Fall George Floyd: Prozess gegen Ex-Polizisten startet unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen
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Das Gebäude wird gesichert: Im Gerichtssaal im Hennepin County Government Center beginnt am Montag (8. März) der Prozess gegen den Mann, der George Floyd mit seinem Knie zu Tode drückte.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Minneapolis. „I can’t breathe“ war der Satz, der im Frühjahr 2020 um die Welt ging. „Ich kann nicht atmen.“ Immer wieder hatte der 46-jährige schwarze Amerikaner George Floyd sich damit an den 44-jährigen weißen Polizisten Derek Chauvin gewandt, der dennoch nicht davon abließ, ihm das Knie auf den Hals zu drücken. Floyd, der im Verdacht stand, Zigaretten mit einem gefälschten Geldschein gekauft zu haben, rief nach seiner Mutter, flehte um sein Leben, verlor das Bewusstsein und starb.
In der Folge seines Todes am 25. Mai 2020 fanden unter dem Slogan „Black Lives Matter“ die umfangreichsten Antirassismusproteste in den Vereinigten Staaten von Amerika statt. Jetzt wird Chauvin der Prozess gemacht, dem Mann, der zum Symbol für Polizeigewalt in den USA schlechthin wurde.
Wie lange dauerte das qualvolle Sterben von George Floyd?
Chauvin ist kein Polizist mehr. Wie die drei anderen an der schrecklichen neunminütigen Prozedur, dem am Ende tödlichen Festnahmeversuch Floyds Beteiligten wurde Chauvin angeklagt. Am Montag (8. März) beginnt in Minneapolis sein Prozess mit der Auswahl der zwölf Geschworenen, was bis zu drei Wochen in Anspruch nehmen kann. Es ist das erste Verfahren in dem Fall, Chauvin wird wegen „Mord zweiten Grades“ angeklagt. Das Strafmaß reicht bis zu 40 Jahren Gefängnis.
Gegen Kautionszahlung befindet sich Chauvin auf freiem Fuß. Seine Argumentation: Er habe nur gehandelt, wie er es gelernt hatte. Außerdem sei Floyd in Wahrheit an einem Opioid gestorben. Der eigentliche Prozess gegen Chauvin beginnt am 29. März. Die Welt schaut in den kommenden Wochen auf Minneapolis. In den USA werden Polizisten wegen Gewaltanwendung gegen Schwarze eher selten angeklagt. Oft werde – im Zweifelsfall – zugunsten der beschuldigten Beamten entschieden.
Nach George Floyds Tod gab es weltweit Black-Lives-Matter-Proteste
Der Fall George Floyd ist allerdings gut dokumentiert. Eine 17-Jährige hatte den am Boden liegenden Floyd und den ihn niederdrückenden Chauvin am 25. Mai mit ihrem Smartphone gefilmt. Noch am selben Tag lud sie den Film auf ihren Facebook-Account – unter dem Titel „Sie töteten ihn direkt vor Cup Foods an der Ecke 38. Straße zur Chicago-Avenue“. Tatsächlich brach schon bald eine Diskussion darüber aus, ob Floyd acht Minuten 46 Sekunden lang getötet wurde oder ob es nur sieveb Minuten 46 Sekunden waren. Aktuell – so die „Washington Post“ – wird von einer Dauer von neun Minuten und 31 Sekunden ausgegangen.
Tags darauf schon begannen die Proteste – zunächst in Minneapolis, dann über die USA verstreut und schließlich auf der ganzen Welt. Menschen zogen mit den „I can’t breathe“-Schildern gegen Polizeigewalt und systemischen Rassismus durch die Straßen. Der Prozess findet nun unter Hochsicherheitsbedingungen statt: Tausende Nationalgardisten wurden mobilisiert, das Gerichtsgebäude wird mit Betonbarrieren, Zäunen und Stacheldraht gesichert.
Die Stadt Minneapolis bezahlt für den Prozess Influencer
Sollte es einen Freispruch geben, werden Ausschreitungen befürchtet. Um aufwieglerischen Fehlinformationen zu dem Prozess im Internet vorzubeugen, plant die Stadt Minneapolis Influencer mit 2000 Dollar pro Kopf zu bezahlen, die Tatsachen des Prozesses in den sozialen Medien verbreiten sollen, wie die „New York Times“ schrieb.
Schon am Mittwoch hat das Repräsentantenhaus ein knappes Ja (220 zu 212 Stimmen – ein einziger Republikaner stimmte dafür, weil er, wie die „Washington Post“ berichtete, versehentlich den falschen Knopf drückte) zu umfassenden Polizeireformen gegeben: Unter anderem soll die Immunität von Polizisten eingeschränkt werden und eine nationale Datenbank „Polizeigewalt“ errichtet werden. Damit Gewalttäter in Uniform nicht einfach ein paar Staaten weiter anheuern können.
RND/big