Des Königs grüne Kleider
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Der königliche Mantel, Teil der Krönungsgewänder Charles III.
© Quelle: IMAGO/i Images
Früher, als er noch nicht der König der Briten war, wurde Charles für seine Liebe zur Natur und Nachhaltigkeit verspottet, weil er zugab, mit Pflanzen zu sprechen. Weil er auf wichtigen Veranstaltungen mit Löchern in den Socken auffiel. Oder weil er seinen Aston Martin mit überschüssigem englischen Weißwein und Molke aus dem Käseprozess als Treibstoff befüllte. Dem Spott zum Trotz wird dieser Royal mit Hang zu ungewöhnlichen Nachhaltigkeitsideen an diesem Samstag ganz offiziell der neue König des britischen Königreiches.
Statt den Schutz der Umwelt mit dem Zepter abzugeben, will Charles auch als Monarch die grüne Linie weiter durchziehen. Und das fängt schon mit der Krönungszeremonie in London an. Statt der 8000 Geladenen, die noch zur Krönung seiner Mutter kamen, sind es dieses Mal „nur“ 2000 Personen. Die Einladung bekamen sie ganz umweltfreundlich auf recyceltem Karton zugeschickt. Eine Bestandsaufnahme aller Nachhaltigkeitsbemühungen, die Charles III. für seinen großen Tag angeordnet hat.
Aus Alt mach Neu: keine neuen Roben für Camilla und Charles
Statt sich für den Tag, auf den er wohl jahrzehntelang gewartet haben muss, eine neue Robe schneidern zu lassen, verzichtet Charles im Sinne der Nachhaltigkeit. Er trägt stattdessen Kleidungsstücke seiner Vorfahren: Handschuhe, die sein Großvater George VI. bei seiner Krönung 1937 trug und eine lange weiße Tunika, die direkt nach der Salbung angezogen wird und ebenfalls seinem Großvater gehörte. Den Schwertgürtel von George VI. wird Charles ebenfalls wiederverwenden.
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Die Handschuhe, die Charles bei seiner Krönung tragen wird.
© Quelle: IMAGO/i Images
Krönungsgewänder mehrfach zu tragen, ist tatsächlich nichts Ungewöhnliches, jedoch ließ Charles für seine eigene Krönung gar keine neuen Stücke anfertigen. Auch die sogenannte Robe of State, die normalerweise für jeden Monarchen neu hergestellt wird, verwendet Charles wieder. Auch hier wird er die purpurrote Samtrobe seines Großvaters George VI. tragen. Kleine Anpassungen gibt es trotzdem: Der Hermelinpelzbesatz wird für Charles extra abgenommen.
Ein königlicher Beamter erklärte, dass das eine „persönliche“ Entscheidung des Königs gewesen sei. So verfährt übrigens auch die königliche Gemahlin: Camilla wird ebenfalls eine Robe zweitverwerten; sie wurde ursprünglich 1953 für Queen Elizabeth II. angefertigt.
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Diese Kleidungsstücke wird Charles bei seiner Krönung tragen.
© Quelle: IMAGO/i Images
Diese Krone muss reichen
Ähnlich wie ihr Gatte, ist auch Camilla auf Nachhaltigkeit aus. Am Tag der Krönung trägt sie die Queen Mary’s Crown. Das ist das erste Mal, dass eine bereits bestehende Krone für die Krönung einer Gemahlin wiederverwendet wird. Camillas alte neue Krone wurde 1911 für die Frau des britischen Königs George V., Maria von Teck, hergestellt. Abstriche muss Camilla aber nicht machen: Auf der Krone sind mehrere Diamanten aufgesteckt.
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Charles bekommt am Samstag die Edwardskrone aufgesetzt. Zuletzt kam sie im Jahr 1953 zum Einsatz, als Königin Elizabeth II. den Thron bestieg. Für das Gewicht der St. Edward’s Crown von mehr als zwei Kilogramm sorgen prunkvolle Rubine, Amethyste, Saphire – und jede Menge pures Gold.
