Präsident der Deutschen Bogensportler nach Tat in Norwegen: „Ein Bogen ist keine Schusswaffe“

Schilder der Polizei kennzeichnen Fundstück während der Ermittlungsarbeiten in der Nähe des Tatorts in Kongsberg.

Schilder der Polizei kennzeichnen Fundstück während der Ermittlungsarbeiten in der Nähe des Tatorts in Kongsberg.

Kongsberg/Zittau. Im Süden Norwegens kommt es am Mittwochabend zu einer schrecklichen Tat. Ein Mann schießt in der Kleinstadt Kongsberg mit Pfeil und Bogen und tötet fünf Menschen. Zwei Personen werden verletzt. Der mutmaßliche Täter, ein 37-jähriger Däne, wird kurz nach der Tat festgenommen und bereits in der Nacht verhört. Er gesteht, teilt eine Polizeianwälting den norwegischen Medien am Donnerstagmorgen mit. Die Behörden haben den Angriff vorläufig als Terrorakt eingestuft.

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Deutsches Waffengesetz: Bögen sind keine Schusswaffen

Der Angriff in Kongsberg erschüttert die Menschen über die norwegischen Grenzen hinaus – und löst Diskussionen um das Sportgerät aus. Ein Bogen sei laut deutschem Waffengesetz (WaffG) nämlich keine Schusswaffe, erklärt Karl Jungblut, Präsident des Deutschen Bogensport-Verbandes 1959 e.V. mit Sitz in Zittau, am Donnerstagmittag gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

„Ein Bogen ist keine Schusswaffe. Damit ein Gegenstand als Schusswaffe gewertet wird, muss die Energie vor dem Abfeuern gespeichert sein“, sagt er. Bögen oder auch Steinschleudern würden nicht darunter fallen, da sie vom Menschen dauerhaft gespannt werden müssen. Anders ist das beispielsweise bei Armbrüsten, erläutert Jungblut. „Armbrüste werden gespannt. In dieser Spannung ist die Energie gespeichert, weshalb sie als Schusswaffe gelten. Bei Pistolen und Gewehren ist die Energie in der Kartusche gespeichert.“

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Karl Jungblut, Präsident des Deutschen Bogensport-Verbandes 1959 e.V.

Karl Jungblut, Präsident des Deutschen Bogensport-Verbandes 1959 e.V.

Karl Jungblut: „Jeder kann sich einen Bogen zulegen“

Während Schusswaffen anmeldepflichtig seien, müssen Bögen von den Besitzern nicht gemeldet werden. So ist die rechtliche Lage auch in Norwegen, wie Steinar Risinggård, Präsident des norwegischen Bogenschützenverbandes, dem örtlichen Medium „Laagendalsposten“ erklärte. „Jeder kann sich einen Bogen zulegen. Dafür muss man nicht einmal volljährig sein“, erklärt Präsident Jungblut.

In Deutschland gebe es etwa 25.000 Menschen, die in den drei verschiedenen deutschen Bogensportverbänden organisiert sind. Die Zahl der nicht in Vereinen registrierten Schützen wird den Verbänden zufolge auf 5000 bis 8000 Menschen in Deutschland geschätzt.

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Präsident in Sorge vor Diskussion um Gesetzesänderung

Der Präsident, der die Tat in Kronsberg als Katastrophe bezeichnet, sieht die Situation für seinen Sport durch den Vorfall ebenso als solche. „Das ist eine Katastrophe für unseren Sport. Der Bogen ist mittlerweile in des Volkes Kopf als Sportgerät angekommen und eben nicht als Schusswaffe, und jetzt wurde plötzlich bewiesen, dass man mit diesem Sportgerät Menschen töten kann“, sagt Jungblut besorgt. Er glaube, dass nun die Diskussion um den Bogen als mögliche Schusswaffe wieder angeheizt werde.

„Wenn wir für den Bogen jetzt auch eine Waffenbesitzkarte brauchen, dann muss ich demnächst, wenn ich mir ein neues Küchenmesser kaufe, auch eine Waffenbesitzkarte vorlegen. Viel mehr Menschen werden mit einem Küchenmesser getötet als mit einem Bogen. Genau so ist es mit einem Hammer“, sagt der Präsident. „Vor dieser Diskussion habe ich Angst, weil es unseren Sport gefährdet.“ Jungblut würde sich im Fall der Fälle deutlich gegen eine Gesetzesänderung aussprechen. „Es gibt viele Gegenstände, die man zweckentfremden kann. Dazu gehören auch Sportgeräte, das ist nun mal so. Auch mit einem Speer kann ein Mensch getötet werden“, führt er aus.

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