8 Euro mit scharfer Soße: Warum Dänen für einen Berliner Döner anstehen
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Ein Berliner Döner sorgt in Kopenhagen für Furore.
© Quelle: Julia Wäschenbach
Kopenhagen. Es ist viertel vor zwölf, der Imbiss an einer relativ unscheinbaren Ecke im Kopenhagener Viertel Vesterbro macht erst in einer Viertelstunde auf. Trotzdem warten unter der Markise draußen schon ein Dutzend Menschen. Schülerinnen und Schüler, Mütter mit Babys im Tragetuch und Handwerker in Arbeitskluft sind darunter. Drinnen wird es langsam hektisch.
„Es ist total überwältigend, dass so viele Menschen unseren Döner probieren wollen“, sagt Christian Kloster, der den Imbiss „Berlin Döner“ gemeinsam mit einem Freund aus Schulzeiten aufgemacht und dafür seinen Bürojob an den Nagel gehängt hat. Beide sind Deutschland-Fans, mögen deutsche Popmusik, deutsche Großstädte und deutsche Gastronomie. Auf ihren Reisen Richtung Süden haben sie vor allem den Döner lieben gelernt.
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Schlangen sind vor dem Dönerimbiss in Kopenhagen an der Tagesordnung.
© Quelle: Julia Wäschenbach
„Zu Hause haben wir – wie viele andere Kopenhagener – ständig gejammert, dass man hier keinen guten deutsch-türkischen Döner bekommen kann“, sagt Kloster. „Deshalb dachten wir, wir hören auf zu jammern und lösen das Problem.“ Imbisse, die das bei vielen Dänen sehr beliebte Shawarma in Pitabrot im Angebot haben, gibt es in der dänischen Hauptstadt an jeder Ecke. Aber dem 43-Jährigen und seinem Geschäftspartner fehlten das Fladenbrot und die „legendären drei Soßen eines richtigen Döners“: scharf, Kräuter und Knoblauch.
Anderthalb Stunden Anstehen für einen Döner
Wirklich überraschend ist der Erfolg von „Berlin Döner“ eigentlich nicht: Seit Jahren finden die dänischen Hauptstädter alles cool, wo Berlin draufsteht. Deutsche Auswanderer werden auf fast jeder Party nach Ausgehtipps ausgequetscht. Im Wortschatz der Dänen finden sich in Deutschland fast ausgestorbene Wörter wie „spitzenklasse“, und ein Restaurant im Ausgehviertel Kødbyen trägt den Namen „Fleisch“.
„Wir waren schockiert und beleidigt, dass vor uns noch niemand auf die Idee gekommen ist, einen Dönerladen aufzumachen“, scherzt Kloster. Bei den Hauptstädtern scheinen er und sein Schulfreund damit einen (Geschmacks-)Nerv getroffen zu haben. Weil die beiden den Andrang unterschätzten, mussten hungrige Kundinnen und Kunden anfangs laut Kloster bis zu eineinhalb Stunden auf ihren Döner warten. Inzwischen läuft es glatter.
Aber hält der Döner auch, was er verspricht? „Schmeckt sehr gut und tatsächlich auch nach einem Döner, den man in Berlin bekommen könnte“, urteilt die 37-jährige Caro, die ursprünglich aus Berlin kommt und heute mit Mann und Kindern in Kopenhagen lebt. Aufs lange Warten vor dem Dönerladen hat sie allerdings keine Lust: „Ich war mal an einem Samstagabend dort und bin gleich wieder umgedreht.“
Saftiger Preis für einen Döner
Auch Esmeralda (17), Emilie (18) und Dagmar (17) sind begeistert. Die drei Freundinnen haben es sich an einem der Holztische vor dem Dönerimbiss gemütlich gemacht. Die deutsch-türkische Variante überzeugt sie: „Richtig lecker, vor allem mit diesen Soßen und dem Fladenbrot. Und ganz schön groß!“
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Esmeralda, Emilie und Dagmar schmeckt der Berliner Döner.
© Quelle: Julia Wäschenbach
Selbst der saftige Preis von 60 Kronen (etwa 8 Euro) für den Berlin Döner schreckt die Kopenhagener nicht ab, obwohl er umgerechnet sogar ein paar Euro über dem liegt, was man ansonsten im Viertel für einen Shawarma bezahlt. Aber der hat, wenn man Christian Kloster fragt, ohnehin nur so viel mit einem Döner gemeinsam wie ein Burger.
Ganz kurz hatten die beiden Freunde anfangs auch Currywurst auf der Karte – noch so eine deutsche Delikatesse, von der die Dänen schwärmen. Aber weil der Run auf den Döner so groß war, kamen Kloster und sein Kompagnon mit dem Würstchenbraten nicht mehr hinterher. Stattdessen stürzen sich die Kopenhagener – und Deutschen mit Heimweh – jetzt auf Apfelschorle und Fritz Cola im Kühlschrank des kleinen Imbisses. „Vor allem Dänen, die mal in Deutschland gelebt haben, lieben Apfelschorle“, erzählt Kloster.
Mit seinem Imbiss will er nicht nur einen Ort schaffen, an dem die dänischen Hauptstädter Döner kosten können, sondern auch Menschen zusammenbringen, die damit etwas verbinden: Deutsche und Türken in Kopenhagen und deutschlandliebende Dänen. Es scheint ihm zu gelingen.