Serienhit mit Elliot Page

Jäger des verlorenen Platzes – In der dritten Staffel von „The Umbrella Academy“ wird Vanya zu Viktor

Immerzu muss die Welt gerettet werden: Luther (Tom Hopper) und Vanya, die ab sofort Viktor (Elliot Page) ist, in der dritten Staffel von „The Umbrella Academy“. Foto: Cr. Christos Kalohoridis/Netflix © 2022

Immerzu muss die Welt gerettet werden: Luther (Tom Hopper) und Vanya, die ab sofort Viktor (Elliot Page) ist, in der dritten Staffel von „The Umbrella Academy“. Foto: Cr. Christos Kalohoridis/Netflix © 2022

Speziell für Elliot Page ist die Superheldenserie „Umbrella Academy“ ein Glücksfall. 2020 hatte die vor 15 Jahren mit der Rolle eines schwangeren Teenies im Film „Juno“ bekannt gewordene Schauspielerin Ellen Page über die sozialen Medien bekannt gegeben, eine Transgenderperson zu sein. Page war dann der erste Transmann auf dem Cover des „Time-Magazine“. Erwartet hatte der Kanadier, wie er in einem Instagram-Post verriet, „eine Menge Unterstützung und Liebe und eine massive Menge an Hass und Transphobie“. Und so sei es auch gekommen.

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Schon immer hatte Elliot Page sich als Junge gefühlt

Schon immer habe er sich als Junge gefühlt, erklärte der 35-Jährige im März des Vorjahres im Interview mit der „Time“. Und es sei für ihn stets schwer gewesen, sich selbst in weiblichen Rollen im Fernsehen und auf der Leinwand zu sehen. Begonnen hatte Pages Karriere als Zehnjährige in der preisgekrönten Serie „Pit Pony“ um eine Bergwerksfamilie und die Grubenpferde. In dem beim Sundance-Filmfest gefeierten Drama „Hard Candy“ (2005) spielte Page eine 14-Jährige, die einen Erwachsenen als pädophil outen wollte. Page übernahm Rollen in Christopher Nolans „Inception“ (2010) und Woody Allens „To Rome With Love“ (2012). 2014 outete Ellen Page sich als homosexuell.

Pages Wandel von Ellen zu Elliot wird nun auch in der Serie nachvollzogen. In der zweiten Staffel verliebte sich Page als Vanya, das erst superkraftlose, dann jedoch bei Weitem machtvollste Mitglied der Umbrella Academy auf einer Zeitreise in die Farmersfrau Sissy. „Sie hat mich so gesehen, wie ich wirklich bin“, gesteht sie ihrer Umbrella-Schwester Allison in der ersten Folge der neuen Staffel.

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Die Vanya-Verwandlung: „Ich bin Victor. War ich schon immer.“

Und so zeigt Vanya dieses wirkliche Ich ihrer ganzen Umbrella-Familie – und gleichzeitig ermöglicht die Hauptrolle in einer von Netflix‘ populärsten Serien Elliot Page den nahtlosen, geschmeidigen Übergang in ihre neue Karriere als Schauspieler. Das ist auch süß gelöst. In der neuen Wohnstatt der Heldentruppe, dem reizvoll altmodischen Hotel Obsidian, lässt Vanya sich in einem Frisiersalon einen Kurzhaarschnitt verpassen. Erstmals hatte der Schauspieler Page als Neunjährige eine ähnliche Frisur als Befreiung verstanden.

Und so teilt Vanya ihren Mit-Umbrellas mit: „Ich bin Victor. War ich schon immer. Hat einer ein Problem damit?“ Keiner hat – alle sind auf seiner Seite. Und der liebe Riese Luther, der als Letzter davon erfährt, will sogleich eine Party für Viktor schmeißen – „dass du dich geliebt fühlst“. „Ich fang so einiges neu an“, sagt Viktor. Und ist sich mit Adorno einig: Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.

