Warum Charles III. schon vor seiner Krönung auf Antrittsbesuch ist – und bei wem das schlecht ausging
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In Berlin rollt Doorman Timothy Uhunamure vor dem Hotel Adlon den roten Teppich aus. Insidern zufolge wird König Charles III. wohl hier unterkommen.
© Quelle: Jens Kalaene/dpa
Seine erste Auslandsreise führt König Charles nach Deutschland. Vom 29. bis 31. März wird er Berlin, Brandenburg und Hamburg besuchen – noch vor seiner Krönung im Mai. Das hebt auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Charles am Mittwoch in Berlin empfangen wird, in einer Videobotschaft hervor: „Ich weiß diesen Staatsbesuch umso mehr zu schätzen, als der König sich entschlossen hat, noch vor seiner Krönung zu uns nach Deutschland zu kommen“, sagt er darin. „Dieser frühe Besuch unterstreicht die enge und herzliche Freundschaft zwischen unseren Ländern und unseren Bürgerinnen und Bürgern.“
Doch ist es wirklich etwas besonderes, dass Charles bereits vor der Krönung nach Deutschland kommt? Wirft man einen Blick in die Historie des britischen Königshauses, kam es tatsächlich (fast) nicht vor, dass ein Monarch oder eine Monarchin bereits vor seiner oder ihrer Krönung ins Ausland reiste.
Queen Elizabeth II., die Mutter von Charles und letzte britische Monarchin, machte ihren ersten Staatsbesuch als Königin erst nach ihrer Krönung. Am 6. Februar 1952 bestieg sie nach dem Tod ihres Vaters den Thron, am 2. Juni 1953 – mehr als ein Jahr später – wurde sie in Westminster Abbey gekrönt und noch mal einige Monate später, im November 1953, brach sie zu einer halbjährigen Weltreise auf.
König Charles hat es eiliger als seine Mutter
Charles hat es da eiliger. Seit dem 8. September 2022 ist er König, nun tritt er rund ein halbes Jahr später seinen ersten Staatsbesuch an, nicht wie manche erwartet hätten im Commonwealth, sondern in Deutschland. „Er will gleich loslegen“, ist sich Craig Prescott, Monarchie- und Verfassungsexperte von der walisischen Universität Bangor, sicher. „Ich denke, dass jede Art von Konvention, dass der König nicht vor der Krönung ins Ausland reisen sollte, einfach nicht mehr in die moderne Welt von heute passt“, sagt er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Es sei eine sehr wichtige Rolle der Monarchie, sich im Ausland zu präsentieren. „Daher wird Charles sehr daran interessiert sein, als König gesehen zu werden“, so Prescott. „Der Staatsbesuch passt genau in dieses Bild.“
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Craig Prescott, Verfassungs- und Monarchieexperte, ist an der walisischen Universität Bangor tätig.
© Quelle: privat
Die aktuelle Zeit zwischen Ernennung zum König und Krönung nennt er eine „merkwürdige Phase“, die viele in Großbritannien noch nie erlebt hätten, einfach weil die Krönung von Queen Elizabeth II. so lange zurückliege und viele sie nur als bereits gekrönte Königin gekannt hätten. „Ich denke, das könnte ein weiterer Grund für den Staatsbesuch sein“, so Prescott.
Umstrittene Reise von König Edward VIII.
Bei vergangenen Monarchen und Monarchinnen seien Auslandsreisen zudem zum einen noch nicht so einfach gewesen, wie sie es heute sind, und zum anderen weniger bedeutend als in der heutigen, international stark vernetzten Welt. „Natürlich waren Überseereisen noch nicht so wichtig, als etwa Edward der Siebte König wurde“, sagt der Monarchieexperte.
Dennoch: Der allererste britische König, der bereits vor der Krönung ins Ausland reist, ist Charles dann doch nicht – nur bei dem letzten ging es nicht gut aus. „Edward VIII. reiste vor seiner Krönung nach Übersee“, berichtet Prescott. Vor seiner geplanten Krönung, muss man sagen. Denn Edward VIII. dankte noch vor seiner Krönung wieder ab. „Er reiste vor der geplanten Krönung ins Ausland, und das erwies sich als äußerst umstritten“, so der Experte. Warum? „Er reiste mit seiner Freundin Wallis Simpson, und das war einer der Punkte, die dazu beitrugen, dass er schließlich abdankte.“ Denn Simpson war eine zweimal geschiedene bürgerliche US-Amerikanerin – also keine geeignete Partnerin für einen König. Rund ein Jahr nach seiner Abdankung heiratete er sie dann im Exil.
Vorbereitungen im Hotel Adlon: So nächtigt König Charles in Berlin
Insidern zufolge wird König Charles III. wohl dort unterkommen, wo bereits seine Mutter Queen Elizabeth II. zu Gast war.
© Quelle: dpa
„Der Präzedenzfall, in dem ein britischer Monarch vor der Krönung ins Ausland reiste, ist also kein sehr glücklicher“, sagt Prescott. Er zeigt sich optimistisch, dass es bei Charles anders ausgehen wird: „Ich denke, dies wird ein viel glücklicherer Fall sein.“ Dabei reist Charles ebenfalls mit einer einmal geschiedenen Frau – sowohl für den König als auch seine Frau, die Königin-Gemahlin Camilla, ist es die zweite Ehe. Etwas, das zu Zeiten von Edward VIII. offensichtlich noch nicht denkbar war.