„Was ist daran ‚Bääm‘?“ Kritik für neues Ökoklo in Berlin
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Ein Mann geht eine Treppe zum U‑Bahnhof Kottbusser Tor hinunter (Symbolbild).
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
„Bääm, da ist das Ding: Auch das ist Kommunalpolitik. Seit über fünf Jahren wird eine Toilette am Kotti gefordert – jetzt ist sie da, kostenfrei mit Missoir und Pissoir“, mit diesen begeisterten Worten verkündete Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) am Mittwoch bei Twitter die Inbetriebnahme eines neuen Toilettenhäuschens am Kottbusser Tor in Berlin.
Ganz öko und mit einer Holzvertäfelung soll das Toilettenhäuschen den „Kotti“, wie man den verkehrsreichsten Platz Berlin-Kreuzbergs in der Hauptstadt nennt, in Zukunft also sauber halten – doch bei allem Lob für die neue öffentliche Toilette findet sich auch jede Menge Kritik, die sich in zwei Stichpunkten zusammenfassen lässt: Zeitmanagement und Barrierefreiheit.
Fünf Jahre hat es gedauert, um an besagtem Standort eine öffentliche Toilette zu errichten. Wie der „Tagesspiegel“ unter Berufung auf das örtliche Bezirksamt berichtet, sollte am Kottbusser Tor ursprünglich eine andere öffentliche Toilette aufgestellt werden. „Der technisch mögliche Standort ist jedoch 2021 durch die Zivilgesellschaft abgelehnt worden“, heißt es weiter.
Auch das Quartiersmanagement betont laut „Tagesspiegel“, eine öffentliche Toilette gehöre zu den primären Forderungen der Bewohner und Bewohnerinnen und sei seit 2016 bei drei „Strategietagen für den Kotti“ immer wieder thematisiert worden. In Summe sei die Installation einer öffentlichen Toilette laut Quartiersmanagement „mindestens 15 Jahre Thema am Kottbusser Tor“ gewesen, heißt es weiter.
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„Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“, twittert ein Nutzer als Reaktion auf das „Bääm“ der Bezirksbürgermeisterin. Und auch andere User stellen öffentlich die Frage, warum mehrere Jahre ins Land gehen mussten, ehe auf dem „Kotti“ eine frei zugängliche Toilette errichtet werden konnte.
„Barrierefreiheit können wir leider nicht“
Apropos frei zugänglich – auch an diesem Aspekt stören sich viele Nutzer bei Twitter. Denn zwar besteht das neue Toilettenhäuschen aus einer Toilette, einem Pissoir sowie einem Missoir – hierbei handelt es sich um eine Art Pissoir für Frauen mit Hockmöglichkeit –, doch barrierefrei ist das Konstrukt nicht. Wie die „Welt“ berichtet, öffnen sich die Türen zwar nach außen, jedoch nicht auf bodenebener Schwelle. Die Folge: Es gilt nicht nur, rund 15 Zentimeter Höhenunterschied zu überwinden, sondern zudem statt eines asphaltierten Weges eine bewachsene Grünfläche zu überqueren. Außerdem steht das Häuschen ohne Fundament auf der Erde – und somit bei Regen im Schlamm, heißt es.
Ein Twitter-Nutzer fasst seine Gedanken dazu wie folgt zusammen: „Man muss durch den Matsch laufen, um reinzukommen (da weiß man auch, wie es nach einem Tag drinnen aussieht) und hat eine schöne Stufe, damit das Ganze bloß nicht irgendwie behindertengerecht ist.“ Auch außerhalb der sozialen Medien macht sich Unmut breit. Berichten zufolge soll am Freitag – zwei Tage nach Inbetriebnahme der Toilette – der Asphalt vor dem Toilettenhäuschen mit den Worten „Barrierefreiheit können wir leider nicht“ beschriftet worden sein.
Das „Kotti“-Ökotoilettenhäuschen ist zunächst temporärer Natur. Wie das Bezirksamt Medienberichten zufolge mitteilt, sei mit dem Betreiber ein Jahresvertrag abgeschlossen worden. Eine Auswertung solle dann zeigen, wie es mit dem „Modellprojekt“ weitergeht.
RND/liz