Auf dem alten Holzthron sitzt es sich auch königlich
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Der alte Thron bekommt eine neue Polsterung.
© Quelle: Getty Images
So eine Krönung kann sehr anstrengend sein und so werden Charles III. und Camilla Platz auf dem königlichen Stuhl von George VI. finden. Dieser wurde vorab mit einer neuen Polsterung mit neuen Wappen bespannt. Die ursprünglichen gestickten Wappen auf der Vorder- und Rückseite des Stuhls, die bei der Krönung von König George VI. verwendet wurden, sind – natürlich – erhalten geblieben. Die Königin hat einen identischen Stuhl, ebenfalls mit neuen Wappen, die eigens von der Royal School of Needlework aufgestickt wurden.
Die vegane Salbung
Für viele gehen Tier- und Umweltschutz mit Veganismus einher. Das ist zwar nicht die hundertprozentige Linie des neuen britischen Königs, für seine Salbung verzichtet Charles aber trotzdem auf unnötiges Tierleid. Statt mit Öl, das aus dem Verdauungstrakt der Pottwale und der Analdrüse der Zibetkatze hergestellt wird, lässt sich Charles mit veganem Pflanzenöl salben. Es wurde aus Oliven des Jerusalemer Ölbergs hergestellt, wo auch die Großmutter des Königs, Prinzessin Alice, begraben liegt. Das Öl beinhaltet außerdem Sesam, Jasmin, Zimt, Neroli und Orangenblüte.
Zeit für ein königliches Mahl
Ist das große Tamtam vorbei, knurren auch bei dem königlichen Ehepaar die Mägen. Normalerweise gibt es nach der Krönung einen kalten Hühnchensalat, mit Curry-Creme-Mayonnaise, aber mit dem neuen König ist eben vieles anders: Zur Überraschung vieler gibt es nun eine vegetarische Krönungsquiche mit Spinat, Saubohnen, Cheddar und frischem Estragon.
Geschenke für den bunten Vogel und eine besondere Briefmarke
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Seine Verwandten freuen sich über die Krönung von Charles, aber noch viel mehr über das Geld, das in den Artenschtuz geht: der Westliche Erdsittich. (Symbolfoto eines verwandten Papageis)
© Quelle: picture alliance / Heritage-Images
Bei den Geschenken gibt sich der Royal ebenfalls nachhaltig: Das offizielle Krönungsgeschenk in Höhe von 10.000 australischen Dollar (6000 Euro) soll einem seltenen australischen Papagei zugutekommen: Der Westliche Erdsittich (Pezoporus flaviventris) gilt als einer der seltensten Vögel der Welt und lebt nur in einer abgelegenen Region im Bundesstaat Western Australia. Nur rund 150 von ihm leben noch, der Papagei ist vom Aussterben bedroht.
Der Fokus von König Charles III. auf Umwelt und Nachhaltigkeit ist auch auf einer der neuen Briefmarken zu sehen. Das Design zeigt nachhaltige Landwirtschaft, erneuerbare Energien und traditionelles Handwerk. Es ist eine von vier Briefmarken zur Krönung am 6. Mai 2023.
Wie nachhaltig die Veranstaltung des Königs am Ende ist, lässt sich nur schwer beantworten. Klar ist aber, dass die Nachhaltigkeit bei so einem Großereignis natürlich nicht aufhört. Die Reduzierung von 8000 auf 2000 Gäste oder das Recycling von Roben und Stühlen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Royals haben neben der Krönung noch andere königliche Aufgaben, wie Reisen mit Privatjets und Helikoptern, die teils mit erheblichem CO₂-Ausstoß einhergehen. Charles kann also nicht nur bei seiner Krönung gehörig CO₂ einsparen, sondern auch in Zukunft als König.