Verkehrschaos oder normaler Freitag? Was der ADAC beim Streik auf den Straßen erwartet
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Am Freitag wird im Schienenverkehr gestreikt – führt das zu mehr Staus auf deutschen Autobahnen?
© Quelle: Christophe Gateau/dpa
München. Nach dem großen Warnstreik im öffentlichen Personenverkehr Ende März ist es für Bahnreisende zuletzt weitgehend ruhig geblieben. Nun stehen am Freitag erneut erhebliche Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn an. Auch an manchen Flughäfen wird es wieder zum Arbeitskampf (Donnerstag und Freitag) kommen.
Bereits am 27. März (Montag) bestreikte die EVG den Fern-, Regional- und S‑Bahn-Verkehr. Der Fernverkehr wurde damals vollständig eingestellt, der Regionalverkehr größtenteils. Auch nicht bestreikte Bahnkonkurrenten waren betroffen, weil Beschäftigte in den Stellwerken der DB Netz die Arbeit niederlegten. Verdi sorgte derweil für Stillstand an mehreren Flughäfen, im Nahverkehr und auch auf Wasserstraßen. Der Streik dauerte 24 Stunden. Das ist am Freitag anders, dann sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur von 3 Uhr bis 11 Uhr zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.
ADAC: Nicht mehr Staus als an anderen Tagen auch
Der umfangreiche Warnstreik Ende März hat gezeigt: Das erwartete Verkehrschaos blieb aus. Die Polizei meldete am Morgen des 27. März nur vereinzelt größere Staus. Der ADAC erklärt: „Wer kann, ist im Homeoffice geblieben.“ In den meisten großen Städten hielten sich die Auswirkungen im Berufsverkehr am Morgen in Grenzen, wie auch eine Auswertung des Verkehrsdatenspezialisten Tomtom zeigte.
„Man hatte ja Schlimmstes befürchtet“, betonte die ADAC-Sprecherin Katharina Lucà am Donnerstag gegenüber dem RedaktionsNetzwerk (RND). „Auf den Straßen gab es nicht mehr Staus als an anderen Tagen auch.“ Viele Menschen hätten sich dafür entschieden, im Homeoffice zu bleiben, frühzeitig umzuplanen oder sich anderweitig auf die Ausfälle vorzubereiten.
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ADAC-Sprecherin Katharina Lucà.
© Quelle: ADAC
Begünstigt habe das normale Verkehrsaufkommen auch, dass der große Warnstreik an einem Montag stattfand. „Anhand der Verkehrsdaten aus dem letzten Jahr sehen wir, dass es montags grundsätzlich die wenigsten Staus gibt, weil viele Leute an dem Tag eben noch nicht ins Büro fahren“, sagte die Sprecherin. Höher ist das Aufkommen auf den Straßen dagegen am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, während es am Freitag wieder abnimmt.
ADAC optimistisch vor Warnstreik am Freitag
Dass es auch freitags weniger Verkehr auf den Straßen gibt, stimmt Lucà für den bevorstehenden Streiktag weitgehend optimistisch. „Die Autobahnen sind am Freitagmorgen nicht so hoch frequentiert wie an anderen Tagen. Es kann aber natürlich sein, dass etwas mehr Verkehr auf der Straße ist als sonst und es an der einen oder anderen Stelle hakt“, erklärte die ADAC-Sprecherin. Dazu komme Reiseverkehr wegen des Wochenendes. Eine genaue Prognose sei deshalb schwierig. Mit Blick auf vergangene Streiks wird aber grundsätzlich erneut kein Verkehrschaos erwartet, so Lucà.
Massive Einschränkungen auf der Schiene und in der Luft
Anders als auf den Straßen dürften die Auswirkungen auf der Schiene wie bereits Ende März erheblich sein. Die Deutsche Bahn will den Fernverkehr am Vormittag vollständig einstellen. Ab 13 Uhr soll er zwar schrittweise wieder anlaufen. „Dennoch ist am Freitag bis in die frühen Abendstunden mit bundesweiten Auswirkungen des Streiks auf die ICE- und IC‑Züge zu rechnen“, hieß es. „Alle, die umplanen können, sollten das tun“, sagte Konzernpersonalvorstand Martin Seiler am Mittwoch in Berlin. Im Regional- und S‑Bahnverkehr wiederum sollen nach Ende des Ausstands „zeitnah wieder so viele Verbindungen wie möglich nach dem regulären Fahrplan angeboten werden“. Allerdings sei auch hier im Laufe des Nachmittags mit weiteren Einschränkungen zu rechnen.
Deutsche Bahn rät von Reisen am Freitag ab – und kommt Fahrgästen entgegen
Die Gewerkschaft EVG hat im Tarifstreit mit der Bahn zu einem Streik zwischen 3 und 11 Uhr am Freitagmorgen aufgerufen.
© Quelle: Reuters
Auch an den Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart müssen sich Fluggäste auf deutliche Behinderungen einstellen. „Nach aktuellem Stand werden rund 700 Abflüge an den Flughäfen DUS, HAM + CGN nicht stattfinden“, teilte der Flughafenverband ADV am Mittwoch mit. Rund 100.000 Fluggäste seien betroffen. Der Hamburger Flughafen kündigte etwa an, dass wegen des Warnstreiks am Donnerstag und Freitag alle Abflüge gestrichen würden. In Stuttgart werden am Freitag längere Wartezeiten, Flugausfälle oder ‑streichungen erwartet.
EVG-Treffen mit der Deutschen Bahn am Dienstag
Die EVG verhandelt derzeit in zweiter Runde nach und nach mit rund 50 Eisenbahnunternehmen. Mit der Deutschen Bahn ist das nächste Treffen für den kommenden Dienstag angesetzt. Sollte es dabei keine Einigung geben, kommen beide Seiten voraussichtlich erst Ende Mai wieder zusammen. So lange dauert es, bis die EVG auch mit den anderen Unternehmen verhandelt hat. Die Gewerkschaft hat zuletzt deutlich gemacht, dass Warnstreiks während Verhandlungsrunden jederzeit denkbar seien.
mit Agenturmaterial