Mehr Bedürftige und gestiegene Lebensmittelpreise

„Die Tafeln sind derzeit so sehr gefordert, wie nie zuvor“

Ein Helfer legt Brote bei der Göttinger Tafel e.V. in eine Kiste.

Ein Helfer legt Brote bei der Göttinger Tafel e.V. in eine Kiste.

Göttingen/Berlin. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Geflüchtetenzustrom aus der Ukraine belasten die Tafeln in ganz Deutschland. Die aktuelle Lage ist nach Ansicht des Dachverbands Tafel Deutschland e.V., in dem die 960 gemeinnützigen Tafeln in Deutschland organisiert sind, dramatisch. „Die Tafeln sind derzeit so sehr gefordert, wie nie zuvor“, sagte Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Dienstag.

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Grund dafür seien vor allem die gestiegenen Lebensmittelpreise und die Folgen des Krieges in der Ukraine. „Unsere Ehrenamtlichen stoßen an ihre Belastungsgrenzen, auch weil sie in den letzten beiden Jahren durch die Corona-Pandemie schon extrem gefordert wurden“, führte er aus. Zudem würden die Lebensmittelspenden an die Tafeln zurückgehen.

Jochen Brühl, Vorsitzender des Tafel Deutschland e. V.

Jochen Brühl, Vorsitzender des Tafel Deutschland e. V.

Besonders fehlen würden lang haltbare Lebensmittel wie Öl, Mehl, Nudeln und Zucker. „Diese Produkte bekommen wir grundsätzlich seltener gespendet, sie werden aber dringend benötigt“, erklärte Brühl. Viele Tafeln berichten dem Verband zudem, dass auch die Anzahl der zur Verfügung stehenden frischen Lebensmittel wie Obst und Gemüse oder Molkereiprodukte teils deutlich zurückgehen.

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„Supermärkte bemühen sich, solche Waren kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums reduziert anzubieten. Insgesamt sind Lieferketten durch den Krieg und die anhaltende Pandemie gestört. Ein weiterer Grund ist, dass viele Lebensmittel direkt in die Ukraine gespendet werden“, sagte der Verbandsvorsitzende. Die Monate zwischen Weihnachten und Ostern seien im Jahresvergleich ohnehin spendenschwächer.

Konkrete Angaben, wie stark die Zahl der Menschen gestiegen ist, die das Angebot der Tafeln in Deutschland nutzen, können laut Brühl nicht gemacht werden. „Das ändert sich täglich. Aber es sind deutlich mehr geworden, nicht nur wegen der geflüchteten Menschen aus der Ukraine, sondern auch durch die Menschen, die sich wegen der gestiegenen Preise keine Lebensmittel mehr leisten können“, machte Brühl deutlich.

Verband bittet um Unterstützung

Der Tafelverband bittet nun um Hilfe aus der Bevölkerung – egal ob Lebensmittel- oder Geldspenden. „Auch Tafeln haben feste Ausgaben, deren Kosten gestiegen sind und nicht eingespart werden können. Wir brauchen dringend Unterstützung“, betonte Brühl. Dazu gehören etwa Mieten, Strom- und Heizkosten, Energiekosten, die beim Kühlen der Lebensmittel entstehen, sowie Spritkosten, da die Tafeln mit Fahrzeugen Lebensmittel abholen und transportieren müssen. Ebenso wichtig sei ehrenamtliche Hilfe. „Unsere Ehrenamtlichen sind teilweise rund um die Uhr im Einsatz. Fragen Sie bei der Tafel in Ihrem Ort, wie Sie unterstützen können“, sagte Brühl.

Göttinger Tafel: „Seit Mitte März einen stetigen Zustrom“

Einen Eindruck vermittelt die Tafel Göttingen in Niedersachsen. Dort ist die Zahl der Bedürftigen seit Anfang März von rund 900 auf etwa 1500 Menschen angestiegen. „Seit Mitte März haben wir einen stetigen Zustrom“, sagte Geschäftsleiter Moritz Wiethaup. Um alle Menschen versorgen zu können, seien bereits die Öffnungszeiten ausgeweitet worden. Dennoch stößt die Einrichtung an ihre Grenzen.

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Moritz Wiethaup, Geschäftsführer der Göttinger Tafel e.V.

Moritz Wiethaup, Geschäftsführer der Göttinger Tafel e.V.

Durch die Pandemie seien Mitarbeitende verloren gegangen, zudem würden die Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen immer wieder mit Infektionen ausfallen. Gleichzeitig fehlt es an genügend Lebensmitteln, um alle Bedürftigen ausreichend zu versorgen.

RND/nis mit dpa

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