Russischer Oligarch lagerte Kunstschätze in Hamburg
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Der russische Oligarch Alischer Usmanow ist reich und steht auf der Sanktionsliste der EU.
© Quelle: Yuri Kochetkov/EPA/dpa
Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist die Liste der Russen, die im Westen unter Sanktionen stehen, länger und länger geworden. Das Vermögen kremlnaher Oligarchen ist außerhalb von Russland seitdem unter genauer Beobachtung.
Das Recherchenetzwerk von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ hat nun den Fall von Alischer Usmanow durchleuchtet. Der Putin-Vertraute und einer der reichsten Männer Russlands soll in Hamburg Kunstwerke im Wert von knapp 5 Millionen Euro gelagert haben. Ermittler stießen demnach bei einer Spedition nahe dem Hamburger Flughafen auf 30 Gemälde. Unter ihnen wohl auch ein Werk des französisch-russischen Malers Marc Chagall.
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© Quelle: pda
Komplize in Hamburg sagt jetzt gegen Usmanow aus
Die Behörden haben Usmanow schon seit Anfang des Krieges im Visier. Derzeit wird gleich wegen mehrerer Steuerdelikte gegen den milliardenschweren Russen ermittelt. Seine Privatjacht, eine der größten der Welt, die 156 Meter lange „Dilbar“, die im Herbst 2021 für Reparaturarbeiten im Hamburger Hafen aufs Trockendock gelegt wurde, hatte erneut die Aufmerksamkeit der Fahnder auf sich gezogen. Eine Durchsuchung der Luxusjacht bestätigte den Verdacht: Hier waren weitere Vermögenswerte versteckt.
Laut der Recherche sollen die Gemälde in der oben genannten Privatjacht nach Hamburg gekommen und im Herbst professionell von Bord gebracht und eingelagert worden sein. Dabei geholfen haben soll ein Hamburger Kunstberater, der dem Bericht zufolge jetzt aber mit den Behörden kooperiert.
Kann Usmanow den Behörden entkommen?
Eigentlich hätte Alischer Usmanow die Kunstschätze in Millionenhöhe anmelden müssen, so verlangt es das „Sanktionsdurchsetzungsgesetz“. Usmanov jedoch streitet jede Verbindung zu den Gemälden ab. Der Oligarch hat eine Strategie, die ihn bereits in vorherigen Fällen vor rechtlichen Konsequenzen bewahrt hat.
Zum einen sind die Vermögenswerte von Usmanow undurchsichtig zwischen Familienmitgliedern und Firmen aufgeteilt. Zum anderen gehören die Gemälde, die Jacht und auch Villen am Tegernsee laut Angaben von Usmanows Sprecher Stiftungen, „an denen Herr Usmanow weder die Kontrolle besitzt noch beteiligt ist“. An dieser Argumentation hält der Russe seit Anfang des Jahres fest.
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Der Oligarch könnte Geschichte machen
Obgleich in Deutschland gleich in mehreren Fällen gegen Usmanow ermittelt wird, ist er wegen der versteckten Kunstwerke bisher nicht angeklagt. Aber das könnte sich ändern. Die Fahnder vermuten, dass der Russe dem deutschen Staat mehr als eine halbe Milliarde Euro Einkommen- und Schenkungssteuer vorenthalten hat. Dieser Betrag ergibt sich unter anderem aus Wertgegenständen, die Ermittler im Sommer in der Villa des Oligarchen in Bayern sichergestellt hatten.
Sollte es zu einem Verfahren kommen, so wäre es das größte Steuerstrafverfahren in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Derzeit ermitteln Gutachter den genaueren Wert der Werke.
RND/rix