Sportgerät oder Waffe: Wie leicht ist es an Pfeil und Bogen zu kommen?
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Ein Pfeil steckt nach dem Angriff in Kongsberg in einer Hauswand.
© Quelle: Terje Bendiksby/NTB Scanpix via
Kongsberg. Eine schreckliche Gewalttat erschüttert Norwegen: Am Mittwochabend schießt ein 37-jähriger Däne in der südnorwegischen Kleinstadt Kongsberg mit Pfeil und Bogen um sich. Der Schütze tötet fünf Menschen, zwei Personen werden verletzt. Der Täter wird kurz nach der Tat von der Polizei festgenommen, sein Motiv ist noch nicht bekannt. Der Sicherheitsdienst der norwegischen Polizei (PST) stuft den tödlichen Angriff am Donnerstagmittag als Terrorhandlung ein. Zum Motiv wird demnach weiterhin ermittelt.
Die rechtliche Situation
An Pfeil und Bogen heranzukommen, war für den Dänen kein Problem, erklärte Steinar Risinggård, Präsident des norwegischen Bogenschützenverbandes dem örtlichen Medium „Laagendalsposten“. Er betont, dass Pfeil und Bogen seines Wissens nach in den meisten europäischen Ländern nicht als Waffen, sondern als Sportgeräte definiert sind.
Das bestätigt auch Karl Jungblut, Präsident des Deutschen Bogensport-Verbandes 1959 e.V. gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Damit ein Gegenstand als Schusswaffe gewertet wird, muss die Energie vor dem Abfeuern gespeichert sein“, sagt er. Bögen oder auch Steinschleudern würden nicht darunter fallen, da sie vom Menschen dauerhaft gespannt werden müssen. Anders ist das beispielsweise bei Armbrüsten, erläutert Jungblut. „Armbrüste werden gespannt. In dieser Spannung ist die Energie gespeichert, weshalb sie als Schusswaffe gelten.“ Während Schusswaffen anmeldepflichtig seien, müssen Bögen von den Besitzern nicht gemeldet werden. So ist die rechtliche Lage auch in Norwegen.
Bogen in manchen Ländern als Jagdwaffe erlaubt
In Dänemark, Finnland, Åland, Spanien, Frankreich und Teilen Italiens dürfen Pfeil und Bogen auch als Waffe für die Jagd verwendet werden, führt der norwegische Präsident aus. In Norwegen sei die Verwendung eines Bogens als Jagdwaffe illegal. Risinggård höre immer wieder, dass es nicht im Sport organisierte Leute gibt, die über eine Bogenausrüstung verfügen. Genaue Zahlen gebe es allerdings nicht.
In Norwegen können Pfeil und Bogen wie in Deutschland von jedem ohne jegliche Anforderungen erworben werden. Laut Definition im Waffengesetz (WaffG) ist der Bogen in Deutschland keine Schusswaffe und fällt auch nicht unter die Restriktionen des Waffengesetzes sowie der Waffenverordnung und kann als Sportgerät, ähnlich dem norwegischen Recht, ohne weitere Erlaubnis genutzt werden.
Däne äußert sich gegenüber der Polizei geständig
Am Donnerstagmorgen sei der Mann geständig gewesen. Er gebe die Tatsachen zu, es sei aber unklar, ob er eine kriminelle Schuld einräumt, sagt Polizeianwalt Mathiassen gegenüber der norwegischen Zeitung „Verdens Gang“.
Der Vorfall, der sich am Vorabend des Regierungsantritts des neuen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre ereignete, löst in ganz Norwegen Bestürzung aus. Auch der Sozialdemokrat zeigte sich schockiert. „Das, was wir heute Abend aus Kongsberg hören mussten, zeugt davon, dass eine grausame und brutale Tat begangen worden ist“, sagte Jonas Gahr Støre am späten Abend der Nachrichtenagentur NTB.