Nina Rubin verfügt die besonnene, idealistische und in jeder Hinsicht geerdete Dozentin an einer Berliner Polizeiakademie über ein intaktes familiäres Umfeld mit Mann, Sohn und Hund. Sie bildet somit einen viel schärferen Kontrast zum abgebrühten, ja zynischen Kommissar Robert Karow (Mark Waschke), der anfangs seine Probleme mit Bonard hat, alles in allem aber etwas sanfter und gemäßigter als gewohnt rüberkommt.

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Völlig klar, dass der RBB seine neue „Tatort“-Kommissarin nicht mit einem 08/15-Fall ins Rennen schickt, sondern Corinna Harfouch zum Debüt einen besonderen Krimi spendiert: Der erste Teil dreht sich um ein rechtsradikales Netzwerk in der Berliner Polizei, aus dem im zweiten Film eine allumfassende rechtsextreme Verschwörung in Justiz und Wirtschaft mit nationalen, ja europäischen Ausmaßen wird – das ist des Guten beziehungsweise Schlechten dann doch ein bisschen zu viel, und die immensen Erwartungen, die mit diesem hochambitionierten Politthrilleransatz geweckt werden, kann der zweiteilige „Tatort“, für den Katja Wenzel und Stefan Kolditz das Drehbuch verfasst haben, nicht befriedigen.

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„Haben Sie’s nicht ’ne Nummer kleiner?“

Dazu kommt, dass das gigantische und auf ein Attentat in Berlin zulaufende rechtsextreme Komplott mit einer Figur lose in Verbindung gebracht wird, die völlig unglaubwürdig ist: Ausgerechnet die frischgebackene Vizepräsidentin des angesehenen Bundesverfassungsgerichts, die ultrakonservative Juristin Julia Kirchhoff (Birge Schade), befeuert mit Reden und Sprüchen rechtspopulistische Tendenzen in der Hauptstadt. „Haben Sie’s nicht ’ne Nummer kleiner?“, fragt der Berliner spöttisch, wenn ihm etwas allzu aufgeblasen vorkommt – eine Frage, die sich auch dieser am ganz großen Rad kurbelnde „Tatort“ stellen lassen muss.

Eine Dreiviertelstunde nimmt sich Regisseur Thalheim in Teil eins Zeit, bis sich Susanne Bonard und Robert Karow das erste Mal persönlich begegnen. „Ich mache nur diesen einen Fall und dann bin ich wieder weg“, beteuert die Kriminalistin – ein Versprechen, das sie nicht einhalten wird. Die Dozentin liegt mit dem Direktor der Polizeiakademie im Clinch, weil sie einen rassistischen Vorfall öffentlich machen will, Karow untersucht den Tod der Streifenpolizistin Rebecca Kästner (Kaya Marie Möller), die sich allem Anschein nach mit ihrer Dienstwaffe in ihrem Haus erschossen hat. Es handelt sich um eine junge Frau, die kurz vor ihrem Tod Susanne Bonard um Hilfe bat, doch die Dozentin hatte gerade keine Zeit.

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Karow glaubt nicht an einen Selbstmord

Von Neugier und auch einem leisen Schuldgefühl getrieben, schaltet sich Bonard in die Ermittlungen Robert Karows ein, der nicht an einen Selbstmord Kästners glaubt. Gemeinsam fühlen sie dem Vorgesetzten der jungen Schutzpolizistin, Guido Konrad (Christoph Jöde), und ihrer allzu forschen Kollegin Tina Gebhardt (Bea Brocks) auf den Zahn und stoßen schon bald auf rechtsextreme Strukturen im Polizeiabschnitt.

Als ein Mann vom Verfassungsschutz auftaucht, nimmt der Fall um die tote Polizistin Dimensionen an, mit denen niemand rechnen konnte. Corinna Harfouch überzeugt bei ihrem ersten Einsatz als neue „Tatort“-Ermittlerin erwartungsgemäß auf ganzer Linie, was sich von dem überkandidelten Zweiteiler leider nicht sagen lässt.

Der Zweiteiler „Tatort: Nichts als die Wahrheit“ läuft am Ostersonntag und Ostermontag, 9. und 10. April, ab jeweils 20.15 Uhr im Ersten.

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