RND-Interview

„Tatort“-Star Axel Prahl: „Ich bin nicht gern allein“

Ralph (Axel Prahl) kommt schwer bepackt in der Jugendherberge an: eine Szene aus „Extraklasse – On Tour“.

Ralph (Axel Prahl) kommt schwer bepackt in der Jugendherberge an: eine Szene aus „Extraklasse – On Tour“.

Axel Prahl (62) ist vielen als Kommissar Thiel aus dem Münsteraner „Tatort“ bekannt, spielt aber auch in vielen anderen TV-Produktionen mit, wie nun in „Extraklasse – On tour“. In dem Film, der am Montag, 12. Dezember, ab 20.15 Uhr im ZDF läuft, spielt er zum dritten Mal den Abendschullehrer Ralph Friesner. Diesmal begibt er sich mit mehreren Problemfällen in eine Jugendherberge.

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Sie spielen in „Extraklasse – On tour“ erneut den Lehrer Ralph Friesner, eine wiederkehrende Rolle wie auch im „Tatort“. Wie ist das, zu so einer Rolle zurückzukehren?

Es ist ganz angenehm. Ich war anfänglich skeptisch, ob sich das Konstrukt von „Extraklasse“ für eine Reihe eignet. Ich bin jetzt aber glücklich über die Lösung, dass wir im neuen Film eine Art Klassenfahrtsituation haben und damit eine komplett andere Konstellation als in den Vorgängern. Es geht diesmal um Problem­schüler, die auf die Abendschule vorbereitet werden sollen. Ich habe bei den letzten beiden Filmen bemerkt, dass wir recht viele Problematiken auf einem Haufen hatten, wobei es manchmal schwierig wurde, in die Tiefe zu gehen.

Sie fanden es diesmal nicht zu viele „Problematiken“? Da ist etwa eine junge Frau, die stottert, ein Geflüchteter, der wegen seiner Homosexualität verfolgt wurde und trockener Alkoholiker ist, eine Übergewichtige mit Panikattacken und ein Frauenhasser, der früher gemobbt wurde.

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Das ist natürlich die Konstellation einer Komödie. Wenn man sich andere Komödien anguckt, ist es häufig so, dass man eine Anhäufung von Problemen hat. Aber es ist gleichwohl überschaubarer als die Konstellation, die wir vorher hatten.

Können Sie sich denn vorstellen, dass die Rolle noch mal zurückkehrt in anderer Konstellation?

Da der Lehrer Ralph Friesner von Hause aus Journalist ist, auch noch ein preisgekrönter, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass man dieses Feld noch mal beleuchtet. Im Journalismus ist ja auch nicht alles eitel Sonnenschein. Da gibt es einige Themen, die man hervorzerren könnte. Aber ausschlaggebend ist meines Erachtens immer ein gutes Buch.

Was macht ein gutes Drehbuch für Sie aus?

Die Hauptfigur muss in irgendeiner Weise eine Heldenreise machen. Im Fall dieses Filmes muss etwa auch der Lehrer Ralph Friesner etwas lernen, nicht nur die Schüler.

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Zum Beispiel, dass er doch gerne mit seiner Mitbewohnerin zusammenlebt, auch wenn sie ihn oft nervt. Eine WG im Alter, wäre das auch was für Sie?

Wenn ich komplett allein wäre, bestimmt. Aber ich habe eine großartige Frau, die ich sehr liebe und die erfreulicherweise jünger ist als ich. Also gehe ich davon aus, dass ich nicht in diese Situation geraten werde. Ansonsten könnte ich es mir aber durchaus vorstellen, denn ich bin kein Mensch, der gern allein ist. Das habe ich schon des Öfteren für mich selbst festgestellt. Wenn ich über Monate komplett alleine lebe – und solche Zeiten gab es schon –, werde ich eher depressiv.

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Haben Sie früher in WGs gelebt?

Ich habe ausschließlich in WGs gelebt, bis ich meine erste Frau geheiratet habe. Etwas anderes hätte ich mir seinerzeit gar nicht leisten können.

Was war Ihr skurrilstes WG-Erlebnis?

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Als ich in Kiel studiert habe, lebte ich in einer Sechser‑WG. Das war schon manchmal grenzwertig. Wir hatten beispielsweise einen Sozialpädagogen, der immer zu faul war, den Abwasch zu machen. Irgendwann haben wir ihm den Abwasch aus dem Waschbecken in sein Bett gestapelt. Das hat er souverän gelöst, indem er das Bettlaken abgezogen hat und den Abwasch samt Bettlaken wieder ins Waschbecken gestellt hat. (lacht) Ich habe schon viele lustige Erlebnisse gehabt in WGs. Und schlussendlich bin ich so zur Schauspielerei gekommen. Uta-Maria Torp, eine Kollegin, die damals bereits an der Schauspielschule war und mit mir in dieser WG lebte, hat mir, nachdem ich exmatrikuliert wurde, weil ich zu wenige Scheine hatte, geraten Schauspieler zu werden.