Endlich wieder „Umbrellas“ - ein freudiges Wiedersehen

Steve Blackmans Serie nach den mit dem Eisner-Award gekürten Comicbüchern von My-Chemical-Romance-Sänger Gerard Way und Zeichner Gabriel Bá geht nach zwei Jahren Pause endlich weiter. Und man freut sich auf das Wiedersehen mit dem durch Affen-DNA riesenhaft gewordenen, weltraumtauglichen Luther (Tom Hopper), mit dem menschlichen Waffenlenker Diego (David Castaneda), der Suggestivmagierin Allison (Emmy Raver-Lampan), dem ewig im Kindeskörper gefangenen, zu Raum- und Zeitsprüngen befähigten Nummer 5 (Aidan Gallagher) und dem schrillen Junkie Klaus (Robert Sheehan, „Misfits“), der mit Toten reden kann. Und natürlich mit Viktor, der anfangs nur virtuos Geige spielen konnte, inzwischen aber gleich einen ganzen Cocktail an Superkräften in sich wachgerufen hat, einen, mit dem man Welten zerstören kann.

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Zeitparadoxon - Lösen sich die Academy-Mitglieder buchstäblich auf?

Im Falschen leben zu Beginn der dritten Staffel im Grunde alle Umbrellas. Denn nach ihrer Rückkehr aus den Sechzigerjahren (wo sie in Staffel zwei gestrandet waren) müssen sie feststellen, dass ihr hartherziger Ziehvater Reggie Hargreeves (Colm Feore) nun in der Gegenwart einer mit anderen Helden besetzten „Sparrow Academy“ vorsteht und mit ihnen nichts mehr zu tun haben will.

Die Zeitlinie wurde geändert – auch mit persönlichen Konsequenzen. Als Allison ihre Tochter besuchen will, findet sie heraus, dass die kleine Claire gar nicht existiert. Und Klaus sucht seine Mutter, die offenbar am Tag seiner Geburt starb – aber bevor er geboren wurde. Was auch auf die Mütter der anderen Umbrellas zutrifft. So droht ihnen womöglich dasselbe Schicksal wie dem Zeitreisenden Marty McFly, der im Film „Zurück in die Zukunft“ (1985) verhinderte, dass seine Eltern sich kennenlernten. Löst sich das Team buchstäblich auf?

Superhelden nehmen wir am liebsten zwielichtig oder dysfunktional

Dysfunktional wie es die Umbrellas sind, ist das superste „super“. Man mag Superhelden lieber, wenn sie nicht einfach rundum perfekt sind wie „Superman“. Sondern wenn sie beispielsweise gesellschaftlich angefeindet werden wie die X-Men oder Pixars „Unglaubliche“, wenn sie ethisch zweifelhaft sind wie die Watchmen oder die „Boys“, juvenil verunsichert wie Spider-Man oder Ms. Marvel. Nach Jahrzehnten der Fokussierung auf den jeweiligen Bösewicht stellte Robert Pattinson jüngst in „The Batman“ endlich mal den Titelhelden in den Mittelpunkt statt den Bösewicht. Batman ist im besten Batman-Film neben Christopher Nolans „The Dark Knight“ (2008) nicht nur der Rächer seiner ermordeten Eltern, er leidet am diskreditierten Familiennamen Wayne (und an der Liebe überdies).

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Und ab heute kommt in „Elvis“ der einzige reale Superheld Elvis Presley ins Kino, der über die Superkraft einer neuen nie gehörten Musik verfügte und damit die ganze Welt bewegte. Der aber das schlimmste Schicksal aller Superhelden hatte: Er wusste nicht, dass sein engster Vertrauter, der väterliche Colonel Parker, in Wahrheit sein ärgster Superschurke war.

Drei von der „Spatzen“-Akademie: Fei, die Mutter der Raben (Britne Oldford v. l.), Ben (Justin H. Min) der in der Umbrella Academy gestorben war, in der geänderten Zeitlinie aber einer der aggressivsten Sparrows ist, und Sloane (Genesis Rodriguez), die bald schon von der Liebe „erwischt“ wird.  Foto: Netflix

Drei von der „Spatzen“-Akademie: Fei, die Mutter der Raben (Britne Oldford v. l.), Ben (Justin H. Min) der in der Umbrella Academy gestorben war, in der geänderten Zeitlinie aber einer der aggressivsten Sparrows ist, und Sloane (Genesis Rodriguez), die bald schon von der Liebe „erwischt“ wird. Foto: Netflix

Einschub: eine kurze Geschichte von Reggie und den Umbrellas

Reggie, wiewohl von hagerer Gestalt, ist jenem Tom Parker wesensmäßig gar nicht so unähnlich. Der Mann mit dem Äußeren eines britischen Lords vergangener Zeiten gründete die Umbrella Academy (UA) zur Erziehung von sieben adoptierten Zöglingen, die alle am gleichen Tag von Müttern geboren wurden, die am Morgen noch nicht gewusst hatten, dass sie schwanger waren. Die Kinder verfügten unerklärlicherweise über besondere Talente und sollten fortan zum Wohl der Menschheit zusammenarbeiten. Kamen aber mit sich und alldem nicht klar.

