Vier Heimbewohner getötet: Was über die Tatverdächtige, das Motiv und die Opfer bekannt ist
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Blumen und Kerzen stehen vor dem Wohnheim.
© Quelle: epd
Potsdam. Es ist eine Tat, die bundesweit für Entsetzen sorgt: Eine 51 Jahre alte Frau soll am Mittwoch in einem Potsdamer Schwerbehindertenwohnheim vier Bewohner getötet und eine weitere Person schwer verletzt haben. Die Verdächtige wurde am Donnerstag in eine Psychiatrie eingewiesen. Ein Überblick darüber, was bislang über den Fall bekannt ist.
Was ist über die Tat bekannt?
In dem Wohnheim Thusnelda-von-Saldern-Haus in Potsdam-Babelsberg waren nach Angaben des diakonischen Anbieters Oberlinhaus am Mittwochabend vier Tote und eine schwer verletzte Bewohnerin entdeckt worden. Die Opfer wiesen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur schwere Schnittverletzungen an der Kehle auf. Ob dies ursächlich für den Tod war, war am Donnerstag allerdings zunächst ungeklärt. Einsatzkräfte trafen um kurz nach 21 Uhr am Tatort ein.
Für die Staatsanwaltschaft ist das Verbrechen in seiner Drastik außergewöhnlich. „Nach meiner Erinnerung hat es im Bereich der Staatsanwaltschaft Potsdam in den letzten Jahrzehnten keinen Fall gegeben, bei denen ein Mensch so viele andere Menschen getötet hat“, sagte Oberstaatsanwalt Lehmann der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (MAZ). „Die Opfer werden zurzeit gerichtsmedizinisch untersucht.“
Wer ist die Tatverdächtige?
Tatverdächtig ist eine 51-jährige langjährige Mitarbeiterin der Einrichtung. Wie die (MAZ) am Donnerstag berichtet, soll sie eine psychische Vorerkrankung haben. Die Verdächtige soll laut „MAZ“ ihrem Mann von den Taten berichtet haben, als sie nach Hause kam. Dann sei die Polizei informiert worden. Die Frau war am späten Mittwochabend vorläufig festgenommen worden. Die Beschuldigte machte zunächst keine Aussagen.
Was passiert mit der Tatverdächtigen?
Nach der Festnahme wies das Amtsgericht Potsdam die Frau am Donnerstagnachmittag in eine psychiatrische Einrichtung ein. Die Haftrichterin habe die einstweilige Unterbringung der Bediensteten des Wohnheims im Maßregelvollzug der Asklepios-Klinik in Brandenburg/Havel angeordnet, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann. Die Richterin habe dringende Gründe für eine eingeschränkte oder vollständige Schuldunfähigkeit der Beschuldigten erkannt. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftbefehl wegen Totschlags beantragt.
Was ist über das Motiv der Tat bekannt?
Die Hintergründe der Tat sind bislang unklar. „Zum Motiv, zum konkreten Ablauf haben wir noch keine Erkenntnisse“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann.
Wer sind die Opfer?
Laut „MAZ“ handelt es sich bei den vier Todesopfern um langjährige Bewohner in der diakonischen Einrichtung. Zwei von ihnen hätten dort seit ihrer Kindheit gelebt, sagte Tina Mäueler, Bereichsleiterin Wohnen in den Oberlin Lebenswelten. Die schwer verletzte Frau, die wie die vier Toten in dem Wohnheim gefunden wurde, war nach Angaben des Trägers ebenfalls in der Einrichtung untergebracht.
Wie reagiert die Einrichtung?
Die Bewohner und Mitarbeiter des Oberlinhauses in Potsdam stehen nach der Tat unter Schock. Es sei eine so große Erschütterung, „das hat uns schon die Beine weggehauen“, sagte der Theologische Vorstand der Einrichtung, Matthias Fichtmüller. Während der Pandemie habe es in dem betroffenen Haus nicht einen einzigen Corona-Fall gegeben. Jetzt müssten alle „weiter funktionieren“ und für die Menschen da sein. „Wir können uns noch gar nicht auf das Trauern konzentrieren.“
Wie wird in Potsdam getrauert?
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich bestürzt. „Eine schreckliche Nachricht. Ich bin schockiert“, sagte Woidke am Donnerstag nach Angaben von Regierungssprecher Florian Engels. „Meine Gedanken gelten den Opfern und meine Anteilnahme den Angehörigen.“ Im Privatsender BB Radio sprach er von einer grauenhaften und fürchterlichen Tat. „Es ist ein schwerer Tag für Brandenburg.“ Am Abend sollte mit einer Gedenkandacht in der Oberlinkirche an die Opfer erinnert werden. Nur Angehörige und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren dazu eingeladen. Aber auch Woidke wollte daran teilnehmen.
RND/liz mit dpa