Fall Maddie McCann: Ermittler starten Suchaktion an Stausee in Portugal
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Blumen stehen vor einem Bild, das die verschwundene Madeleine McCann (Maddie) auf einem Foto zeigt, das ihre Eltern im Zusammenhang mit dem Verschwinden des Kindes veröffentlich haben. Am 3. Mai 2007 verschwand die damals Dreijährige aus Großbritannien aus einem Ferienappartement im portugiesischen Praia da Luz.
© Quelle: Luis Forra/LUSA/epa/dpa
Die Ermittler im Fall der seit 2007 vermissten Madeleine McCann haben offenbar eine neue Spur: Am Dienstag beginnt eine großangelegte Suchaktion an einem abgelegenen Stausee in Portugal. Das berichten „Sky News“ und die britische Zeitung „Mirror“ übereinstimmend.
Die Talsperre Barragem do Arade liegt rund 50 Kilometer vom Ferienort Praia da Luz entfernt. An diesem Ort in der Algarve verschwand das damals dreijährige britische Mädchen, genannt Maddie, vor 16 Jahren am 3. Mai 2007 aus einer Ferienanlage. Das Wasserreservoir rückte in den Fokus der Behörden, weil sich der Deutsche Christian B., der von Ermittlern bisher als einzige Person der Tat verdächtigt wird, dort häufiger aufgehalten haben soll.
Fall Maddie McCann: groß angelegte Suchaktion in Portugal
Laut „Mirror“ habe die Polizei Straßen zum Staudamm nahe der Stadt Silves bereits abgesperrt. Zudem seien an dem Ort unter anderem Zelte aufgebaut worden. Britische Ermittler sollen sich auf dem Weg zu dem Staudamm befinden, auch deutsche Polizeikräfte werden dort offenbar erwartet. Die Suche werde den Plänen zufolge zwei bis drei Tage dauern, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Lusa am Montag unter Berufung auf die portugiesische Kriminalpolizei.
Es sei noch unklar, ob die Suchaktion aufgrund eines Hinweises der deutschen Behörden angeordnet wurde oder vor allem dazu diene, sich ein genaueres Bild des Tatverdächtigen zu verschaffen. Die Nachrichtenagentur Lusa berichtet von einem Antrag der deutschen Polizei. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig, die aktuell gegen B. ermittelt, war für eine Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) am Montagnachmittag nicht zu erreichen. Die Polícia Judiciaria antwortete in Portugal auf eine Anfrage der dpa vorerst nicht.
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Die Talsperre Barragem do Arade im Süden Portugals. Hier starten Ermittler eine groß angelegte Suchaktion nach der seit 2007 vermissten Maddie McCann.
© Quelle: picture alliance / imageBROKER
Die letzte bekannte größere Suchaktion in diesem Fall fand vor knapp drei Jahren, im Sommer 2020, statt. Auch 2014 hatten britische Ermittler in Praia da Luz mit Spürhunden nach einem möglichen Leichnam gesucht. Nun sollen Taucher den Stausee untersuchen, aber auch Grabungen in dem Waldgebiet rund um das Wasserreservoir stattfinden. Bereits im Jahr 2008 sei dort eine privat finanzierte Suchaktion durchgeführt worden, bei der zwar Knochen gefunden wurden, die sich jedoch später als „nicht menschlich“ herausstellten, schreibt „Mirror“. Zudem seien damals Seile, Klebeband sowie eine einzelne weiße Socke gefunden worden.
Tatverdächtiger Christian B. hat langes Strafregister und sitzt derzeit in Haft
Christian B. hat zwischen 1995 und 2007 an der Algarve gelebt. Er sitzt aktuell in Niedersachsen wegen der Vergewaltigung einer 72-Jährigen im Gefängnis. Die Tat hat sich im Jahr 2005, rund anderthalb Jahre vor dem Verschwinden von Maddie McCann, abgespielt. Zudem verbüßte er eine Haftstrafe wegen Drogenhandels. Der 43-Jährige wurde bereits mehrmals zu Haftstrafen verurteilt. So verbüßte er unter anderem wegen sexuellen Kindesmissbrauchs eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten, aus der er im August 2018 entlassen wurde. Das geht aus einem Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 21. April hervor.
Laut früheren Medienberichten weist das Strafregister B.‘s insgesamt 17 Einträge auf. Schon im Oktober 1993 wurde eine zweijährige Jugendstrafe gegen den damals noch Minderjährigen verhängt – auch damals ging es unter anderem um Kindesmissbrauch, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Zudem wird B. in Portugal dreier Fälle von Vergewaltigung und zweier Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern bezichtigt. Die Anklage wurde vom Landgericht Braunschweig im vergangenen April wegen fehlender Zuständigkeit fallengelassen. Vor seiner Flucht nach Portugal habe er nicht in Braunschweig gelebt, lautete die Begründung. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig wollte Beschwerde vor dem Oberlandesgericht einlegen.
Die deutschen Ermittler halten Madeleine McCann für tot. Das Kind oder seine sterblichen Überreste sind aber bis heute nicht gefunden. Erst Anfang des Monats, anlässlich des 20. Geburtstags von Maddie, erklärten ihre Eltern Kate und Gerry McCann, bei der Suche nach ihrer Tochter „niemals aufgeben“ zu wollen. Im Februar sorgte eine junge Polin für Aufsehen, die auf sozialen Medien behauptete, dass sie Madeleine McCann sei.
RND/sic/dpa