Nach Reggies Tod (in Staffel eins) rückte die versprengte Gang wieder zusammen, konnte eine Apokalypse nicht verhindern und sprang in letzter Sekunde vor den auf Erden einschlagenden Trümmern des Mondes in die frühen Sechzigerjahre zurück, wo ein Atomkrieg auf sie wartete und sie ihren „Vater“ in eine Verschwörung zur Ermordung John F. Kennedys verstrickt fanden (Staffel zwei). Die Erklärung für des Alten kaltes, diktatorisches Herz gab’s am Ende der zweiten Staffel: Er war ein Außerirdischer, der JFK eigentlich hatte retten wollen. Und als seine Kämpfertruppe ins Heute zurücksprang, war zwar von Weltuntergang keine Rede mehr und auch Reggie weilte wieder unter den Lebenden. Nur betreute er jetzt eben zum Ungemach der Umbrellas die Sparrows.

Die Sparrows sind hochfunktionale, eitle Unterdrücker

Auf der Jagd nach ihrem verlorenen Platz in der Geschichte müssen die Umbrellas nun einen Zeitsprungkoffer aufspüren, der eine gemeinsame Rückreise ermöglicht um die Zeit zu „reparieren“. Sie müssen immer wieder actionreich gegen das weit effizientere Sparrow-Team antreten, das nicht nur in coolen Superuniformen auftritt und einen popstarartigen Fankult pflegt, sondern auch mit Kontrolle und Unterdrückung arbeitet. War der Nanny-Bot Grace (Jordan Claire Robbins) für alle Umbrellas immer nur die geliebte „Mom“, so ist sie für die Spatzen schlicht eine Lakaiin, „der Roboter“ – und ihr Hinken deutet an, dass ihr auch Gewalt angetan wurde.

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Ein Feuerball als „Thanos der kleinen Schritte“

„Mom“ flüchtet sich in die Religion und betet im Keller der Akademie eine durch die Ankunft der Umbrellas entstandene unheimliche Anomalie an – einen schwebenden Feuerball, der über Energietsunamis erst Tiere, dann auch Menschen atomisiert und absorbiert. Um es mit den Avengers zu sagen – da ist wohl eine Art Armageddonmaschine, ein „Thanos der kleinen Schritte“ am Vernichtungswerk.

Und dann ist da noch ein merkwürdiger farbloser Herr in beigegrauer Opagarderobe, der gelegentlich auftaucht, ganz offenbar einen Plan verfolgt und dessen Identität nur eine der vielen Überraschungen dieser Staffel ist. Erneut werden Erwartungen mit Vorliebe unterlaufen. Da stehen die Zeichen auf Kampf und plötzlich tanzen alle Kombattanten zu Kenny Loggins‘ „Footloose“ durchs Haus, als wär‘s ein Musical. Da löst sich eine Bilddokumentation über das „Großvaterparadoxon“ von Zeitreisen in ein Theaterstück auf. Da gibt es Anspielungen auf Hitchcocks „Die Vögel“ oder Kubricks „Shining“. Da wird Diego unverhofft zum Vater eines zwölfjährigen Rüpels (Javon Walton).

Die Himmelsmacht Liebe erwischt den Richtigen

Und den freundlichen Luther erwischt zum ersten Mal wahre Liebe. Der schönste Moment der ganzen Staffel ist vielleicht, zuzusehen, wie er für seine Sloane, eine der Sparrows (Genesis Rodriguez), ein Mixtape zusammenstellt und romantisch-verträumt sein Lieblingslied singt – Chris de Burghs „Lady in Red“.

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Großer Seufzer!

Alle anderen Popsongs sind – versprochen – cool.

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