Fünf Monate nach Ende des Vulkanausbruchs auf La Palma: „Den Menschen ist es wichtig voranzukommen“
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Kleinere Rauchwolken hängen nach wie vor über dem Vulkan Cumbre Vieja – gefährlich sind die Gase für die Inselbewohner und Inselbewohnerinnen aber nicht mehr.
© Quelle: Alexandre Diaz/EUROPA PRESS/dpa
Vor rund fünf Monaten war der Schrecken vorbei: Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez erklärte den Vulkanausbruch auf La Palma am 25. Dezember offiziell für beendet. Fast drei Monate, 85 Tage, vom 19. September bis zum 13. Dezember, hielt die Naturgewalt die rund 85.000 „Palmeros“ in Atem.
Der Ausbruch des Vulkans im Gebirgszug Cumbre Vieja hinterließ Leid und Zerstörung auf der Kanareninsel. Die mehr als 1000 Grad heiße Lava zerstörte fast 2900 Wohnhäuser und andere Bauten. Knapp 1200 Hektar wurden mit einer meterdicken Lavaschicht bedeckt. Die Fläche entspricht rund 1700 Fußballfeldern. Im Meer bildeten sich durch den Lavafluss zwei insgesamt rund 50 Hektar große Landzungen. Teile der Insel wirkten wegen der Asche wie eine Mondlandschaft.
Die Menschen mussten hilflos mitansehen, wie große Bananenplantagen, Avocadobäume und Weinreben in Zeitlupe zermalmt und verbrannt wurden. Mehr als 7000 Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden, die Schäden wurden auf knapp eine Milliarde Euro geschätzt.
Vulkan stößt noch Gase aus
Aufnahmen des Instituts für Vulkanologie der Kanarischen Inseln (Involcan) zeigen den noch immer qualmenden Berg, der weiterhin Gase ausstößt. Diese würden weiter untersucht, schreibt das Institut zu dem Video.
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Gefährlich seien die Gase für die Inselbevölkerung allerdings nicht, wie Daniel Schumann, Geschäftsführer des „La Palma Journal“, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Mittwoch erklärte. Das Gebiet, wo die Gase hinziehen würden, sei aber weiterhin gesperrt. „Da herrscht noch eine Gefährdung, ansonsten gibt es auf der Insel keine Probleme mehr mit den Gasen“, sagte er.
Schumann: „Die Leute gehen wieder mehr aus dem Haus“
Überhaupt sei die Stimmung der Menschen nicht mehr so angespannt. „Das hat sich auf jeden Fall verbessert“, berichtete er. Die aktuelle Corona-Situation lasse auf La Palma auch wieder mehr Freiheiten zu. „Die Leute gehen wieder mehr aus dem Haus. Das Leid, das der Vulkanausbruch angerichtet hat, ist aber nicht vergessen“, sagte Schumann, dessen Unternehmensgruppe auch eine Auto- und Fahrradvermietung sowie eine Ferienhausvermittlung angehört.
Seine Firma war unmittelbar von dem Ausbruch betroffen. Die Lava hat nach rund einem Monat nach der ersten Eruption mehrere Büroräume des Unternehmens und das 800 Quadratmeter große Grundstück der Autovermietung unter sich begraben. Gepaart mit den Folgen der Corona-Pandemie mussten einige Mitarbeiter entlassen werden.
Schumann: „Die Arbeiter sind jeden Tag im Einsatz“
Schumann schaut aber weiter optimistisch in die Zukunft. Der Einsatz bei den immer noch andauernden Aufräumarbeiten mache Hoffnung. „Es wird sehr stark an den Straßen gearbeitet. Sonntage oder Feiertage, an denen normalerweise nicht gearbeitet wird, gibt es nicht. Die Arbeiter sind jeden Tag im Einsatz“, lobte der Unternehmer die Bereitschaft der Menschen vor Ort.
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Die Aufräumarbeiten auf La Palma dauern an. Besonders akribisch wird an den Straßen gearbeitet.
© Quelle: picture alliance / Eibner-Pressefoto
Auch der Abtransport der Asche laufe unter Hochdruck. Diese würde aufgeschüttet oder in Container verfrachtet und abtransportiert. „Man merkt, dass es den Menschen hier wichtig ist, voranzukommen“, ergänzte Schumann.
Im Tourismus „kehrt wieder Normalität ein“
Auch der Tourismus läuft wieder an. Wie aus Berichten spanischer Medien hervorgeht, bieten Fluggesellschaften seit geraumer Zeit wieder vermehrt Direktflüge nach La Palma an. Wanderwege werden nach und nach wieder freigegeben oder neu erschlossen. Viele Touristen kommen auf die Insel, um sich den Vulkan aus der Nähe anzuschauen.
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Touristen auf La Palma fotografieren sich vor einer Wand aus Geröll und Asche.
© Quelle: Kike Rincón/EUROPA PRESS/dpa
Besonders über das Ostergeschäft seien die Inselbewohnerinnen und Inselbewohner erfreut gewesen, wie Schumann erzählt. „Die Osterferien war eigentlich wie sonst auch. Unsere Fahrzeuge waren komplett ausgebucht. Es kehrt allmählich Normalität ein“, freute er sich.
Landwirtschaft hat unter dem Ausbruch stark gelitten
Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft der größte Wirtschaftszweig auf La Palma. Besonders der Bananenanbau, der die Hälfte der Wirtschaftsleistung und etwa ein Drittel der Arbeitsplätze der Kanareninsel ausmacht, hat stark unter dem Vulkanausbruch gelitten. Knapp 250 Hektar Plantagen hat die Lava verschlungen – und auch die Asche machte den Landwirten zu schaffen. In ihr steckt aber auch Hoffnung: Gestein und Asche lassen sich für die Wiederaufbau nutzen. Weiterverarbeitet kann der Vulkanauswurf von der Bauindustrie genutzt werden. Außerdem könnte die Asche langfristig für noch fruchtbarere Böden sorgen. Diese Entwicklung bleibt aber abzuwarten.
Einen eigenen Namen hat der Vulkan im Gebirge Cumbre Vieja übrigens immer noch nicht.
RND/nis mit dpa
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