Patenschaftsnetzwerk warnt

„Situation für ehemalige Ortskräfte ist schlimm“: Hunderte hoffen in Afghanistan noch auf Evakuierung

Ein Bundeswehrsoldat (l) und ein Dolmetscher (r) sprechen nahe Kundus im Distrikt von Char Darreh mit einem Mann. (Archivbild)

Ein Bundeswehrsoldat (l) und ein Dolmetscher (r) sprechen nahe Kundus im Distrikt von Char Darreh mit einem Mann. (Archivbild)

Berlin. In Afghanistan warten nach Angaben des Patenschaftsnetzwerkes Afghanische Ortskräfte noch immer Hunderte Helfer der Bundeswehr auf die Chance einer Ausreise, um der Gefahr durch die Taliban zu entrinnen. Das Netzwerk stehe allein mit rund 200 Menschen in Kontakt, die als ehemalige Ortskräfte der Bundeswehr zwar eine Aufnahmezusage aus Deutschland, aber keinen Reisepass zur Ausreise hätten, sagte Qais Nekzai vom Patenschaftsnetzwerk dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Organisation unterstützt ehemalige Helfer der Deutschen.

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Hinzu kämen Hunderte Menschen, die vor 2013 Ortskräfte der Bundeswehr waren und damit keine Aufnahme in Deutschland beantragen könnten. Sie riefen ständig an in der Hoffnung, dass auch sie Aufnahmezusagen bekommen könnten, sagte Nekzai, der selbst in Afghanistan Übersetzer im Dienst der Bundeswehr war. Die Gefahr für sie sei nicht geringer als für Menschen, die später als Ortskräfte der Bundeswehr tätig waren, erklärte er.

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„Die Situation für ehemalige Ortskräfte ist schlimm“, sagte Nekzai. Sie lebten versteckt, versuchten, bei Verwandten unterzutauchen, wechselten ständig den Wohnort. „Sie hoffen weiter, dass sie herausgeholt werden“, berichtete Nekzai, der im regelmäßigen Kontakt mit den Ortskräften steht. „Ich weiß, wie gefährlich Afghanistan für sie ist“, sagte der Dolmetscher, der Ende 2014 nach Deutschland kam: „Hätten mich die Taliban gefunden, hätte ich keine Chance gehabt.“

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Bundesregierung verprach wiederholt, ehemalige Helfer aufzunehmen

Nekzai zufolge gibt es für die Menschen mit Aufnahmezusage, aber ohne Pass in Afghanistan nur die Chance, sich auf dem Schwarzmarkt Dokumente zu besorgen. „Bei den Behörden einen Pass zu bekommen, ist unmöglich“, sagte er. Der andere Weg koste viel Geld. Dafür reichten die privaten Spenden an das Patenschaftsnetzwerk nicht aus. „Wir brauchen finanzielle Unterstützung“, sagte er.

Nach dem Abzug der internationalen Streitkräfte und der erneuten Machtübernahme der Taliban im vergangenen August in Afghanistan hat die Bundesregierung wiederholt versprochen, ehemalige Helfer der Deutschen aufzunehmen. Nach Angaben des Auswärtigen Amts werden mehrere Hundert Menschen pro Woche ausgeflogen, in der Regel über Pakistan. Sie haben es meist schon geschafft, Afghanistan zu verlassen.

Bis Freitag beraten die Innenminister von Bund und Ländern in Würzburg. Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl hatte im Vorfeld mehr Engagement von den Verantwortlichen für die noch zurückgeblieben Helfer der Deutschen gefordert.

RND/epd

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