Was auch im Film auffällt: Lehrer Ralph fährt eigentlich immer mit dem Rad, genau wie der „Tatort“-Kommissar Thiel. Haben Sie da Ihre Finger im Spiel?

Nein, das ist, wenn überhaupt, wohl eher dem Zeitgeist geschuldet. Es ist ja tatsächlich so, dass man in Berlin mit dem Fahrrad deutlich schneller vorankommt als mit dem Auto.

Versuchen Sie auch, kürzere Strecken mit dem Rad zu machen?

Ich lebe Gott sei Dank nicht mehr in Berlin. Aber auch hier auf dem Land versuche ich, beispielsweise bei sonnigem Wetter, schon auch mal zum Einkaufen mit dem Rad zu fahren. Aber das sind immerhin fast zehn Kilometer. Da nehme ich meistens dann doch eher das Auto.

Was machen Sie sonst für die Umwelt?

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Ich habe mir gerade eine komplette Solaranlage aufs Dach gebaut. Überdies habe ich eine Wasserstoffanlage mit Brennstoffzelle installieren lassen. Damit wird der überflüssige Strom, der im Sommer „geerntet“ wird, in Wasserstoff verwandelt und kann ganzjährig übers Jahr abgerufen werden. Darüber hinaus habe ich mir bei einem Münchner Start-up-Unternehmen ein Elektrofahrzeug bestellt, das mit Solarpanelen bestückt ist und somit in der Sonne parkend bis zu 30 Kilometer zusätzliche Reichweite generiert. Leider fangen die aber erst 2023 mit der Serienfertigung an.

Was könnte sich in der Schauspielbranche noch verbessern in Sachen Umweltbewusstsein? Da wird ja zwangsläufig auch viel herumgereist.

Es gibt schon viele grüne Produktionen. Es gibt da einen regelrechten Wettbewerb, der damit anfängt, beispiels­weise Inlandsflüge zu vermeiden und nur mit der Bahn zu fahren, was aber aufgrund des Pünktlich­keitsproblems der Deutschen Bahn verheerende Folgen haben kann. Da ist man schon ein bisschen am Hadern, weil der Flieger dann doch irgendwie zuverlässiger ist. Ich fliege aber trotzdem nicht und fahre dann lieber einen Tag früher mit der Bahn. Oder fahre mit dem Auto, was vielleicht auch nicht gut für die Klima­bilanz ist. Aber mein Elektroauto ist ja noch nicht da.

Ebenfalls auffallend im Film: Die neue Schulleiterin der Abendschule gendert. Wie handhaben Sie das?

Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass die deutsche Sprache patriarchalisch geprägt ist. Aber es wird beim Gendern von manchen meines Erachtens über das Ziel hinausgeschossen. Wenn es beispielsweise heißt: „beste Schriftstellerin“, muss man sich überlegen, ob man das wirklich will, weil dann ist man ja nur unter den Frauen die beste Schriftstellerin. Zumindest könnte man das so verstehen. Wenn ich aber „bester Schrift­steller“ sage, sind damit alle gemeint.

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Nutzen Sie also einfach immer die männliche Form?

Ich benutze meistens die männliche und weibliche Form. Es kommt immer darauf an.

Wenn Sie kein Fan vom Gendern sind: Wo sollte man Ihrer Meinung nach ansetzen, um für mehr Gleichberechtigung zu sorgen?

Zuallererst sollte man mal für eine gleichberechtigte Bezahlung sorgen, und zwar nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Ost und West. Frauen sollten auf jeden Fall für die gleiche Arbeit auch das gleiche Geld bekommen. Diese Diskussion führen wir bereits seit den Sechzigerjahren. Es ist auch in der Schauspielbranche hinlänglich bekannt, dass Frauen in der Regel nach wie vor schlechter bezahlt werden als Männer. In einer Branche also, in der immer vollmundig von Gleichberechtigung und von Gerechtigkeit geredet wird.

Was müsste sich da verändern?

Das ist schwer zu beantworten. Es passiert ja hier und da schon einiges. Wir haben inzwischen beispielsweise deutlich mehr Regisseurinnen. Bei unseren letzten beiden „Tatort“-Drehs hatten wir jeweils eine junge Regisseurin. Auch auf vielen redaktionellen Stellen sind häufig Frauen anzutreffen. Da gibt es inzwischen manchmal eher das umgekehrte Problem, dass wirklich geschulte Leute, die schon hervorragende Filme gedreht haben, nicht mehr zum Zuge kommen, weil eine gewisse Quote in einem Bereich erfüllt werden soll oder muss. Das ist dann auch wiederum etwas merkwürdig und wird sich sicherlich noch harmonisieren.

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