Proteste gegen Corona-Leugner und Impfgegner - auch Gegner der Corona-Maßnahmen wieder auf der Straße
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Auf dem Greifswalder Markt haben am Montagabend Menschen mehr als 1500 Kerzen zum Gedenken an die Corona-Toten im Nordosten aufgestellt.
© Quelle: Stefan Sauer/dpa
Leipzig, Chemnitz. In mehreren Städten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sind am Montag Hunderte Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Corona-Leugner, Impfgegner und Verschwörungsideologen ein Zeichen zu setzen.
In Leipzig versammelten sich unter dem Motto „Haltung zeigen“ Beobachtern zufolge zwischen 400 und 500 Menschen auf dem zentralen Augustusplatz, darunter auch Pflegekräfte und Medizinstudierende. Sie warben für ein Miteinander und solidarisierten sich unter anderem mit den Dresdner Medizinstudenten, die sich am Donnerstag symbolisch um die dortige Uniklinik gestellt hatte. Wegen zu hoher Teilnehmerzahlen wurden sie allerdings mit einer Ordnungsstrafe belegt.
Auch in Chemnitz, Dresden und Zwickau gab es Gegenproteste. Laut aktuell geltender Corona-Schutzverordnung sind in Sachsen Versammlungen mit bis zu 1000 Teilnehmenden erlaubt. Rund um den Zwickauer Dom am Marienplatz wurden eine Menschenkette in Erinnerung an die Corona-Opfer gebildet und Kerzen aufgestellt.
„Wir wollen zeigen, dass Corona Realität ist“
Auf dem Markt in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) stellten Bürger am Montagabend mehr als 1500 Kerzen zum Gedenken an die Corona-Toten im Nordosten auf. „Wir wollen zeigen, dass Corona Realität ist“, sagte Michael Steiger vom Bündnis „Greifswald für Alle“. Es seien 1582 Lichter - entsprechend der Zahl der Todesfälle, die nach neuesten Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gemeldet wurden. Wie in zahlreichen anderen Städten Mecklenburg-Vorpommerns waren für Montagabend auch auf dem Greifswalder Markt wieder Proteste gegen Corona-Maßnahmen angemeldet worden. Ihn persönlich störe am meisten, dass derartige Proteste in Vorpommern „von Nazis organisiert“ würden, sagte Steiger.
Auch in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) demonstrierten mehrere Hundert Menschen für Demokratie, Vielfalt und Solidarität in der Corona-Pandemie. Auf dem Alten Markt kamen nach Polizeiangaben rund 350 Teilnehmer zusammen. Auf Plakaten stand etwa „Impfen rettet Leben“ oder „Wir sind nicht in einer Diktatur“. Der ehemalige Domprediger Giselher Quast sagte, wer Freiheit für sich selber fordere und dabei den Tod anderer in Kauf nehme, müsse noch viel lernen. Impfen sei Ausdruck von Nächstenliebe. Zu der Kundgebung hatten mehrere zivilgesellschaftliche Bündnisse aufgerufen. Man wolle der großen Mehrheit der Bevölkerung, die sich in der Pandemie solidarisch verhalte, eine Stimme geben.
Wieder Proteste von Corona-Leugnern und Impfgegner
Allein in Sachsen hatte die rechtsextreme Kleinstpartei „Freie Sachsen“ an mehr als 150 Orten im Freistaat zu Protesten aufgerufen. In Bautzen demonstrierten mehrere Hundert Menschen gegen die Corona-Politik. An zwei angemeldeten Veranstaltungen nahmen laut einem Sprecher der Polizeidirektion Görlitz etwa 250 bis 300 Menschen teil. Zudem hätten sich etwa 600 Personen zu einem nicht angemeldeten Aufzug zusammengefunden.
In Rostock in Mecklenburg-Vorpommern wurde eine Versammlung mit 3000 Teilnehmenden bei aufgeheizter Stimmung aufgelöst. Es kam zu elf Festnahmen durch die Polizei, wie die „Ostsee-Zeitung“ (OZ) berichtet. Demnach wurden Böller auf Polizisten geworfen und diese dadurch verletzt. Daraufhin seien auch Wasserwerfer im Einsatz gewesen. Hunderte Demonstrierende müssen mit Bußgeldern rechnen.
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Polizisten halten einen Demonstranten bei Ausschreitungen auf der geplanten Demonstration gegen Corona-Einschränkungen in Rostock fest.
