Tötung von Afroamerikaner in Minnesota: Demonstranten geraten mit Polizei aneinander
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Demonstranten stehen der Polizei in Minnesota gegenüber.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Brooklyn Center. Die zweite Nacht in Folge ist es nach der offenbar versehentlichen Tötung eines Schwarzen zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten im US-Staat Minnesota gekommen. Nach der Bekanntgabe einer Ausgangssperre lieferten sich nach Einbruch der Dunkelheit am Montag (Ortszeit) in Brooklyn Center Hunderte eine Auseinandersetzung mit der Polizei. Diese setzte Tränengas und Blendgranaten ein.
Am späten Abend harrten nur noch einige Dutzend Demonstranten aus. Der Polizeisprecher Matt Langer teilte am Dienstagmorgen mit, es seien bei dem Protest 40 Menschen festgenommen worden.
Waffe statt Taser
Der getötete Schwarze fiel nach ersten Erkenntnissen einem fatalen Fehlgriff zum Opfer. Die Beamtin, die den tödlichen Schuss bei einer Polizeikontrolle am Sonntag (Ortszeit) abfeuerte, habe eigentlich eine Elektroschockpistole und keine Schusswaffe einsetzen wollen, sagte der Polizeichef von Brooklyn Center, Tim Gannon, am Montag. Er sprach von einer „versehentlichen Entladung“.
Gannon zeigte auf der Pressekonferenz die Aufzeichnung der Körperkamera der Beamtin. Darin ist zu hören, wie sie „Taser! Taser! Taser!“ ruft. Nach einem einzelnen Schuss aus ihrer Handfeuerwaffe ist zu sehen, wie das Auto des angeschossenen Mannes schnell davon fährt und die Beamtin sagt: „Heilige (Fluch), ich habe ihn erschossen.“ Das in dem Fall ermittelnde Amt Bureau of Criminal Apprehension teilte mit, dass es sich bei der Beamtin um eine 26-Jährige handele. Sie sei beurlaubt worden. Der Bürgermeister von Brooklyn Center, Mike Elliott, forderte die Entlassung der Polizistin.
Knapp ein Jahr nach Tötung von George Floyd
Der Vorfall ereignete sich knapp ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd bei einer Polizeikontrolle in Minneapolis. Der Prozess gegen den wegen der Tötung angeklagten früheren Polizisten Derek Chauvin ging am Montag weiter.
Die Polizei von Brooklyn Center hatte zuvor mitgeteilt, der Schwarze Daunte Wright sei am Sonntag in seinem Wagen angehalten worden. Weil ein Haftbefehl gegen den 20-Jährigen vorgelegen habe, hätten die Beamten versucht, ihn festzunehmen. Gerichtsunterlagen zufolge gab es einen Haftbefehl gegen Wright, weil er nicht zu Vorwürfen vor Gericht erschienen war, dass er bei einem Zwischenfall im Juni eine Schusswaffe ohne Lizenz besessen habe.
Der schwarze Bürgermeister Elliott trat am Montagabend gemeinsam mit dem schwarzen Generalstaatsanwalt von Minnesota, Keith Ellison, vor Demonstranten auf. „Wir werden dem auf den Grund gehen, wir werden dafür sorgen, dass es Gerechtigkeit gibt, dass Beamte zur Verantwortung gezogen werden“, sagte Elliott in Videoaufnahmen zu der Tötung, die vom Fernsehsender KARE veröffentlicht wurden. Ellison versicherte, dass der Tod von Wright nicht „unter den Teppich gekehrt“ werde.
Wrights Bruder Dallas Bryant kritisierte, dass die Beamtin eine Schusswaffe mit einer Elektroschockpistole verwechselt habe. „Man kennt den Unterschied zwischen Plastik und Metall“, sagte Bryant. „Wir alle kennen ihn.“
Der Tod von Wright löste Proteste in anderen US-Städten aus. In Portland in Oregon schlug eine Demonstration Polizeiangaben zufolge am Montagabend in Ausschreitungen um. Einige Teilnehmer hätten Steine und andere Gegenstände auf Polizisten geworfen.
RND/AP