„Ohnehin ein hohes Aggressionspotenzial“
Der Autofahrer, der schnell überholt, ist ein Volltrottel. Die Lieferdienstfahrerin, die die Einfahrt zuparkt, hat sie doch nicht mehr alle. Fast nirgendwo in Deutschland wird so geschimpft und gewütet wie tagtäglich im Straßenverkehr. Woran liegt das – und wie könnte es besser werden? Fragen an einen Verkehrspsychologen.
Herr Fastenmeier, wer im Straßenverkehr unterwegs ist, gewinnt schnell den Eindruck, dass Beschimpfungen und Beleidigungen an der Tagesordnung sind. Verleitet der Straßenverkehr zu aggressivem Verhalten?
Grundsätzlich bietet der Verkehr großes Aggressionspotenzial. Das Interesse jedes Einzelnen ist ja in der Regel, schnell und ungehindert Entfernungen zu überbrücken. Wenn das nicht gelingt und sich andere nicht so verhalten, wie ich es erwarte, entstehen Konflikte. Lieferdienste zum Beispiel, die die Straße blockieren, führen zu Frustration. Wenn dann noch Termindruck dazukommt, kann diese in Aggression umschlagen. In vielen Situationen ist auch mangelnde Information ein Problem – etwa bei Staus. Dann entsteht ein Gefühl des Kontrollverlustes. Für viele Menschen ist es schwer auszuhalten, in eine unerwartete Situation hineinzukommen und überhaupt nicht zu wissen, was los ist.