Spott im Internet: Neuseeland wählt Fledermaus zum „Vogel des Jahres“

Die neuseeländische Lappenfledermaus.

Die neuseeländische Lappenfledermaus.

Sydney. Fledermäuse können zwar fliegen – Vögel sind sie deswegen aber noch lange nicht. Die Säugetiere beim Wettbewerb um den „Vogel des Jahres“ aufzunehmen war ohne Frage eine ungewöhnliche Entscheidung. Das gibt auch Laura Keown zu, die Sprecherin der Organisation Forest and Bird, die den Wettbewerb jedes Jahr auslobt. „Ich glaube, ich werde gefeuert“, scherzte sie im Nachhinein.

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Bereits während der Abstimmungszeit hatte die Entscheidung, eine Fledermaus bei dem Wettbewerb zuzulassen, zu wilden Diskussionen im Internet geführt. Selbst Freunde seien dabei gegeneinander aufgebracht worden, wie die Tierschützer eingestanden. Letztendlich erkämpfte sich die neuseeländische Lappenfledermaus, die mit indigenem Namen Pekapeka-tou-roa heißt, aber tatsächlich den ersten Platz und stach damit sämtliche einheimische Vögel aus.

Vögel als Verlierer

Zu den Verlierern gehörte der berühmte Laufvogel Kiwi, der freche Kākāpō und der intelligente Kea, ein Bergpapagei, der Verkehrshütchen verrückt, Brieftaschen klaut und Schafe attackiert. Auch der eher stürmischen Tui oder die Taubenart Kererū, die dafür bekannt ist, vergorene Beeren zu fressen und ab und zu betrunken aus Bäumen zu fallen, schafften es dieses Jahr nicht aufs Siegertreppchen.

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Dass die Fledermaus überhaupt mit in den Wettbewerb aufgenommen wurde, liegt daran, dass die Umweltschützer die Neuseeländer für den „kleinen fliegenden Pelzball“ sensibilisieren wollten. So sollte mehr Unterstützung für die Tiere gewonnen werden. „Eine Stimme für Fledermäuse ist auch eine Stimme für die Kontrolle von Raubtieren, die Wiederherstellung von Lebensräumen und Klimaschutzmaßnahmen zum Schutz unserer Fledermäuse und ihrer gefiederten Nachbarn“, hieß es vonseiten Forest and Bird.

Marketing für ein „unbekanntes“ Tier

Die Tiere werden von eingeschleppten Ratten, Possums, Hermelinen und Katzen bedroht. Ihre Population nimmt derzeit um rund 5 Prozent pro Jahr ab. Lappenfledermäuse seien ein einzigartiger Teil der Biodiversität Neuseelands, meinte Ben Paris, ein Umweltberater des Auckland Council. „Aber viele Menschen wissen nicht einmal, dass sie überhaupt existieren.“

Letzteres hat die Kampagne nun mit Leichtigkeit erreicht. Denn die Nachricht, dass eine Fledermaus als „Vogel des Jahres“ „kandidiert“, machte im Internet blitzschnell die Runde. Letztendlich gewann das fliegende Säugetier mit 58.000 Stimmen und damit mit großem Vorsprung. Dies hat das Tier sicherlich der Kontroverse zu verdanken, vielleicht aber auch dem Fakt, dass sich das neuseeländische Umweltministerium ebenfalls auf die Seite von Pekapeka-tou-roa geschlagen hat.

„Typisch Neuseeland“

„Es gibt wirklich nichts, das typischer ist für Neuseeland als: a) Jedes Jahr einen heiß umkämpften Wettbewerb um den ‚Vogel des Jahres‘ zu haben, b) Eine Fledermaus in den Wettbewerb aufzunehmen, die kein Vogel ist, aber immerhin fliegen kann, c) Alle stimmen für den Nicht-Vogel ab“, schrieb eine Internetnutzerin. Sie freue sich schon jetzt, wenn im nächsten Jahr der Tuatara auf dem Siegertreppchen landen werde. Letzterer ist ein Reptil und kein Vogel. Eine andere kommentierte: „Auf der einen Seite ist das absolute Ketzerei, dass ein Säugetier den besten Vogel des Jahres verdrängt hat.“ Aber auf der anderen Seite freue sie sich darüber, dass es dieser Fledermaus gelungen sei, all das aus Wuhan stammende Stigma zu überwinden.

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Für den Wettbewerb sind Kontroversen keine Seltenheit: 2019 machte die Abstimmung schon einmal internationale Schlagzeilen. Damals warf man Russland Wahlbeeinflussung vor, als der Gelbaugenpinguin den Eulenpapagei Kākāpō kurz vor dem Ziel noch ausstach. Tatsächlich kamen in dem Jahr ungewöhnlich viele Stimmen aus Russland, doch die Veranstalter erklärten sich das mit dem Interesse russischer Ornithologen, nachdem Neuseeland tatsächlich einige Vögel mit Russland gemeinsam hat. Beispielsweise migriert die Pfuhlschnepfe jährlich zwischen den beiden Ländern.

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