© Quelle: Frank Hormann/dpa-zentralbild/dp
In Potsdam (Brandenburg) demonstrierten erneut mehrere hundert Menschen gegen eine allgemeine Impfpflicht und gegen die Corona-Maßnahmen. In der Innenstadt gab es am Montagabend zwei angemeldete Proteste, eine Mahnwache vor dem Filmmuseum und einen Demonstrationszug unter dem Motto „Freie Impfentscheidung Potsdam“. Es gab auch drei Gegenkundgebungen vom Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ und der linken Initiative „Solidarisches Potsdam“ mit mehreren Dutzend Teilnehmern.
Demo mit 2500 Teilnehmern in Cottbus von Polizei aufgelöst
In Cottbus hat die Polizei am Abend eine Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen mit rund 2500 Teilnehmern aufgelöst. Für die nicht angemeldete Versammlung habe sich vor Ort auch kein Versammlungsleiter gefunden, sagte Polizeisprecherin Ines Filohn am Montagabend zur Begründung. Weil sich zudem der überwiegende Anteil der Personen nicht an einzuhaltende Abstände und das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes hielten, habe die Polizei die Versammlung aufgelöst.
In einem Fall habe die Polizei wegen Widerstands Reizgas einsetzen müssen. Der Versammlungsteilnehmer habe versucht, eine Polizeikette zu durchbrechen, hieß es. Vier Personen seien in Polizeigewahrsam genommen werden. Es seien Strafanzeigen unter anderem wegen Beleidigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Tragens einer Vermummung bei einer Versammlung geschrieben worden. Wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz wurden bei 175 Personen die Identitäten festgestellt und ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.
Auch in Baden-Württemberg gingen wieder mehrere tausend Menschen gegen staatliche Corona-Maßnahmen auf die Straße.
Corona-Maßnahmen-Gegner demonstrieren in Berlin
Tausende Menschen haben nach Angaben der Polizei am Montagabend in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. Eine der größeren Demos zog vom Alexanderplatz Richtung Brandenburger Tor, dort setzten sich laut der Transparente „Geimpfte und Ungeimpfte gegen die Impfpflicht“ ein. Nur wenige Menschen trugen Maske. Aus einem Lautsprecher-Wagen tönte: „Merkel, Spahn, Steinmeier, Drosten in den Knast“. Vor dem ZDF-Hauptstadtstudio stoppte der Zug für eine Zwischenkundgebung. Ein Redner beschimpfte die „deutschen Medien“, die „gleichgeschaltet“ seien wie 1933, er sprach auch von „Lügenpresse“.
Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 800. Bei einem anderen Protest in Alt-Tegel seien 900 Menschen gewesen. Insgesamt hätten 3000 Menschen stadtweit demonstriert, darunter waren auch Gegenproteste. Eine Gegenkundgebung am Alexanderplatz war mit dem Motto „Geradedenken gegen Querdenken und Rechts“ angemeldet worden.
Mehr als 21.000 Menschen in Thüringen auf den Straßen
In vielen Städten in Thüringen sind am Montagabend wieder Menschen gegen die Corona-Politik auf die Straße gegangen. Landesweit seien ersten Zahlen zufolge mehr als 21.000 Menschen bei den Versammlungen dabei gewesen, hieß es aus der Landespolizeidirektion. In Gera beteiligten sich demnach rund 3500 Menschen an einem unangemeldeten Aufzug durch die Stadt, in Eisenach und Altenburg seien es jeweils etwa 1000 Demonstranten gewesen, in Gotha und Ilmenau je rund 700. Zum großen Teil seien die Veranstaltungen friedlich geblieben, sagte ein Sprecher.
In Jena gingen Menschen gegen die regelmäßigen Proteste gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße. Unter dem Motto „Ausspaziert“ rief das Bündnis „Jena solidarisch“ zu Kundgebungen an verschiedenen Orten in der Innenstadt auf. Am Holzmarkt standen am Abend Dutzende Gegner der Corona-Maßnahmen etwa gleich vielen Gegendemonstranten direkt gegenüber, wie ein dpa-Reporter beobachtete. Der Protestzug der Maßnahmengegner setzte sich dann in Bewegung, der Gegenprotest blieb vor Ort.
Auch am Marktplatz kamen bei strömendem Regen mehrere Dutzend Menschen zu einer Kundgebung des Bündnisses „Jena solidarisch“ zusammen. Die Veranstalter hatten nach Angaben der Stadt Ausnahmegenehmigungen für die Versammlungen. Laut Thüringer Corona-Verordnung sind Kundgebungen derzeit eigentlich auf 35 Menschen begrenzt.
RND/epd/dpa/seb